Über 30 Milliarden weniger Zinszahlungen wegen starkem Franken
Der Schweizer Franken als sicherer Hafen senkt Zinszahlungen deutlich: Privatpersonen, Unternehmen und Staat sparen jährlich Milliarden.

Der Status des Schweizer Frankens als sicherer Hafen führt bei hiesigen Schuldnern zu deutlichen tieferen Zinszahlungen. Alleine hiesige Privatpersonen und Unternehmen würden 28 Milliarden Franken pro Jahr sparen.
Dies schätzte die UBS in einer Studie anhand eines Volumens von rund 1400 Milliarden Franken an inländischen Bankkrediten. «Zwar ist diese Zahl etwas naiv, da die Gesamtverschuldung bei höheren Zinsen wahrscheinlich niedriger wäre, doch veranschaulicht sie die Grössenordnung des Vorteils», schrieb die UBS am Dienstag.
Auch der Staat spare wegen dem sicheren Hafen-Effekt auf die Schweizer Zinsen jährlich etwa 5 Milliarden Franken an Zinszahlungen.
Die Anleger seien bereit, für sichere, liquide Vermögenswerte einen Aufschlag zu zahlen, sagte UBS-Ökonom Alessandro Bee an einer Online-Medienkonferenz. Dies führe laut Schätzungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu einer Reduktion des Schweizer Zinsniveaus um 2 Prozentpunkte.
Vorteile und Nachteile starker Währung
Ein weiterer Vorteil seien tiefere Konsumentenpreise. Denn wegen dem starken Franken seien importierte Waren und Dienstleistungen günstiger. Eine Aufwertung des handelsgewichteten Frankens um 10 Prozent reduziere die Inflation über zwei bis drei Jahre um 1,8 Prozent bis 3,5 Prozent, sagte Bee.
Damit hätten Konsumenten seit 2009 durchschnittlich etwa 1,2 Milliarden Franken (annualisiert) pro Quartal gespart. «Allerdings sind das nur 0,3 Prozent des Konsums. Im Verhältnis zum Gesamtkonsum ist der Aufwertungseffekt des Frankens moderat», sagte Bee.
Zudem können die Schweizer Konsumenten durch den Einkaufstourismus ihr Portemonnaie schonen. Laut Schätzungen erreichten grenzüberschreitende Einkäufe im Jahr 2023 einen Gesamtwert von 7 bis 8 Milliarden Franken.
Die Auswirkungen auf Sparer und Exporteure
Der Einkaufstourismus sei allerdings ein zweischneidiges Schwert: Denn er setze Schweizer Geschäfte in Grenznähe unter Druck. Darüber hinaus kommen die Konsumenten nicht vollumfänglich in den Genuss von Wechselkursgewinnen, weil diese nicht vollständig weitergegeben würden.
Zudem würden die tiefen Zinsen Sparer bestrafen, die ihr Geld auf Bankkonten hielten oder festverzinsliche Wertpapiere besässen. Denn die Erträge seien niedrig, hiess es.
Ein weiterer Nachteil sei der Druck auf die Marge der Exporteure, sagte Bee. Allerdings würden Exporteure 20 bis 35 Prozent der Vorleistungen importieren, was den Effekt des starken Frankens auf ihre Margen wieder ein stückweit dämpfe, sagte Bee.
«Man könnte vermuten, dass Schweizer Banken während globaler Turbulenzen und einer erhöhten Nachfrage nach »sicheren Häfen« grosse Kapitalzuflüsse verzeichnen. In der Praxis ist dies jedoch eher selten der Fall», erklärte die UBS.
«Selbst in Phasen, in denen Anleger verstärkt auf sichere Häfen setzen, ist – nach einer Bereinigung um Kapitalgewinne – kein Zuwachs an verwalteten Vermögen feststellbar», schrieben die UBS-Ökonomen. Eine kurze Phase während der Eurokrise sei vielleicht eine Ausnahme gewesen.