In Aarau soll die grösste Oberstufen-Schule der Schweiz errichtet werden. Für Lehrpersonen und Schülerschaft ist dies jedoch keine gute Lösung. Ein Gastbeitrag.
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Christoph Müller von der SVP Aarau. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Aarau plant, die grösste Oberstufen-Schule der gesamten Schweiz zu errichten.
  • Weder für die Schulkinder noch die Lehrpersonen ist dies hingegen erstrebenswert.
  • Dieser Meinung ist SVP-Politiker Christoph Müller in seinem Gastbeitrag.
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Die Bevölkerung von Aarau darf sich freuen. Der Stadtrat plant im edlen Wettstreit um Grösse zwischen der Kantonshauptstadt, Wettingen und Baden einen veritablen Befreiungsschlag. Bekanntlich ist es Aarau im Rennen um die Einwohnerzahlen auch nach vielen Jahren nicht gelungen, dem restlichen Feld davonzuziehen – der grandios gescheiterte Zukunftsraum lässt grüssen.

In der Disziplin «Schulgrösse» nimmt Aarau nun aber noch einmal Anlauf. Aarau plant nämlich einen Schweizer Rekord! Um satte 25 Prozent will man die – gemäss Bundesamt für Statistik – grösste Oberstufen-Schule der Schweiz übertreffen. Im neuen Oberstufenzentrum Telli sollen dereinst 1200 bis 1300 Schüler beschult werden.

Nicht einmal Grossstädte wie Zürich, Lausanne oder Genf leisten sich solche Mammut-Schulen, die weder im Sinne der Lehrerschaft, geschweige denn zum Wohle der Kinder sind.

Bürger wurden nicht ausreichend mit einbezogen

Das Vorgehen von Aarau ist diesbezüglich sehr eigen: Alles wird technokratisch «von oben herab» geplant, das heisst weder wurden Wünsche und Bedenken der Lehrerschaft abgeholt, noch hatte die Bevölkerung zu den «strategischen Zielen» der Kreisschule Aarau-Buchs irgendetwas zu sagen. Im September 2019 hat ein kleiner Kreis von erlauchten «Vordenkern» in der damaligen Kreisschulpflege entschieden, wie die schulische Zukunft der Aarauer Kinder aussehen soll.

Man hat in die Schulraumbestellung explizit den Zusatz «an einem Standort» geschrieben, und der Stadtrat hat sich sofort willig an die Umsetzung gemacht. Mittlerweile sind drei Jahre verstrichen und seit der Gründung ist die Kreisschule Aarau-Buchs (KSAB) permanent im Umbruch (mit Ausnahme einer einzigen Person wird im Jahr 2023 die gesamte Geschäftsleitung neu besetzt). Das Resultat solcher stratosphärischer Fluktuationsraten ist ein «Verantwortungsvakuum», das seinesgleichen sucht.

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In Aarau soll eine «Mammut-Schule» errichtet werden. - zVg

Statt Evolution ist Revolution angesagt: Gewachsene Strukturen will man mutwillig zerstören (Schulhaus OSA im Schachen abreissen, das Zelglischulhaus Aarau an den Kanton abtreten), damit einer flachgeklopften Oberstufe – beschönigend auch als «stufendurchmischte, integrative Sekundarstufe I» bezeichnet – möglichst nichts im Wege stehen wird.

«Mammut-Schule» kann noch verhindert werden

Die in geheimen Verhandlungen zwischen Kanton und Stadt ausgehandelten Verträge zum Landabtausch sind sogar schon unterschrieben und falls sie im November 2023 von den Ortsbürgern und im Einwohnerrat durchgewunken werden, so dürfte es äusserst schwierig werden, die grösste Mammut-Schule der Schweiz noch zu verhindern.

Stadt Aarau
Die Stadt Aarau. (Archivbild) - keystone

Noch ist es allerdings nicht zu spät, die Weichen anders zu stellen. Die Stadt hat zwar schon weit mehr als einer Million Franken verpulvert für Abklärungen und Vorstudien, Verhandlungen mit dem Kanton, verwaltungsinterne Arbeiten und einen Projektwettbewerb für 600'000 Franken.

Adäquate Gewichtung der Bedürfnisse von Lehrpersonen sowie Schulkindern

Innert weniger Wochen haben nun aber die Aarauer Christoph Alder (Schulleiter Bezirksschule Windisch) und Christoph Müller (Einwohnerrat Aarau) ein hochmotiviertes Team von Spezialisten aus Pädagogik, Schulraumplanung, Recht, Städtebau, Architektur und so weiter um sich geschart, das mit einem schlanken Mini-Budget nicht nur Lehrerschaft, Eltern und die breite Bevölkerung aufklärt, sondern auch Stadtrat, Verwaltung und Kreisschule immer wieder dazu ermuntert, bei der Schulraumplanung die Bedürfnisse von Schulkindern und Lehrpersonen adäquat zu gewichten.

Sind Sie für die Erbauung einer «Mammut-Schule» in Aarau?

Inspirierte und motivierte Lehrer sind das mit Abstand wichtigste Aktivum einer Schule. Verschiedene Aussagen der verantwortlichen Stadträtin lassen einen allerdings befürchten, dass sie sich dieser Tatsache nicht wirklich bewusst ist. Die Strategie von «Aarau auf Kurs» ist klar: Oberstes Ziel ist die Verhinderung der grössten Mammut-Schule der Schweiz.

Eine überschaubare Grösse ist zum Wohle der Kinder

Egal ob diese auf der Leichtathletik-Anlage in der Telli (Plan A) oder in den Gönhardgütern (Plan B) gebaut wird. Mit zunehmender Grösse der Schulanlagen werden diese nämlich nicht nur anonym, auch die unschönen Nebenerscheinungen wie Gewalt, Vandalismus und so weiter werden exponentiell grösser. Die Gegner der Mammut-Schule wollen Stadtrat und Kreisschule dazu bringen, dass die Oberstufe Aarau wie bisher auf zwei oder mehr Standorte überschaubarer Grösse verteilt ist, zum Wohle der Schulkinder.

Auch zukünftige Generationen sollen in den Genuss von sicheren und überschaubaren Schulanlagen kommen, wo motivierte Lehrer zufriedenen Kindern Wissen und Fähigkeiten vermitteln, die für ein erfolgreiches Navigieren unserer laufend komplexer werdenden Gesellschaft und Umwelt dringend benötigt werden.

Zum Autor: Christoph Müller ist für die SVP Mitglied im Einwohnerrat der Stadt Aarau. Er gehört ausserdem dem Komitee «Aarau auf Kurs» an, dessen Anliegen unter anderem es ist, die Grösse einzelner Schulgebäude in der Stadt moderat zu halten.

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