Bäcker von Coop müssen die eingeplanten Minusstunden regelmässig am Wochenende nachholen. Die 6-Tage-Wochen sind ein Verstoss gegen das Gesetz und den GAV.
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Bei Coop arbeiten die Bäckerei-Mitarbeitende häufig sechs Tage pro Woche arbeiten. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Coop teilt seine Bäcker regelmässig für zu kurze Schichten ein.
  • Die Minusstunden müssen zur Missgunst der Angestellten am Wochenende nachgeholt werden.
  • Gemäss einem Arbeitsrechtsprofessor verstösst dies gegen das Gesetz, Coop widerspricht.
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Schwere Vorwürfe gegen Coop: Der Detailhandels-Riese soll systematisch gegen das Gesetz und seinen Gesamtarbeitsvertrag verstossen haben. Dies deckt der «Kassensturz» mithilfe von zwei Mitarbeitenden der Bäckerei Schafisheim AG auf.

Die Gross-Bäckerei beliefert hunderte Coop-Filialen mit Brot und anderen Backwaren. Damit sie immer frisch sind, arbeiten circa 1000 Personen rund um die Uhr in einem Drei-Schicht-Betrieb. Doch statt der vertraglich festgelegten 8,2 Stunden sind die Angestellten regelmässig weniger lange eingeteilt. Die Folge: Minusstunden häufen sich an und müssen an Samstagen oder Sonntagen aufgearbeitet werden.

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In der Grossbäckerei in Schafisheim produziert Coop rund um die Uhr Brot und andere Backwaren her. - Keystone

Weil sie im Minus sei, könne sie fast nicht «nein» sagen, klagt eine Angestellte. «Ich habe fast kein Privatleben mehr und kaum mehr Kontakt zur eigenen Familie.» Ein anderer Angestellter sagt, er habe wegen der 6-Tage-Wochen seine Hobbies aufgeben müssen. Er sei müde und ausgelaugt, weil er wirklich zu wenig Erholung habe.

Coop schreibt zwar, dass die Fünftagewoche «gemäss Auswertungen grossmehrheitlich und im Durchschnitt eingehalten» werde. Der «Kassensturz» sprach aber mit weiteren Angestellten der Bäckerei in Schafisheim. Sie bestätigten die Berichte von eingeplanten Minusstunden und daraus folgenden 6-Tage-Wochen. Es handelt sich also nicht um Einzelfälle, sondern um ein systematisches Vorgehen – und Verstösse gegen das Gesetz, so der Kassensturz.

Für Arbeitsrechtsprofessor Roger Rudolph ist es eine Verletzung des Gesetzes, wenn über länger Zeit zu wenig Arbeit zugewiesen wird. Zudem steht im Gesamtarbeitsvertrag von Coop, dass die Arbeit «in der Regel auf 5 Tage verteilt» wird. Der «Kassensturz» findet aber zehn oder mehr 6-Tage-Wochen.

Coop hat Massnahmen ergriffen

Damit werde die Vorgabe nicht eingehalten, finden die Coop-Angestellten. Zudem werde die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 Stunden in den 6-Tage-Wochen überschritten. Im Gesamtarbeitsvertrag sind sogar nur maximal 41 Stunden pro Woche festgelegt.

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Gemäss Coop-Personalchef Luc Pillard liege es in der Natur, dass man in einem Drei-Schicht-Betrieb nicht auf 41 Stunden komme. Deshalb arbeiten die Angestellten an einem sechsten Tag, dies sei vom Gesetz erlaubt. Um dies aber in Zukunft zu verhindern, habe Coop Massnahmen ergriffen. So würden in der Nacht keine Minusstunden mehr erfasst und die Arbeitsplanung am Tag überarbeitet.

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