Das Prüfungsverfahren von Herdenschutzhunden ist zu gross – so der Vorwurf von Hundehaltern in Graubünden. Der Bund will von bemängelten Punkten nichts wissen.
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Herdenschutzhunde müssen vom Bund zugelassen werden, ehe sie eingesetzt werden dürfen. - Herdenschutz Schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • Graubünden kritisiert das langwierige Prüfungsverfahren für Herdenschutzhunde des Bundes.
  • Hundehalter fordern nun ein einfacheres und effizienteres Prüfsystem.
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Seit Beginn des Jahres hat der Bund die Verantwortung für die Begutachtung von Herdenschutzhunden übernommen. Das führt im Kanton Graubünden zu Unmut. Trotz Kritik bleibt der Bund bei seinem Prüfungsverfahren.

Auf der Stutzalp bei Splügen sind acht Herdenschutzhunde im Einsatz, um 600 Schafe zu schützen. Dennoch musste Schäfer Philipp Jacobi diesen Sommer etwa 30 Risse hinnehmen, berichtet das «Bündner Tagblatt». Jacobi gibt an, dass Wölfe aus dem Beverinrudel über den herdenschutzkonformen Zaun springen.

Kritik am Prüfungsprozess

Jacobi ist enttäuscht über die Ablehnung seines Abschussgesuchs durch das Bundesamt für Umwelt. Zudem kritisiert er das langwierige Prüfungsverfahren. «Von der Prüfungsanmeldung bis zum Aufgebot dauert es viel zu lange», bemängelt er.

Was ist Ihre Meinung: Dauert das Prüfungsverfahren für Herdenschutzhunde zu lange?

Peter Küchler, Direktor des landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrums Plantahof in Landquart, stimmt ihm zu: «Der Aufwand, den Tierhalter betreiben müssen, um ihre Hunde prüfen zu lassen, ist zu hoch». Er fordert Änderungen im System.

Bundesprüfung oder Kantonsprüfung?

Die Einsatzbereitschaftsprüfung (EBÜ) wird seit diesem Frühling vom Bund abgenommen und nicht mehr vom Kanton. Dies führt dazu, dass Tierhalter mit ihren Schafen zu festgelegten Prüfungsorten reisen müssen, was laut Küchler sehr aufwendig ist.

Er schlägt vor, eine Charakterprüfung der Hunde auf einer eingezäunten Wiese durchzuführen. «Das wäre einfacher, sicherer und effizienter», so Küchler. Der Bund zeigt sich jedoch wenig flexibel.

Neues Prüfsystem in Arbeit

Der Kanton Wallis entwickelt derzeit ein eigenständiges Prüfsystem als Ergänzung zur offiziellen Bundesprüfung. Küchler hofft, dass Graubünden dieses übernehmen kann, sobald es vom Bund anerkannt wird.

Herdenschutzhunde sind dazu gemacht, ihr Territorium und ihre Herde zu verteidigen. Das macht sie für Spaziergänger gefährlich.
Herdenschutzhunde sind dazu gemacht, ihr Territorium und ihre Herde zu verteidigen. - Christoph Schmidt/dpa

François Meyer von der Fachstelle Agridea verteidigt das standardisierte Vorgehen des Bundes: «Es ist wichtig, dass ein Hund mit seiner Schafgruppe in einem für ihn unbekannten Gelände überprüft wird».

Prüfungsablauf

Die Prüfung besteht aus zwei Teilen: Zuerst verbringt der Hund einen Tag und eine Nacht im offenen Prüfungsgelände mit seinen Schafen. Danach beobachten die Experten das Verhalten des Hundes gegenüber einer sich nähernden Person.

In Teil zwei beurteilt das Expertenteam die Interaktion zwischen dem Halter und dem Hund. Meyer erklärt: «Bei der Beurteilung eines Hundes werden die unterschiedlichsten Fragen geklärt». Ein Herdenschutzhund muss sowohl herdentreu als auch stresstolerant sein und ein angemessenes Abwehrverhalten zeigen.

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