Klara Häfliger: «Waldwindpark macht uns alle zu Verlierern»
Nach zehn Jahren als Präsidentin der SP Reinach gibt Klara Häfliger ihr Amt 2022 in jüngere Hände weiter. Wir haben mit ihr über die Partei gesprochen.
Wie kommt Reinach zu mehr Biodiversität? Können zu viel gekaufte Esswaren bald zurückgegeben werden? Das sind nur zwei Fragen, welche die SP Reinach derzeit beschäftigen. Daher ist die Partei auch damit beschäftigt, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die sich grünen Themen widmet.
Seit zehn Jahren ist Klara Häfliger bereits Präsidentin der SP Reinach. Worüber sich die SP Reinach seit Jahren die Zähne ausbeisst? Wir haben mit der Parteipräsidentin über aktuelle Themen sowie den politischen Nachwuchs gesprochen.
Nau.ch: Wofür setzt sich die SP Reinach im Allgemeinen ein?
Klara Häfliger: Ein grosses Anliegen der SP Reinach war in letzten Jahren Tempo 30. Leider hat es sich in Reinach vorderhand nicht realisieren lassen, obwohl unser Gemeinderat Ruedi Lanz, aktuell Vizeamman, in der Verkehrspolitik durchaus hat Akzente setzen können.
In Vorbereitung ist eine Arbeitsgruppe, die sich grünen Themen widmet. Es soll aber überparteilich angegangen werden, denn nur so entwickelt sich notwendig Sinnvolles auf dem Land.
Wie können wir in Reinach zu mehr Biodiversität kommen, vielleicht auf Land, welches der Gemeinde gehört? Dass die grünen Themen in der Parteidiskussion im Moment so wichtig sind, hängt klar mit dem Ressort zusammen, für das unser SP-Mandatsträger seit einem Jahrzehnt zuständig sein darf. Herzlichen Dank allen SP-Wählenden für seine Wiederwahl!
Natürlich lassen sich grün und sozial gut verbinden, sind beide Flügel in der SP seit Jahrzehnten Tradition. Vielleicht entsteht in Reinach demnächst ein Ort, wo Menschen zu viel gekaufte Esswaren zurückgeben und andere, die weniger betucht sind, sich frei bedienen könnten.
Nau.ch: Welche Themen beschäftigen Ihre Partei aktuell?
Klara Häfliger: Bald ist Gemeindeversammlung. Die SP Reinach trifft sich in deren Vorfeld, um Anstehendes zu debattieren; denn miteinander demokratisch unterwegs sein, ist unsere Kerndisziplin. Wir treffen uns im Volkshaus, an dem nach wie vor unser Frauenanliegen-Plakat hängt.
Nau.ch: Was gefällt Ihnen an der Region Reinach besonders?
Klara Häfliger: Ehrlich gesagt, der Waldkranz rundherum, der bis dato intakt bleiben durfte. Eine Mehrheit der SP Reinach befürchtet nach wie vor, dass besagter Rickenbacher Waldwindpark uns Aargauer im Tal alle zu Verlierern macht.
Es ist unsäglich, wie die Luzerner Nachbargemeinde/Korporation nicht zum Entscheid kommt und das Thema seit Jahren als Damoklesschwert über unseren Köpfen schwebt. An ebendieser Frage hat sich die SP Reinach die Zähne ausgebissen, denn in dem Punkt sind wir nicht einstimmig. Da heisst es, sich basisdemokratisch immer neu zusammenzuraufen.
Die Mehrheit hofft auf ein Einsehen, dass Windkraft oben im Stierenberg nicht einmal subventioniert irgendeinen Sinn macht. Stattdessen wäre mehr Initiative betreffend Solarenergie längst angebracht. Und auch über sinnloses Überkonsumieren müsste gemeinsam nachgedacht werden: Es ist höchste Zeit!
Nau.ch: Wie steht es um den Nachwuchs in Ihrer Partei? Wie motivieren Sie den Nachwuchs für die Politik?
Klara Häfliger: Ehrlich gesagt, wir würden uns mehr erhoffen. Aber immerhin findet sich ein junger Nachfolger, der die SP Reinach ab nächstes Jahr als Präsident ins digitale Zeitalter führen wird. Ich trete unter anderem zurück, weil ich als Nicht-Smartphone- und Facebook-Begeisterte für diese notwendige Sache denkbar schlecht gerüstet bin. Er ist dazu hochmotiviert.
Nau.ch: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der SP Reinach?
Klara Häfliger: Viele junge Leute, die – mit mir und ohne mich – Klimademos besuchen und die bereit sind, ehrenamtlich an Stellen zu arbeiten, die oft nur mit reiner Undankbarkeit quittiert werden.
Zur Person
Klara Häfliger ist seit zehn Jahren Präsidentin der SP Reinach. Die 65-Jährige ist selbst in der Gemeinde wohnhaft und nach einem Trauerfall alleinstehend und in wesentlicher Neuorientierung.
Zu ihren Hobbys zählen das Schreiben (Romanprojekt) und Kochen. Sie nimmt sich gerne Zeit für wichtige, tiefgründige Beziehungen und widmet sich einer Weiterbildung in fundamentalen Lebensfragen, die von polarisierender Streit-Partei-Politik nichts wissen wollen. «Alle sollten sich ihrer eigenen Widersprüchlichkeit bewusst sein, nur das führt uns gemeinsam ins Zukunftsgespräch», sagt Klara Häfliger.
