Drogen

Zürich bleibt auf Drogen-Gegenmittel für 30'000 Franken sitzen

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Die Stadt Zürich hat sich für rund 30'000 Franken mit Naloxon-Nasensprays eingedeckt. Bisher ist aber keiner davon zum Einsatz gekommen.

Nasenspray
Der Naloxon-Nasenspray kann Süchtigen das Leben retten. - Screenshot Youtube/Deutsche Aidshilfe

Das Wichtigste in Kürze

  • Naloxon-Nasensprays sind eine Notfalltherapie bei Überdosis der Droge Fentanyl.
  • Die Stadt Zürich hat im Februar Sprays bestellt und noch keinen davon genutzt.
  • Experten schätzen die Lage um die befürchtete Fentanyl-Welle ein.

Zürichs Partnerstadt steckt in einer schweren Drogenkrise. Über 600 Menschen sterben 2024 in San Francisco an einer Drogenüberdosis. Meist haben sie Fentanyl konsumiert – ein synthetisches Opioid, das 50-mal stärker ist als Heroin.

Erschreckende Bilder von Abhängigen der «Zombie-Droge» gehen regelmässig um die Welt. Zu sehen sind Süchtige, die vollgepumpt mit der Droge minuten- bis stundenlang starr nach vorne gebückt an den Strassenrändern stehen.

«Fentanyl-Falte» heisst die Position im Volksmund. In den ganzen USA kostete die Droge 2024 über 100'000 Menschen das Leben.

Solche Zustände will die Stadt Zürich vermeiden.

Beschaffte Gegenmittel laufen bald ab

Im Februar bestellte sie darum bei der Klus Apotheke 1000 Naloxon-Nasensprays. Das Gegenmittel kommt bei einer Überdosis Fentanyl als Notfalltherapie zum Einsatz.

Bis jetzt wurde aber keiner der Sprays eingesetzt, wie die Stadt Zürich gegenüber Nau.ch bestätigt.

Gibt es in deiner Stadt viele Drogenabhängige?

Ewig haltbar sind die Sprays nicht. «Die aktuell produzierten Naloxon Nasensprays weisen eine Haltbarkeit von 18 Monaten auf», sagt Silvana Trapasso. Sie ist Mediensprecherin der Städtischen Gesundheitsdienste.

Schon nächsten Sommer drohen die Dosen im Wert von rund 30'000 Franken – ein Spray kostet rund 30 Franken – abzulaufen.

Haltbarkeitsdauer könnte erhöht werden

Laut Trapasso hat die Stadt Zürich mit der Klus Apotheke aber eine Vereinbarung getroffen. So würden in einem begleitenden und beschleunigten Verfahren Stabilitätsdaten generiert.

«Die Daten werden zur Beurteilung einer Verlängerung der aktuellen Haltbarkeit auf maximal 30 bis 36 Monate beigezogen.»

Fentanyl
Die Naloxon-Nasensprays sind 18 Monate haltbar. - Screenshot / Youtube

Die definierte Haltbarkeitsdauer wird laut Trapasso in jedem Fall regelmässig bis mindestens zum Ende der Haltbarkeitsfrist begleitend überprüft.

«Bei Erreichung der Haltbarkeitsgrenze werden die Nasensprays durch die Stadt Zürich oder die Klus Apotheke fachgerecht entsorgt.»

Parallel dazu werde die Neuherstellung oder die Bestellung eines alternativen Produkts frühzeitig eruiert. «Sodass keine Versorgungslücke entsteht.»

Mehr Todesfälle wegen Opioiden

Von einer anrollenden Fentanyl-Welle scheint die Stadt Zürich jedoch weit entfernt zu sein.

«Fentanyl wurde in der Stadt Zürich noch nicht nachgewiesen», stellt Stefan Rüegger klar, Mediensprecher des Sozialdepartements.

Lediglich in drei Fällen haben das Drogeninformationszentrum Zürich und das Forensische Institut Zürich hochpotente synthetische Opioide nachgewiesen.

In allen drei Fällen handelt es sich laut Rüegger um als Oxycodon deklarierte Pillen, die Nitazene enthielten. «Also gefälschte Oxycodon-Pillen.»

Rüegger sagt, dass der nicht-medizinische Konsum von synthetischen Opioiden grosse Risiken berge.

In mehreren europäischen Ländern habe die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit synthetischen Opioiden in den letzten Jahren zugenommen.

«Darum hat die Stadt Zürich in engem Austausch mit anderen Städten einen Massnahmenplan entwickelt.» Dies, um das Auftreten synthetischer Opioide frühzeitig zu erkennen sowie unmittelbar und wirksam darauf reagieren zu können.

Ampullen und Sprays

Auch die Stadt Bern registriert im Rahmen des Drugchecking-Programms bisher drei nachgewiesene synthetische Opioide.

Die Stadt Bern wappnet sich mit Naloxon-Ampullen für eine Fentanyl-Krise. «Die Mitarbeitenden können das Medikament über einen venösen Zugang oder mittels Zerstäuber an der Spritze auch nasal verabreichen.» Dies sagt Martin Müller, Mediensprecher von Schutz und Rettung Bern.

Fentanyl
Rettungsdienste sind mit Naloxon in Ampullen ausgerüstet. - keystone

Über Ampullen verfügen auch die Rettungskräfte in Zürich. Der Nasenspray ist als lebensrettendes Medikament für den Einsatz bei Betroffenen respektive Süchtigen gedacht.

«Bevor die Rettungskräfte vor Ort sind», sagt Sonja Nodup, Mediensprecherin der Städtischen Gesundheitsdienste.

Neue Teststreifen für Fentanyl

Trotz der wenigen Fälle ist die Gefahr einer Fentanyl-Welle in der Schweiz für Drogenfachstellen nicht gebannt.

Ob der Konsum von Fentanyl noch zum Problem werden könnte, sei aktuell schwierig abzuschätzen. Dies sagt Simone Schär, Suchtexpertin bei Contact, der Stiftung für Suchthilfe.

«Aus umliegenden Ländern wissen wir jedoch, dass diese Substanzen dort in gewisser Häufigkeit und Regelmässigkeit konsumiert werden.»

Contact setzt in ihren Anlaufstellen sowie im stationären Drug Checking neue Teststreifen für Fentanyl ein. «Dabei geht es vor allem darum, herauszufinden, ob Heroinproben hochpotente, synthetische Opioide beigemischt sind», sagt Schär.

Falle ein solcher Test positiv aus, liessen sie die Substanz im Labor genauer untersuchen.

«Ganzes Notfallsystem auf Kopf stellen»

Sucht Schweiz ortet ein Risiko, das zurzeit am bekanntesten ist.

«Dass jemand über das Internet Substanzen bestellt und diese mit Fentanyl oder Nitazenen gestreckt wurden», sagt Mediensprecherin Monique Portner-Helfer. Sofern eine solche Substanz dem Eigenkonsum diene, gebe es vielleicht punktuell einen Notfall.

Anders sehe es aus, wenn eine solche Person die Substanz weitergebe oder verkaufe. «Dann können es schnell mehrere sein und das ganze Notfallsystem auf den Kopf stellen.»

Kommentare

User #1298 (nicht angemeldet)

Lasst die doch für immer schlafen

User #3666 (nicht angemeldet)

Am besten wäre kalter entzug

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