Stein am Rhein plant nachhaltigen Hof-Tausch

Die Stadt Stein am Rhein tauscht den Hof Unterwald gegen den Erlenhof, um Trinkwasserschutz, Landwirtschaft und Betriebsbedingungen zu optimieren.

Aussicht über Stein am Rhein.
Aussicht über Stein am Rhein. - Nau.ch / Miriam Danielsson

Wie die Stadt Stein am Rhein beichtet, ist die Stadt Eigentümerin von insgesamt 150 Hektaren Landwirtschaftsland, was einer Fläche von rund 200 Fussballfeldern entspricht. Ausserdem besitzt sie vier Landwirtschaftsbetriebe, deren Pachtverträge demnächst auslaufen – oder in einem Fall bereits ausgelaufen ist.

Die Zukunft in Bezug auf die Landwirtschaft muss also neu aufgegleist werden. Das stellt die Stadt vor grosse Herausforderungen. Denn die Pachtbetriebe sind in einem schlechten baulichen Zustand.

Sie haben ihren Lebenszyklus längst überdauert und müssen dringend saniert werden. Die dafür notwendigen Gesamtkosten werden auf sieben bis acht Millionen Franken geschätzt.

Hinzu kommen historisch gewachsene Ungleichheiten bei der Flächenausstattung der Betriebe. Einzelne Höfe verfügen heute über zu wenig Land, als dass sie Aussicht auf rentable Bewirtschaftung bieten könnten.

Leitbild und Strategie erarbeitet

Das Auslaufen der Pachtverträge war für den Stadtrat die Initialzündung, um die beschriebenen und sich über die Jahrzehnte akzentuierenden Problematiken anzupacken und einer nachhaltigen und für alle Beteiligten gewinnbringenden neuen Gesamtlösung zuzuführen.

Unter Beizug von Fachexperten hat der Stadtrat ein Leitbild und eine darauf basierende Landwirtschaftsstrategie erarbeitet. Die Gewährleistung von wettbewerbsfähigen Produktionsstrukturen, der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung bilden die Säulen dieser Strategie.

Für jeden der vier städtischen Pachtbetriebe – dazu gehören das Rhygüetli sowie die auf Hemishofer Gemeindegebiet gelegenen Höfe Oberwald 1, Oberwald 2 und Unterwald – ist oder wird ein massgeschneiderter Entwicklungsvorschlag konzipiert.

Es handelt sich dabei um separate Projekte, die inhaltlich und zeitlich losgelöst voneinander bewertet und umgesetzt werden können und über die folglich auch einzeln abgestimmt wird. Aber sie alle dienen dem gleichen Zweck, nämlich das Landschaftsbild und die Landwirtschaft nachhaltig zu schützen und zu stärken.

Wertneutraler Tausch von hohem Nutzen

Das erste Teilprojekt ist fertig ausgearbeitet und somit abstimmungsreif. Es betrifft den Hof Unterwald in Hemishofen. Der Pachtvertrag läuft im ersten Quartal 2027 aus.

Die Stadt müsste einen neuen Pächter suchen und den Hof zuvor für mindestens 1,5 Millionen Franken sanieren, um ihn überhaupt pachtfähig zu halten.

Der Stadtrat verfolgt aber andere, nachhaltigere Pläne. Der Hof Unterwald soll abgetauscht werden mit dem sich heute in Privatbesitz befindlichen Erlenhof in Stein am Rhein.

Das beabsichtigte Tauschgeschäft bringt sowohl dem heutigen Betreiber und Eigentümer des Erlenhofs, Stefan Derrer, als auch der Stadt, welche auf die Belange des Gemeinwohls zu berücksichtigen hat, gewichtige Vorteile.

Flächentausch schützt Trinkwasser und stärkt Betrieb

Auf dem Erlenhof wird heute Milchwirtschaft betrieben. Grosse Teile der Nutzfläche befinden sich in Hanglage und ausserdem in der Trinkwasserschutzzone. Das ist problematisch.

Angesichts der kontinuierlich gestiegenen gesetzlichen Anforderungen müsste der Erlenhof in absehbarer Zeit mit entschädigungspflichtigen betrieblichen Einschränkungen belegt werden zum Schutz der Trinkwasserversorgung der Stadt.

Durch den Tausch wird der Standortkonflikt gelöst. Darüber hinaus bietet der Hof Unterwald dem neuen Eigentümer dank der deutlich grösseren Betriebsfläche auch wirtschaftlich interessantere Rahmenbedingungen.

Stadt sichert Trinkwasserschutz und nutzt Potenzial

Die Stadt ihrerseits sichert sich mit dem Tausch das für die Trinkwasserversorgung wichtige Land am Klingenhang. Darüber hinaus kann sie mit dem durch den Tausch freiwerdenden Pachtland eine Neuzuteilung vornehmen und eine Flächenaufstockung der anderen Landwirtschaftsbetriebe absichern.

Eine Potenzialstudie zeigt auf, wie der Erlenhof durch die Stadt künftig genutzt werden könnte: Etwa für den Aufbau einer vernetzten ökologischen Infrastruktur oder für soziale, heilpädagogische oder touristische Dienstleistungen.

Wie unabhängige Marktwertschätzungen belegen, kompensiert der intakte Zustand der Erlenhof-Gebäude und der damit verbundene, höhere Verkehrswert einen Teil des Wertverlusts durch die geringere Landfläche.

Ausserdem würden die Sanierungskosten des Hofs Unterwald durch den neuen Eigentümer getragen. In Ergänzung mit den entwicklungs-strategischen Vorteilen kann der Entflechtungstausch unter dem Strich gleichwertig und damit kostenneutral erfolgen.

Einwohnerrat entscheidet vor Urnenabstimmung

Der Einwohnerrat wird voraussichtlich noch in diesem Jahr über den geplanten Tausch der beiden Liegenschaftsbetriebe Unterwald und Erlenhof befinden. Vorbehältlich der Zustimmung durch den Einwohnerrat können die Stimmberechtigten im Frühjahr 2026 an der Urne über den erforderlichen Tausch abstimmen.

Der Stadtrat wird das Geschäft am 22. Oktober 2025 im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung (Mehrzweckhalle Schanz, 19.30 Uhr) im Detail vorstellen und Fragen aus dem Publikum beantworten.

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