Thomas Tribelhorn (GLP BL): «Wollen Wende zur Kreislaufwirtschaft»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Liestal,

Thomas Tribelhorn kandidiert bei den Nationalratswahlen 2023 für die GLP Baselland. Er strebt den Umbau des Energiesystems an – hin zu erneuerbarer Energie.

Thomas Tribelhorn GLP
Thomas Tribelhorn, Nationalratskandidat der GLP Baselland. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Parteipräsident der GLP Baselland, Thomas Tribelhorn, will in den Nationalrat.
  • Durch die Erneuerbaren könne der Schweizer Energiebedarf gut gedeckt werden, sagt er.
  • Er hofft, dass die GLP an die Erfolge der letzten Monate anknüpfen kann.

Bisher konnte die GLP noch nie einen Nationalratssitz im Kanton Baselland gewinnen. Doch die Partei ist im Aufschwung – Thomas Tribelhorn ist überzeugt, die Wahl zu schaffen. Nau.ch hat ihn zu seiner Kandidatur befragt.

Nau.ch: Sie stehen für eine klimafreundliche Politik ein – durch Umbau des Energiesystems hin zu erneuerbarer Energie. Kritiker befürchten, dass so der Schweizer Energiebedarf nicht gedeckt werden kann. Weshalb widersprechen Sie dieser Aussage?

Thomas Tribelhorn: Heute werden in der die Schweiz über das Jahr rund 60 Terawattstunden (TWh) Strom produziert und verbraucht, wobei wir im Sommer mehr und im Winter weniger produzieren als verbrauchen.

Die Umstellung der Mobilität auf Elektrofahrzeuge und der Ersatz fossiler Heizungen wird zu einem zusätzlichen Bedarf von circa 20 TWh führen. Mit dem Ausstieg aus der Atomkraft müssen nochmals rund 20 TWh Strom ersetzt werden. Das führt zu einem Nettobedarf von rund 40 TWh.

Das technisch realisierbare Potenzial der Photovoltaik, also der Produktion von Solarstrom auf bestehenden Dächern, Fassaden und Infrastrukturen sowie der Bau von hochalpinen Solaranlagen liegt bei rund 130 TWh, wie die Berner Fachhochschule gezeigt hat. Zusätzlich besteht ein technisch realisierbares Potenzial an Windenergie von rund 30 TWh Strom. Gesamthaft könnten wir mit Solar- und Windstrom rund die vierfache Strommenge produzieren, die notwendig wäre.

smartspider
Der Smartspider von Thomas Tribelhorn. - Smartvote/Sotomo

Nau.ch: Sie wollen die «liberale Wirtschaftsordnung bewahren». Was läuft aus Ihrer Sicht im Moment gut, was würden Sie hingegen ändern?

Tribelhorn: Wir sehen in der liberalen Wirtschaftsordnung und dem flexiblen Arbeitsmarkt der Schweiz einen grossen Standortvorteil als attraktiven Ansiedlungsort für internationale Unternehmen. Nebst einem attraktiven Steuersystem bieten wir eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur, ein hervorragendes Bildungssystem, eine gut funktionierende Sozialpartnerschaft und einen hohen Grad an Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit.

Wir Grünliberalen setzen uns dafür ein, dass das Unternehmertum mit guten Rahmenbedingungen aktiv gefördert und nicht durch Bürokratie unnötig eingeschränkt wird. Digitalisierung und Wettbewerb müssen von der Politik endlich als Chance anerkannt werden.

Wir wollen die Wende zur Kreislaufwirtschaft, damit keine wertvollen Ressourcen verschwendet werden, so wie das heute mit unvorstellbaren Mengen Abfall geschieht, ohne dass sie als Wertstoffe recycelt oder umweltgerecht entsorgt werden. Ebenso wichtig ist der Erhalt und gezielte Ausbau guter bilateraler Beziehungen zu Europa.

Nau.ch: Sie sind seit der Gründung der GLP in Baselland Mitglied und schon lange politisch aktiv. Wieso ist die Zeit jetzt reif für eine Nationalratskandidatur?

Tribelhorn: Persönlich war es für mich vorher aus privaten und beruflichen Gründen nicht möglich, für ein solches Amt zu kandidieren. Vor zweieinhalb Jahren konnte ich als Quereinsteiger in die Energiebranche als Geschäftsführer einer Energiegenossenschaft für erneuerbare Energien wechseln. Dadurch ergaben sich eine Vielzahl von Synergien zu meinen politischen Tätigkeiten und mit dem beruflichen Wechsel und dem Fokus auf den Schweizer Markt fiel die Notwendigkeit weg, international zu reisen.

Politisch waren die letzten Monate sehr erfolgreich für die GLP Baselland: Wir konnten den Wähleranteil bei den kantonalen Wahlen von 4,5 auf 8,4 Prozent steigern. Das waren die Früchte, die wir ernten konnten – aufgrund der Aufbauarbeit, die wir in den letzten drei bis vier Jahren geleistet haben.

Wir konnten insbesondere neue Sektionen im Oberbaselbiet und in Muttenz/Birsfelden gründen sowie die Sektionen im Laufental und im Wahlkreis Pratteln weiter stärken. Zudem haben wir es geschafft, in mehreren Gemeinden Mitglieder in den Gemeinderat, Schulrat oder in die Gemeindekommission zu entsenden.

Glauben Sie an eine erfolgreiche Energiewende durch erneuerbare Energien?

Nau.ch: Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?

Tribelhorn: Das Wahlkampfbudget der Grünliberalen Baselland liegt bei rund 60'000 Franken, persönlich investiere ich noch zusätzlich rund 5000 Franken. Diese Beträge könnten leicht höher werden, falls wir noch mehr Wahlkampfspenden erhalten würden.

Nau.ch: Die GLP konnte bisher nie einen Nationalratssitz im Kanton Baselland gewinnen. Aus welchen Gründen sollten die Wählenden Sie zum ersten Nationalrat der GLP aus Baselland wählen?

Tribelhorn: Ich möchte in der Tradition der Grünliberalen eine konstruktive und lösungsorientierte Politik betreiben sowie sachbezogen und frei von Ideologie Probleme diskutieren und im politischen Diskurs argumentieren.

Ich bin kompromissbereit, wenn es der Sache dient und suche Lösungen, die vorwärtsschauend und innovativ sind – ganz im Sinne unseres Wahlslogans «Mut zu Lösungen». Thematisch setze ich mich für einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien ein, die unsere Unabhängigkeit von autokratischen Regierungen reduzieren sowie die Versorgungssicherheit sicherstellen.

Freiheit, Selbständigkeit und Unabhängigkeit für die Schweiz können nur garantiert werden, wenn wir möglichst unabhängig in der Energieerzeugung vom Ausland sind. Diese Werte sollen alle Völker gemäss dem Selbstbestimmungsrecht verfolgen dürfen. Deshalb bin ich auch für eine stärkere Unterstützung der Ukraine gegen den völkerrechtswidrigen Angriff durch Russland. Hier sollte die Schweiz endlich Rückgrat zeigen und die Sanktionen strikt einhalten, statt sich wieder einmal als Kriegsgewinnler zu profilieren.

Zur Person: Thomas Tribelhorn (53) ist Parteipräsident der GLP Baselland sowie Schul- und Gemeinderat in Läufelfingen BL. Er wohnt in Läufelfingen und arbeitet als Ökonom. Bei den Nationalratswahlen 2023 tritt er für die GLP Baselland an.

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