Die Gemeinde Ittigen lanciert den «Klimact Ittigen 2020+», eine neue Klima-Kampagne. Damit macht Ittigen im Klimaschutz einen Schritt vorwärts.
Marco Rupp, Ittigen
Marco Rupp, Gemeindepräsident Ittigen. - Julian Rupp
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Die Gemeinde Ittigen will bis 2050 CO2-neutral werden. Erreichen will sie dies mit dem «Klimact Ittigen 2020+». Das Projekt läuft für die nächsten fünf Jahre. Es wurde ein Verpflichtungskredit von 260'000 Franken genehmigt.

Im Klimact gibt es 18 Massnahmen, die an Gebäudebesitzer, -betreiber und -nutzer, die Energieversorger, die Verkehrsteilnehmenden, die Wirtschaft und an die Bevölkerung adressiert sind.

«Das Projekt soll proaktiver und verpflichtender sein als bei der früheren Kampagne», schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung.

Doch was heisst das genau?

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Blick von Westen aus auf Ittigen. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Seit 15 Jahren ein Klimaprogramm in Ittigen

Marco Rupp, Gemeindepräsident, vertritt die neue Kampagne nach aussen. Er erklärt die Vorgeschichte: «Ittigen hat seit über 15 Jahren ein Klimaprogramm. Dieses wurde vor rund einem Jahr abgeschlossen und ausgewertet.»

Von diesen Erfahrungen profitierte die Gemeinde bei der Neukonzeption des Klimacts.

Haushalte stossen am meisten CO2 aus

Die Massnahmen im Klimact setzten dort an, wo es den grössten Optimierungsbedarf gibt: Bei den Öl- und Gasfeuerungen und dem Verkehr.

«Über 60 Prozent der CO2-Emissionen stammen aus Öl- und Gasfeuerungen und knapp 20 Prozent aus der Mobilität. In beiden Bereichen sind die Haushalte die grössten Emittenten, gefolgt von Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen.» Das schreibt die Gemeinde in einem über 30 Seiten langen Grundlagenbericht.

Ziele sind, Öl- und Gasheizungen durch nachhaltigere Heizungen zu ersetzen. Im Verkehr will Ittigen auf erneuerbare Energiequellen umsteigen. Laut dem Grundlagenbericht des Klimacts wird dieses Ziel in 20 Jahren erreicht. Auch soll der Strom aus CO2-freien Quellen bezogen werden.

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Ortseinfahrt Ittigen. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren

Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet Ittigen künftig mit Expertinnen und Experten von Bund und Kanton, der Universität Bern sowie regionalen Firmen oder dem lokalen Gewerbeverein zusammen. Es werden verschiedene Richtpläne für Energie, Landwirtschaft oder Verkehr überarbeitet.

«Wichtig ist auch die verstärkte Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden», sagt Marco Rupp. «Es hat sich bereits eine Gruppe gebildet, die die Arbeiten in der Stadtregion Bern koordiniert.»

Auch raumplanerische, landwirtschaftliche und baupolizeiliche Massnahmen sind vorgesehen. Dazu gehört der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Stärkung der Grüngürtel, der Aufbau eines Wärmeverbunds ausgehend von ARA Worblental oder Vorgaben für Elektromobilität.

Handlungsmöglichkeiten und Vorbilder aufzeigen

Die Massnahmen im Klimact sind aufeinander abgestimmt und werden laufend konkretisiert. Im Grundlagenbericht der Gemeinde steht: «Zielführender ist eine rollende Planung.» Dieses und nächstes Jahr stehen unter anderem Kommunikation und Sensibilisierung auf dem Programm.

Darunter fällt auch die Einbindung des Gemeinderats, der Kommissionen oder der Parteien. Der Bevölkerung sollen Handlungsmöglichkeiten im Alltag aufgezeigt werden, es werden Vorbilder sichtbar gemacht sowie Handlungsbereitschaft und Akzeptanz gegenüber dem Klimact erzeugt.

RBS Bahnhof Papiermühle in Ittigen.
RBS Bahnhof Papiermühle in Ittigen. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

«Klimaschutz geht nur miteinander»

Ausserdem möchte die Gemeinde mit dem Klimact nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch ihre Reputation als Wohnort mit «moderner, klimafreundlicher, gesundheitsfördernder» Umgebung festigen. Auch für Firmen, denen ein klimafreundliches Umfeld wichtig ist, soll Ittigen ein attraktiver Standort sein und bleiben.

«Klimaschutz geht nur miteinander und nicht gegeneinander», sagt Gemeindepräsident Marco Rupp. Er selbst setze sich stark für den Klimaschutz ein, ist wann immer möglich mit dem Velo unterwegs und wohnt in einer verdichteten Wohnsiedlung. «Ich bin überzeugt, dass wirtschaftliche Entwicklung und Klimapolitik keine Widersprüche sind», sagt Rupp.

Ittigen hätte Vorarbeit geleistet

Marco Rupp wünscht sich, dass Bevölkerung, Wirtschaft, Bund und Kanton an einem Strang ziehen. Und: «Es ist wichtig, dass Bundesebene das CO2-Gesetz angenommen wird.» Die Gemeinde Ittigen hätten dann die notwendige Vorarbeit bereits geleistet.

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