Wie die Universität Freiburg angibt, kommt sie zum Schluss, dass der übermässige Konsum von Serien mit offenem Ausgang minime Auswirkungen auf den Schlaf hat.
Universität Freiburg
Ein Gebäude der Universität Freiburg. (Symbolbild) - zVg

Hat der Konsum mehrerer von spannungsgeladener TV-Serien am Stück wirklich einen Einfluss auf unseren Schlaf?

Diese Frage stellten sich die Professoren Björn Rasch und Andreas Fahr der Universität Freiburg im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten Projekts «Excessive Media Use in Times of Netflix» (Übermässiger Medienkonsum in Zeiten von Netflix).

Sie untersuchten das neue Phänomen Binge-Watching, die diesbezüglichen Motivationen und Erfahrungen sowie die Auswirkungen auf den Schlaf.

In einer jüngst in der Fachzeitschrift Sleep Medicine erschienenen Studie untersuchten sie insbesondere den Aufputscheffekt von Binge-Watching.

Cliffhanger erhöhen das Erregungsniveau vor dem Schlafen

Aufregung wird mit mehr Schlafschwierigkeiten, einer längeren Einschlafzeit oder Durchschlafstörungen in Verbindung gebracht.

Tatsächlich unterscheiden sich Erregungssymptome wie etwa eine Beschleunigung des Herzrhythmus oder Grübeln diametral von den physischen und psychischen Zuständen, die einem guten Schlaf förderlich sind.

Die jüngst veröffentlichte Studie zeigt, dass das Binge-Watching von spannungsgeladenen TV-Serien vor dem Schlafengehen das Stressempfinden verstärkt.

Die physiologischen Erregungssymptome wie beschleunigter Herzrhythmus oder eine Erhöhung des Cortisol-Levels werden hingegen nur beobachtet, wenn die Serie mit einem Cliffhanger (auf dem Höhepunkt der Handlung) endet, erklärt Sandrine Baselgia, Doktorandin am Departement für Psychologie.

50 junge Teilnehmende verbrachten zwei Nächte im Schlaflabor

50 junge, gesunde Teilnehmende haben an der Studie der Uni teilgenommen. Sie verbrachten zwei Nächte in einem Schlaflabor.

Am ersten Abend schauten sie sich vor dem Schlafengehen drei bis vier Episoden einer Thrillerserie an.

Für die erste Teilnehmergruppe endete die spannende TV-Serie mit einem Cliffhanger, und dies direkt vor dem Schlafengehen.

Für die zweite Gruppe wurde die letzte Episode der Serie leicht verkürzt, damit sie mit einer ruhigen Situation endete.

Fokus wurde auf Einschlafzeit und Schlafqualität gelegt

Am zweiten Abend schauten sich alle Teilnehmenden vor dem Schlafengehen eine ebenso lange neutrale Dokumentarserie an.

Die elektrische Gehirnaktivität der Probanden wurde mithilfe einer Elektroenzephalographie (EEG) gemessen, um ihren Schlaf objektiv beurteilen zu können.

Dabei wurde der Fokus auf die Einschlafzeit und die Schlafqualität gelegt.

Die Messung der Schlafqualität erfolgte sowohl subjektiv anhand der Berichterstattung der Testpersonen am darauffolgenden Morgen als auch objektiv mittels der EEG, die Informationen zur Tiefschlafmenge und zum Verhältnis zwischen langsamen und schnellen Hirnwellen im Schlaf lieferte.

Unterschiede bei der Schlafqualität waren unbedeutend

Je höher der Anteil langsamen Wellen im Gehrin, desto regenerierender ist der Schlaf.

Sandrine Baselgia und Björn Rasch konnten aufzeigen, dass eine spannungsgeladene Serie zwar das Erregungsniveau vor dem Schlafen deutlich steigert, ihre Auswirkungen auf die Schlafqualität sich aber nicht stark von jenen einer neutralen Dokumentarserie unterscheiden.

Die von den Testpersonen subjektiv wahrgenommenen Unterschiede in der Schlafqualität waren unbedeutend.

Zum Erstaunen des Forschungsteams war die Einschlaflatenz nach der spannungsgeladenen Serie sogar signifikant verkürzt.

Weniger Zeit im Tiefschlaf bei einem Cliffhanger

Dahingegen hat es sich gezeigt, dass die Testpersonen weniger Zeit im Tiefschlaf verbringen, wenn die Serie mit einem Cliffhanger endet.

Dieser Effekt war insbesondere in den beiden ersten Schlafphasen (rund drei Stunden) ausgeprägt.

Dies wird durch die EEG bestätigt: Das Verhältnis der langsamen zu den schnellen Wellen ist nach dem Binge-Watching einer spannenden Serie mit Cliffhanger geringer als nach dem Binge-Watching ohne Cliffhanger beziehungsweise einer neutralen Dokumentarserie.

Vor dem Cliffhanger aufhören

Björn Rasch erklärt: «Wir nehmen an, dass nach dem Binge-Watching von TV-Serien mit Cliffhanger die mit dem offenen Ende einhergehende Spannung im Schlaf spontan reaktiviert wird.

Dies könnte die damit verbundenen Körperfunktionen und die wachfördernden Hirnregionen anregen und mithin die Schlaftiefe vermindern.»

Die Studienergebnisse zeigen aber vor allem, dass TV-Serien, die mit einem Cliffhanger enden, das Erregungsniveau erhöhen und die Erholungsfunktion des Schlafes beeinträchtigen können.

Folglich wird empfohlen, in den TV-Serien weniger Cliffhanger zu verwenden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

NetflixStudieSchlaf