Die Gratisbenützung des öffentlichen Verkehrs in Bern hätte positive Effekte, ist aber für die Stadt nicht finanzierbar: Diese Meinung vertritt der Gemeinderat in seiner Antwort auf einen Vorstoss von Zora Schneider.
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Bernmobil - Keystone

Die Stadträtin der Partei der Arbeit (PdA) möchte «freie Fahrt für alle». In ihrer Motion spricht sie von einer «sozialen und auch ökologischen Massnahme»: Könnten alle gratis Bus und Tram fahren, liesse sich der CO2-Ausstoss stark vermindern. In anderen europäischen Städten habe sich die Massnahme bewährt.

Der Gemeinderat kennt das Beispiel der estnischen Hauptstadt Tallinn, wie er in seiner am Montag publizierten Antwort schreibt. Allerdings gebe es auch Städte, welche den Gratis-öV aus finanziellen Gründen wieder abschaffen mussten.

So habe die belgische Stadt Hasselt 1997 den Gratis-öV eingeführt. Damals habe es gerade mal vier Buslinien gegeben. Aufgrund der starken Nachfrage sei das Netz innert 15 Jahren auf 50 Linien ausgebaut worden. Das sei nicht mehr finanzierbar gewesen; seit 2013 gelte wieder die Tarifpflicht.

Ähnliches befürchtet der Gemeinderat für Bern. Natürlich würde sich die Gratisbenützung von Tram und Bus positiv auf das Mobilitätsverhalten der städtischen Bevölkerung auswirken. Doch die Stadt hätte hohe direkte Kosten zu tragen, indem sie den Tarifverbund für den Ertragsausfall entschädigen müsste.

Hinzu kämen indirekte Kosten für den Kapazitätsausbau des Tram- und Busnetzes. Würde die Stadt den Gratis-öV im Alleingang einführen, müsste sie die Kosten allein tragen, obwohl nicht nur die Stadtberner Bevölkerung profitieren würde.

Der Gemeinderat hält lieber an seiner Strategie fest, bestimmten Zielgruppen massvolle Vergünstigungen zu gewähren. Dem Stadtrat empfiehlt er, die Motion erheblich zu erklären und die Antwort gleichzeitig als Begründungsbericht zu akzeptieren - womit das Thema vom Tisch wäre.

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