Historisches Juwel kehrt nach Grenchen zurück
Eine 125 Jahre alte Kutsche, einst in Grenchen gefertigt, kehrt nach aufwendiger Restaurierung zurück ins Museum Grenchen und wird nun sicher verwahrt.

Wie das Museum Grenchen informiert, erhalten sie jedes Jahr zahlreiche spannende Schenkungsangebote. Vor rund einem Jahr wandte sich eine Dame aus Oltingen (BL) mit einem ganz besonderen Objekt an uns: Sie sei im Besitz einer Kutsche, die um 1900 in Grenchen gefertigt worden sei und wolle, dass diese nun zurück an ihren Ursprungsort kehre.
Dieses Objekt fiel definitiv aus dem Rahmen der gewöhnlichen Schenkungsangebote, die das Museum in der Regel erreichen. Schon allein die Masse der Kutsche, ein sogenannter Break, überstiegen die Möglichkeiten – ja, sie passt gar nicht durch die Depottüren ...
Eine solche Schenkung, mit alle ihren Vor- und Nachteilen will gut geprüft sein: Das Museum Grenchen erkundigte sich nach dem Zustand der Kutsche und recherchierte den kulturhistorischen Wert.
Herkunft der Kutsche lückenlos dokumentiert
Es stellte sich heraus, dass das Donatorenpaar nicht nur der Kutsche «Sorge getragen», sondern auch die Herkunft derselben in einer familieneigenen Chronik vorbildlich dokumentiert hatten. Wie die Radnarbe der Kutsche zeigt, wurde sie in der Wagnerei Tschui-Weber in Grenchen hergestellt.
Dokumente im Stadtarchiv belegen eine «Mechanische Wagnerei K. Weber» an der Kirchstrasse 79 in Grenchen. Hier handelt es sich um den Bruder des Urgrossvaters der Donatorin, der um die Jahrhundertwende eine Wagnerei in Grenchen führte.
Der Verfasser der Familienchronik betonte, dass der «Grenchnervetter» und seine Lehrlinge und Gesellen immer viel zu tun hatte, da das Wagnerhandwerk damals noch einen «goldenen Boden» hatte. Er habe ihn und seine Frau, die sie liebevoll «Grenchnerbäsi» nannten, immer gerne besucht.
Von der Familie über Generationen gepflegt
Den Altwagnermeister Karl Weber, der ursprünglich aus der Region Oltingen stammte und nach Grenchen in die Familie Tschuy geheiratet hatte, zog es nach dem frühen Tod seiner Frau zurück ins Baselbiet und er nahm den Break mit. So gelangte die Kutsche auf den Hof, den das Donatorenpaar bis heute führt.
Karl Weber starb im Mai 1930 und seiner Urgrossnichte, die Donatorin, ist es zu verdanken, dass der Break aus Holz bis heute in einem tadellosen Zustand ist. Gemeinsam mit ihrem Mann liessen sie die Kutsche aufwendig restaurieren und haben sie auf einer Nostalgiefahrt erst kürzlich ein letztes Mal ausgefahren.
Sicher untergebracht: Break erhält Platz für die Zukunft
In Grenchen haben sie lange nach einem konservatorisch geeigneten externen Lagerort für die Schenkung gesucht. Ein Mitglied der Museumsgesellschaft zeigte sich schliesslich so grosszügig ihre Garage für uns zu räumen und dem Break einen sicheren Lagerort zu ermöglichen.
Das Museum Grenchen ist ihr ausgesprochen dankbar und freuen sich schon sehr auf die erste Gelegenheit mit dem Break mit der Inventarnummer 5827 durch Grenchens Strassen zu kutschieren.