Unwetter sorgt für Zwangsnutzungen im Niedergösger Wald
Die urplötzliche Lichtung inmitten des Waldes zwischen Stüsslingen und Niedergösgen sorgte bei vielen für Stirnrunzeln. Revierförster Lüdi klärt auf.

Markus Lüdi ist einer von zwei Revierförstern des Forstbetriebs Niederamt, welche die Gemeinden betreut.
In das Forstrevier Niederamt gehören auch Stüsslingen und Niedergösgen – und damit auch das Waldstück an der verbindenden Strasse, welches in den vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit von Autofahrern und Waldgängern auf sich lockte.
Grund dafür ist die Lichtung in Richtung Stüsslingen, welche durch Abholzung entstanden ist. Wo vorher meterhohe Bäume Richtung Himmel ragten, präsentiert sich nun ein kahles Waldstück.

«Ein Wintersturm Anfang des Jahres hat diesen Waldteil verwüstet, was zu einer Zwangsnutzung führte. Das nach Osten verlaufende Unwetter hat Bäume und Pflanzen schwerwiegend beschädigt. Aus diesem Grund wurde vom Bewirtschafter die Schlagräumung vollzogen, was das entlaubte Erscheinungsbild jedoch noch zusätzlich verstärkt.

Nun lässt man die Natur für sich arbeiten: «Der Bewirtschafter warten ab, was nun keimt und was er für die nächste Generation übernehmen kann. Erst nachher wird bestimmt, ob und wo noch neu bepflanzt werden muss. Das übriggebliebene Totholz bildet dabei neuen Lebensraum für die Waldtiere.»
Kahl bleibt der Waldteil nicht: «Es ist im Auftrag des Waldeigentümers zu entscheiden, mit welchen Baumarten die Fläche später wieder begründet wird.»
Trockenheit sorgt für Borkenkäfer-Problem
Als Revierförster ist Lüdi täglich im Niederämter Wald unterwegs, dennoch mache der Administrative Aufwand ein grosser Teil der Arbeit aus. In einem «normalen» Jahr, ohne unvorhergesehene Ereignisse, wird jetzt die nächste Nutzung des Waldes vorbereitet und gezeichnet und der Maschineneinsatz geplant.
Nicht nur Unwetter auch die zunehmende Trockenheit machen dem Wald mehr und mehr zu schaffen. Das grösste Problem: Der Befall vom «Buchdrucker», Borkenkäfer.

Der Revierförster erklärt: «Die zunehmende Trockenheit ist für die Flora und Fauna im gesamten Wald eine Belastung: «Durch das verändernde Klima sendet die Fichte ein Stresshormon aus, welches den Borkenkäfer anlockt.»
Da im Wald keine chemischen Substanzen eingesetzt werden dürfen, besteht die einzige Lösung darin, befallene Bäume zu beseitigen: «Diese werden nach der Fällung entweder entrindet oder direkt abgeführt, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.»
Auch im Niedergösger Wald, ein Stück weiter die Strasse hinunter, hat der Buchdrucker zu Zwangsnutzungen geführt. Im Erlinsbacher Wald wurden vergangenes Jahr gar zwei Hektaren aufgrund des Eindringlings zwangsgenutzt.
«Der Wald gehört nicht jedem»
Gerade in der Corona-Zeit verzeichnet Lüdi einen vermehrten Ansturm auf das Waldgebiet. Der Wald sei offen für jeden, allerdings dürfe nicht vergessen werden:
«Der Wald gehört nicht jedem. Jeder Waldabschnitt hat einen Eigentümer, welcher für diesen auch finanziell für diesen aufkommt. Dahinter steht ausserdem immer ein Bewirtschafter, welcher für die Instandhaltung verantwortlich ist.» Deshalb solle man Waldwege auch im Sinne eines Gastes betreten – und respektieren.
Angst um den Wald muss man laut Lüdi trotz der bestehenden Faktoren nicht haben: «Die Natur findet immer ihren Weg. Der Wald wird nicht so einfach verschwinden. Dennoch gilt es, Sorge zu tragen.»