RFS Kreuzlingen beendet Corona-Einsatz
Nach über 16 Wochen im Einsatz fährt der Regionale Führungsstab Kreuzlingen (RFS) unter Roger Reinhart und Simon Hofmann den Betrieb runter.

Schlussrapport in der Führungszentrale Abendfrieden: Roger Reinhart und Simon Hofmann begrüssen ihren Stab, der zur Hälfte physisch und zur anderen digital per Video zugeschaltet ist. Rund 480 Stunden standen die beiden Stabschefs seit Ausbruch der Coronapandemie im Einsatz, um den Leistungsauftrag für die Partnergemeinden zu erfüllen.
Sie verfassten insgesamt 29 Lagebulletins, organisierten neun Stabsrapporte und nahmen an 20 Sitzungen des Kantonalen Führungsstabs teil. Rückblickend beurteilt Roger Reinhart die rasche Umsetzung der zahlreichen, vom Bundesrat verordneten Massnahmen als grösste Herausforderung.
«Oft kamen die Erläuterungen dazu einige Tage später, was der Dringlichkeit während jeder Krise geschuldet ist. Wir haben deshalb die Medienkonferenzen des Bundesrats immer sehr genau verfolgt, um die konkreten Massnahmen und Handlungen möglichst genau ableiten zu können.»
30 Lagebulletins, die an die Partnergemeinden verschickt wurden
Simon Hofman verfasste die meisten der rund 30 Lagebulletins, die regelmässig an die Partnergemeinden verschickt wurden. Im Spätsommer sind sie zur After-Action-Revue eingeladen: Gemeindpräsidentinnen und -präsidenten sowie Kommissionsmitglieder des Zivilschutzes sollen Manöverkritik üben und vor allem ihre Bedürfnisse an den RFS definieren.
«Bedürfnisse, die vor Corona schlichtweg nicht bekannt waren. Wir haben die Anliegen und Forderungen der Gemeinden einfach angenommen und müssen sie nun verifizieren», erklärt Stabschef Hofmann. Für ihn stellte die Spannweite der verschiedenen Interessengruppen die grösste Herausforderung dar. «Wir hatten Kontakt mit an COVID-19 erkrankten Personen, Personen aus Risikogruppen, Pflegeeinrichtungen, Ärzten und Spitälern. Im Bereich der Sicherheitskräfte reichte der Kontakt von der Armee, über das Grenzwachtkorps zur Kantonspolizei bis zur City Watch Kreuzlingen. Es gab unzählige Personen und Firmen, die uns Material spendeten, Dienste und Dienstleistungen anboten. Zudem war das Informationsbedürfnis seitens der Medien gross.»
Äusserst positiv nahm Stabschef Hofmann die Zusammenarbeit mit den Politischen Gemeinden, Gönnern, Pflegeeinrichtungen und Sicherheitsorganen wahr. «Wir waren in den Partnergemeinden vor allem beratend aktiv und konnten uns einer breiten Abstützung erfreuen.»
Sein Kollege Reinhart ergänzt: «Unsere Partnergemeinden bewiesen einen sehr hohen Selbständigkeitsgrad; sie haben ihre Probleme zu 100 % in eigener Regie gelöst, teilweise bildeten sie eigene Stäbe, sodass wir vor allem beratend tätig waren. Diese Erkenntnis veranlassste uns, verschiedene Szenarien zu analysieren, um die Funktion und Aufgaben des RFS genauer zu definieren.»
Zusammenarbeit mit Konstanz
Eine weitere Erkenntnis betrifft die Zusammenarbeit mit Konstanz. «Aufgrund der politischen Systeme und Führungsstrukturen sind wir unterschiedlich aufgestellt, trotzdem sind wir in den Bereichen Gas und Abwasser voneinander abhängig. Die Kontakte müssen in diesen Bereichen noch enger geknüpft werden, insbesondere müssen wir den Kontakt mit dem Konstanzer Stabschef Thomar Irmer früher suchen», erklärt Reinhart.
Simon Hofmann lokalisiert die Schwierigkeit des Einsatzes bei den zahlreichen Verordnungen und Massnahmen. «Nachdem der Bundesrat nebst den COVID-19-Verordnungen zusätzlich gesundheitliche, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen unter einen Hut bringen musste, waren zahlreiche Entscheide teils schwierig nachvollziehbar. Kommt hinzu, dass viele Verordnungen rasch angepasst wurden. Dadurch entstand Unsicherheit, die sich auch auf die Zivilschutzregion Kreuzlingen auswirkte.»
Trotzdem habe der Einsatz gezeigt, wie schlagkräftig und hoch motiviert der Zivilschutz gearbeitet habe, betont Roger Reinhart. «Sie haben alle einen super Job gemacht. Während dieses langen Einsatzes hat jeder gemerkt, dass es ernst gilt und es auf jeden Einzelnen ankommt. Der Zivilschutz hat mustergültig gearbeitet», lobt Roger Reinhart.
Niemand hofft, dass es zu einer zweiten Welle kommen wird
Niemand hofft, dass es zu einer zweiten Welle kommen wird. Falls doch, rät Roger Reinhart nach dem Prinzip «Kluger Rat Notvorrat» zu handeln. «Meine Frau lachte mich immer aus, weil ich zu Hause seit Jahren ein Lager an Masken, Overalls und Desinfektionsmittel bunkere. Jetzt hat sie Verständnis dafür.»
Natürlich hofft auch Simon Hofmann, dass eine zweite Welle ausbleibt. Das Tracing App (SwissCovid) und die Verhaltensempfehlungen des BAG helfen uns dabei. Sollte dennoch eine zweite Welle kommen, muss meines Erachtens gezielter und auf viel engerem Raum reagiert werden.
Einschränkungen in ganzen Kantonen oder auf nationaler Ebene sind kaum mehr verkraftbar. «Die Schweiz ist sensibilisiert, Schutzmaterial ist vorhanden, das Gesundheitswesen ist bereit, das Virus ist nicht mehr gänzlich unbekannt, ich blicke zuversichtlich in die Zukunft», sagt Simon Hofmann.