«Avenir Suisse» berechnet, dass jeder Bauernhof jährlich 400'000 Franken koste und kritisiert die Landwirtschaftssubventionen. Bauern kritisieren die Analyse.
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Ein Bauernhof liegt im Nebel. Bauern erhalten über Direktzahlungen Unterstützung vom Bund. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Subventionen für die Landwirtschaft «kosten» die Schweiz jährlich 20 Milliarden Franken.
  • Der Think-Tank Avenir Suisse schlägt darum eine Grenzöffnung für Agrargüter vor.
  • Der Bauernverband kritisiert die Berechnungen in der Untersuchung.

Eine Analyse der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Avenir Suisse kritisiert – einmal mehr – die Subventionen für die Schweizer Landwirtschaft. Den Verfechtern einer möglichst eingriffsfreien Marktwirtschaft sind die Millionen an Steuergeldern für Schweizer Bauern ein Dorn im Auge. Gemäss der Untersuchung der Stiftung sind die volkswirtschaftlichen Kosten um vier Prozent gestiegen: auf 20,7 Milliarden Franken pro Jahr.

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Aufteilung der volkswirtschaftlichen Kosten der Landwirtschaft. - Avenir Suisse

Jeder der 50'000 Betriebe koste die Schweiz 400'000 Franken durchschnittlich. Seit 2018 seien diese Kosten erneut gestiegen. Der Schweizer Volkswirtschaft entstünden wegen der Bauern-«Subventionitis» horrende Kosten, so Avenir Suisse in ihrer Untersuchung mit dem Titel «Privilegienregister».

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Direktzahlungen an die Schweizer Bauern.
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Die Direktzahlungen betrugen in den letzten Jahren gut 2,8 Milliarden Franken.
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Verteilung der ausbezahlten Direktzahlungen 2018.
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2018 gab es in der Schweiz noch gut 50'000 Landwirtschaftsbetriebe. Im Jahr 2000 waren es noch gut 70'000.
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Produktion und Verbrauch von landwirtschaftlichen Produkten.

Diese tragen zu je knapp einem Viertel die Steuerzahler sowie die Unternehmen (je etwa 4,5 Milliarden), die die Möglichkeit, Güter zu exportieren, verpassen, berechnet Avenir Suisse. Einen Fünftel bezahlen die Konsumenten und 37 Prozent fallen als Umweltkosten an.

Bei letzteren Kosten berechnen die Autoren die Mehraufwände wegen des gestiegenen Phosphorüberschusses (Kosten von 275 Millionen), des Verlustes von Biodiversität (Kosten von über fünf Milliarden) oder des Einsatzes von Pestiziden (Kosten von 100 Millionen). Gerade die Kosten des Pestizideinsatzes habe sich um 25 Millionen auf insgesamt 100 Millionen Franken erhöht.

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Patrick Dümmler, Forschungsleiter Offene Schweiz bei Avenir Suisse, hat zusammen mit Jennifer Anthamatten die Analyse über Kosten der Landwirtschaft gemacht. - zvg

Für ihre Berechnungen bezogen die Autoren neu beispielsweise auch Kosten durch die zunehmende Verdichtung der Böden, Anpassung der Fütterungsmethoden für Schweine zur Reduktion der Stickstoffbelastung durch deren Harn, Armee-Helikopter für Wassertransporte.

Erreichen die Subventionen die Bauern?

Das Subventionssystem bevorzuge indes die Falschen: Statt den Bauern, profitieren vor- und nachgelagerte Akteure, so Avenir Suisse. Milliarden-Subventionen für eine ineffiziente Branche also – eine Branche, die darüber hinaus lediglich 2,4 Prozent der Schweizer Angestellten beschäftige.

Dass die Schweiz im WEF-Report zur Wettbewerbsfähigkeit auf Platz fünf abgesackt ist, führt Avenir Suisse ebenfalls auf die – durch die Politik reglementierte – Abschottung des Schweizer Agrarmarktes zurück.

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Die Schweiz ist in der neusten Erhebung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in der Liste der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt um einen Rang auf Platz fünf abgerutscht. Verbesserungspotenzial - WEF Report 2019

Die Schweizer Haushalte bezahlen jährlich aufgrund der wegen der Marktabschottung teureren Lebensmittel über 800 Franken zu viel. Zudem zahlt jeder Haushalt über 1200 Franken über die Steuern in das subventionierte Landwirtschaftssystem. Im Durchschnitt macht der Anteil drei Prozent des Einkommens aus, rechnet die Studie der von der Wirtschaft finanzierten Stiftung.

Bauernverband bezweifelt die Berechnungen

Der Schweizer Bauernverband kritisiert die Aussagen der Untersuchung gegenüber der «Handelszeitung». Sie fokussiere ausschliesslich auf die Kosten und vergesse den Nutzen der Landwirtschaft. Umweltkosten oder verpasste Exportchancen hätten keine schlüsslige Berechnungsgrundlage. Avenir Suisse versuche einmal mehr die Schweizer Landwirtschaft zu begraben.

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