Soll ich noch einen Diesel kaufen?

Der Abgas-Skandal von VW hat das Saubermann-Image des Dieselmotors zerstört. Einige Länder haben den Selbstzünder darum bereits aus den Innenstädten verbannt. Ärger auch für Schweizer Automobilisten: Gebrauchte Diesler haben seit Aufkommen des Skandals stärker an Wert verloren als Benziner, so das Fazit einer Analyse von Autoscout. Lohnt sich der Diesel-Kauf noch? Nau hat bei zwei Experten nachgefragt.

Der Touring Club Schweiz hält den Diesel nach wie vor für eine gute Wahl: «Die Energieeffizienz der Dieselautos kommt vor allem bei grösseren Fahrzeugen, viel Zuladung oder Anhängerbetrieb und bei langen Distanzen zum Tragen», sagt der Mobilitäts-Experte Erich Schwizer.

Kleinwagen besser mit Benzinmotor

Für Wenig-Fahrer und bei kleineren Fahrzeugen sei ein Benziner oder Hybrid aber oft die bessere Wahl. «Wer in der Nähe eine Gas-Tankstelle hat, ist mit einem Erdgasfahrzeug am CO2-effizientesten unterwegs. Und wer mit wenig Aufwand eine Ladestation installieren kann, profitiert mit einem Elektrofahrzeug von geringen Betriebskosten.»

Schwizer hat keine Bedenken wegen einem Diesel-Verbot in der Schweiz. Denn: «In der Schweiz ist die Luftqualität besser als in den Ballungsräumen der Nachbarländer.»
Anders sieht man es beim Verkehrsclub der Schweiz: Kurt Egli, Projektleiter Auto-Umweltliste, will ein Diesel-Fahrverbot in der Schweiz nicht ausschliessen. Sein Fazit: «Im Moment muss vor Dieselkäufen abgeraten werden.»

Neubeurteilung möglich

Ganz abgeschrieben hat er den Selbstzünder nicht: «Eine Neubeurteilung ist möglich, wenn Modelle auf den Markt kommen, welche die neuen RDE-Grenzwerte auf der Strasse einhalten.» RDE steht für Real Drive Emission – ein Testverfahren, dass nicht mehr im Labor durchgeführt wird.

Trotzdem: «Alle Dieselfahrzeuge stossen massiv mehr Stickoxide aus als Benziner», so Egli. Seine Empfehlung: «Am nachhaltigsten ist Autofahren ohne Fossile Energieträger.» Heisst: Gasfahrzeuge die zu 100 Prozent mit Biogas betrieben werden oder E-Autos mit Ökostrom.