Die Stadt Luzern und der Kantonale Schreinerverband machen bei der beruflichen Integration von Flüchtlingen Nägel mit Köpfen und lancieren gemeinsam den Lehrgang «Perspektive Holz»
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Symbolbild - Gemeinde Sempach

Die Stadt Luzern und der Kantonale Schreinerverband machen bei der beruflichen Integration von Flüchtlingen Nägel mit Köpfen und lancieren gemeinsam den Lehrgang «Perspektive Holz». Die Schreiner erhoffen sich davon mehr Fachkräfte, die Stadt weniger Sozialausgaben. Es ist eine Art ausgebauter Vollzeit-Werkunterricht, den neun Flüchtlinge oder vorläufig aufgenommene Personen ab August in Hohenrain LU in Angriff nehmen können. Drei Tage Berufsausbildung, zwei Tage Allgemeinbildung und Sprachkurse enthält die Woche jener Personen künftig, die sich im Programm «Perspektive Holz» ausbilden lassen. Dazu kommen zwei dreiwöchige Betriebspraktika. Im Zentrum des Unterrichts stehe das Objekt, sagte Andreas Schädler, Geschäftsleiter des Verbandes Luzerner Schreiner am Dienstag anlässlich der Präsentation des neuen Integrationsangebots, das die Stadt Luzern finanziert. Noch stehe der Lehrgang nicht im Detail, denkbar sei etwa, dass die Auszubildenden einen Zeitungsständer aus Holz fertigen und dabei die nötigen Techniken und Maschinen kennenlernen.

Am ersten Informationsanlass interessierten sich 19 Personen für «Perspektive Holz», mehrheitlich aus Eritrea, aber auch Syrien. Darunter war eine Frau.

Sprache als Hürde

Wer das Programm absolviert, kann nach einem Jahr in die Lehre mit dem eidgenössischen Berufsattest einsteigen. Bis 2020 sind zwei Lehrgänge gesichert. Sie sind Bestandteil der Massnahmen, mit denen die Stadt Luzern die berufliche Integration von Flüchtlingen fördern will. Dafür hat das Parlament 1,5 Millionen Franken gesprochen. Pro Durchführung von «Perspektive Holz» stehen rund 300'000 Franken zur Verfügung, wie Stefan Liembd, Leiter Abteilung Soziale Dienste bei der Stadt, erklärte. Der grössere Teil ist dem Leistungsauftrag gewidmet, den der Schreinerverband erhält und damit unter anderem Fachkursleiterkosten oder Lokalitäten berappt. Der Rest deckt die Kosten für den Sprachunterricht. Die Sprache sei nämlich - neben kulturellen Gepflogenheiten wie Pünktlichkeit - eine grosse Hürde bei der Integration von Flüchtlingen im Betrieb, sagte Basil Gasser, Firmeninhaber des Fenster- und Jalousienproduzenten Gawo Gasser in Wolhusen. Er beschäftigt in seinem Betrieb bereits zwei Flüchtlinge. Dank des Projekts hätten die auszubildenden Flüchtlinge künftig bessere Deutschkenntnisse. Überdies erhofften sich die Holzbauer mehr Vorwissen zu den Personen. Motivation für das Engagement der Branche seien einerseits die fehlenden Fachkräfte und anderseits eine gesellschaftliche Verpflichtung. Die neuen Bewohner des Landes müssten sich selber durchs Leben bringen können.

Kanton zahlt zehn Jahre

Dabei sei das Engagement sowohl im Verband als auch im Betrieb anfänglich auch auf Skepsis gestossen. Allerdings habe sich Vieles bewegt, zumal die Holzbauer zur Einsicht gekommen seien, dass ihre Branche dank ihrer Durchlässigkeit für eine solche Ausbildung gut geeignet sei, sagte Gasser. Die Stadt Luzern auf der anderen Seite hat grosses Interesse daran, die Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen früh ins Berufsleben zu integrieren. Während für sie nämlich am Anfang der Kanton finanziell aufkommt, müssen die Wohngemeinden einspringen, wenn diese nach zehn Jahren noch Sozialhilfe brauchen. Rund 1000 Flüchtlinge oder vorläufig Aufgenommene in der Stadt Luzern haben keine Arbeit.

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