Am 16. Oktober feiert Kriens seinen Feiertag: den Gallustag. Kriens erhält eine App, die ein interaktives Erlebnis der Krienser Industriekultur ermöglicht.
Historisches Bild aus der Turbinenhalle der Bell Maschinenfabrik: Ein
Historisches Bild aus der Turbinenhalle der Bell Maschinenfabrik: Ein Stück Krienser Industriegeschichte, die auf dem Industrie- und Kulturweg eine Rolle spielt. - Emil Kreis / Museum im Bellpark
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Am Anfang des Projektes stand der Private Kulturclub Luzern (PKC), dem auch einige Krienser Persönlichkeiten angehören. Der PKC wurde vor 24 Jahren gegründet und geht auf eine Gruppe kunstinteressierter Architekten und Unternehmer zurück. Ein Privater Kulturclub sollte es damals ermöglichen, einem Mitglied ein besonderes Geschenk zu machen und die Sanierung des goldenen Posaunenengels der Klosterkirche Muri zu finanzieren.

Seither wirkt der Private Kulturclub Luzern weiter und ermöglicht in regelmässigen Abständen die Umsetzung kultureller Projekte. 20 konkrete Projekte hat der PKC bereits umgesetzt. Eines davon auch in der Stadt Kriens; nämlich die künstlerische Gestaltung der Sonnenbergbahn-Talstation. Weitere Projekte waren das Bronze-Relief der Stadt Luzern (neben der Jesuitenkirche), Nachbildung Glasmalerei-Fenster im ehemaligen Kloster Rathausen, Bücher, Ausstellungen, Kirchenglocken, Konzerte oder Musikkompositionen.

Mehr Informationen finden Sie unter: www.pkc-luzern.ch.

26 Wasserräder in Kriens

Und nun hatte der Private Kulturclub Luzern die Idee, in Kriens die Industriekultur einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Jene Maschinenindustrie der 2. Industriellen Revolution, die das bäuerliche Kriens zum industriellen Kriens verwandelte.

An deren Ursprung stand die Wasserkraft des Krienbachs, die über Wasserräder (heute hinter dem Feldmühleschulhaus bei der «Chnochestampfi» noch zusehen) genutzt wurde. Deshalb entstanden entlang des Krienbachs auch zahlreiche Gewerbebetriebe wie Papiermühlen, Sägereien und Knochenstampfen.

Verschiedene Ortsbezeichnungen und Flurnamen wie Stampfeli, Hammerschmiede, Feldmühle, Pulvermühle, Kupferhammer und Langsäge erinnern noch heute an diese Zeit. Ein ausgeklügeltes System von 26 Wasserrädern und vielen Zu- und Ableitungen sowie Verbindungskanälen (wie etwa dem Ehehaftenkanal im Mittlerhusquartier) optimierten die Effizienz.

Weil in der nahen Stadt Luzern zunehmend der Platz fehlte, siedelten sich zunehmend mehr Gewerbe- und später auch Industriebetriebe in Kriens an. Die Bell Maschinenfabrik (heute Andritz Hydro) war das wohl prägendste Beispiel dafür. Daneben gab es aber noch viele mehr – bekannt ist etwa die Teigwarenfabrik.

Gemeinschaftsprojekt

Inzwischen sind Industrie und Gewerbe auch in Kriens auf dem Rückzug. 4 von 5 Arbeitsplätzen in Kriens gehören inzwischen zum Dienstleistungssektor.

Der Private Kulturclub Luzern hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die in Kriens noch heute da und dort sichtbare Industriekultur einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Stadt Kriens unterstützte das Projekt im Rahmen ihrer Kulturförderungsaktivitäten.

In einem Wettbewerbsverfahren wurden mehrere Möglichkeiten entwickelt. Entschieden haben sich Stadt und Kulturclub am Schluss für ein Projekt, das quasi den Bogen von der 2. Industriellen Revolution (von der Landwirtschaft zur Industrie) zur heute laufenden digitalen Revolution (Industrie 4.0 oder 4. Industrielle Revolution) spannt.

App als Basis

Die Idee: Die Krienser Industriekultur soll erlebbar gemacht werden. Und dies mit zeitgemässen technischen Mitteln.

Grundlage bildet eine App, mit der wichtige Stationen dieser für Kriens wichtigen Zeit besucht werden können. GPS-Daten weisen Nutzerinnen und Nutzern den Weg und liefern in der App weitergehende Infos bis hin zu Filmausschnitten.

An der inhaltlichen Entwicklung der App waren Fachleute des Museums im Bellpark massgeblich beteiligt. Die Idee stammt vom Zuger Historiker Michael van Orsouw.

Technologie und Programmierung steuerte die Luzerner Agentur Velvet bei. Sie hatten den Projektwettbewerb der Stadt Kriens gewonnen.

Sichtbar wird der Industrie- und Kulturweg im öffentlichen Raum bewusst nur sehr dezent, funktioniert er doch in erster Linie über die digitale Orientierung mittels App. Deshalb sind die Stationen auch nicht zwingend in einer festen Reihenfolge zu besuchen. Diese kann selbst bestimmt werden.

Beitragen könne alle

Die App führt Besucherinnen und Besucher zu wichtigen Zeugen der Industriekultur. Gleichzeitig erschliesst sie den Lebensraum Kriens für Geschichte und Geschichten der gesamten Bevölkerung.

Denn das Konzept ist so ausgelegt, dass sich alle Interessierten an der Weiterentwicklung beteiligen können. Über eine Homepage des Projektes kann die gesamte Bevölkerung Geschichten beitragen, die – nach einer inhaltlichen Prüfung durch Spezialisten – auch allen anderen Nutzenden der App angezeigt werden.

So entwickelt sich der Lebensraum Kriens weiter – ausgehend vom virtuellen Erlebnis der Industriekultur bis zur Gegenwart. Entstehen können andere Touren – etwa entlang wichtiger Stätten für gestalterisches Schaffen, für Natur oder für das gesellschaftliche Leben.

Eröffnung «Corona-konform»

Die Eröffnung des Industrie- und Kulturweges erfolgt am 16. Oktober 2020. Kriens beschenkt sich an seinem Feiertag also quasi selber: An diesem Tag steht die App erstmals zum Download bereit.

Ein kleiner Lancierungsevent mit geladenen Gästen kann Corona-konform durchgeführt werden. Auf eine grosse Lancierung wird aus gleichem Grund verzichtet.

In der Anwendung schafft die App aber völlig neue Möglichkeiten, wie Familien oder Schulklassen in Kriens «das Versteckte» entdecken können. Und dies mustergültig Corona-konform in Klein- und Kleinstgruppen, ohne zentrale Sammelpunkte.

Die App kann ab 16. Oktober 2020 kostenlos heruntergeladen und auf dem Smartphone oder dem Tablet installiert werden.

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