Umweltorganisationen sind uneinig über alpine Solaranlagen, besonders im Simmental. Während der WWF zustimmt, gibt es Widerstand von einer anderen Organisation.
Solarenergie
Eine Solar-/Photovoltaik-Dachfläche. (Symbolbild) - Nau.ch / Werner Rolli

Es besteht nicht immer Einigkeit unter Umweltorganisationen in Bezug auf alpine Solaranlagen. Das erleben derzeit auch die Verantwortlichen eines Projekts im Simmental.

Mit dem WWF haben sie sich auf Umweltstandards verständigt. Doch eine andere Organisation leistet Widerstand.

Die Morgeten Solar AG will an einem Hang der Stockhornkette im Rahmen des «Solarexpress» des Bundes eine Anlage erstellen. Die Alpkorporation unterstützt das Projekt einstimmig und auch die Behörden der Standortgemeinde Oberwil im Simmental haben grünes Licht gegeben.

Über die Baugesuche entscheidet schliesslich der Kanton

Im Rahmen dieser Verfahren sind Einsprachen möglich. Das will die Organisation Mountain Wilderness tun, wie sie am Donnerstag mitteilte. Das Projekt drohe, «eine intakte Berglandschaft zu industrialisieren», heisst es in der Mitteilung weiter.

Solarstrom sollte möglichst dort produziert werden, wo er verbraucht wird, fordert die Organisation. Alpine Solaranlagen auf bestehender Infrastruktur und in bereits bebauten und erschlossenen Gebieten seien zu bevorzugen.

Anders an die Sache heran geht die Naturschutzorganisation WWF. Sie hat sich mit den Projektanten im Simmental auf Umweltstandards verständigt. Über einen Zeitraum von zehn Jahren soll ein Monitoring stattfinden, um die Auswirkungen der Solaranlage auf die lokale Fauna und Flora zu überwachen.

Weiter enthält die Regelung einen Passus, dass Schäden an Natur und Boden, die durch die Anlage allenfalls entstehen, kompensiert werden müssen.

An geltende Umweltgesetze angepasst

Muss die Anlage erneuert werden, gilt zwar weiterhin die Bewilligung, sie soll aber an die dannzumal geltenden Umweltgesetze angepasst werden. Und schliesslich ist auch eine Begleitgruppe geplant aus Vertretern kantonaler Fachstellen, der Bauherrschaft, der Alpkorporation und Nichtregierungsorganisationen.

Damit die Vereinbarung mehr als eine blosse Absichtserklärung bleibt, wird sie bei der zuständigen kantonalen Stelle als Antrag eingereicht. Es gelte aber nach wie vor, dass jeder neue Standort für alpine Solaranlagen auf die Bedingungen vor Ort abgestimmt und auf die Umweltauswirkungen geprüft werden müsse, so der WWF.

Bei der Naturschutzorganisation hebt man die Vorarbeiten und Prüfungen hervor, die die Morgeten Solar AG leistete, um die Umweltauswirkung möglichst klein zu halten.

«Mit der Vereinbarung versuchen wir für den Standort Morgeten Bewilligungsfristen und Ersatzmassnahmen zu regeln, die im Expresstempo der Solaroffensive untergegangen oder unterschätzt worden sind», wird WWF-Geschäftsführer Chandru Somasundaram in der Mitteilung zitiert.

Und tatsächlich: der Solarexpress des Bundes, der mithelfen soll, in der Schweiz mehr Winterstrom zu produzieren, wurde letzten Herbst rasch auf die Beine gestellt und ist dementsprechend nicht sehr detailliert ausgearbeitet. Das vorgegebene Tempo zur Realisierung der Anlagen ist forsch: Ab 2025 müssen die alpinen Anlagen bereits eine Mindestmenge Strom ins Netz speisen.

Stromnetz weitere Hürde

Und just das Stromnetz ist eine weitere Hürde für den Solarexpress. Es hat nämlich nicht genügend Kapazität und müsste ausgebaut werden. Doch der Bund hat dafür noch keine Expresslösung erarbeitet. Vertreter des Energiekonzerns BKW forderten jüngst vom Bund auch einen «Netzexpress». Auch von Seiten der Stromnetzbetreiberin Swissgrid gibt es solche Forderungen.

Im Kanton Bern sind rund ein Dutzend Projekte für alpine Solaranlagen am Start. Hinter manchen stehen grössere Energiekonzerne, hinter anderem kleinere private Strukturen. Bei der Solaranlage oberhalb der Alp Morgeten ist die Thuner Energieversorgerin Energie Thun an Bord. Das Projekt liegt öffentlich auf.

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