Bis 15 Prozent Provision verlangt Booking pro Buchung von Hotelbetreibern. Die Branche ist dem US-Konzern ausgeliefert, gibt sich aber kämpferisch.
Booking Hotel
Booking hat den Schweizer Markt fest im Griff. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Booking dominiert den Markt der Buchungsplattformen in der Schweiz.
  • Pro Buchung zahlen Hotels zwischen 12 und 15 Prozent Provision an den US-Konzern.

Es ist ein Satz, den Reisende – egal ob in der Schweiz oder im Ausland – immer öfters hören: «Buchen Sie das nächste Mal bei uns direkt, nicht via Booking.»

Dies legt etwa eine Tessinerin, welche in ihrem Heimatkanton drei Ferienwohnungen vermietet, ihren Gästen ans Herz. Denn: «Ich muss 12 Prozent Provision dem US-Konzern zahlen.»

Sie bietet ihre Wohnungen seit Jahren über die Plattform an. Doch die Zusammenarbeit sei unbefriedigend, erklärt sie. «Anfragen werden oft sehr spät beantwortet. Zudem dauert es sehr lange, bis ich die Überweisungen erhalte.»

Tessin Tourismus
Ende Juni beendet die Tessiner Regierung den Notstand wegen des Coronavirus. (Symbolbild) - Keystone

Trotzdem bietet sie ihre Wohnungen weiterhin auf Booking.com an. Primär darum, weil die Plattform für viele Reisende die erste Wahl ist.

Hohe Abhängigkeit von Booking

Wie gewichtig Booking in der Schweizer Tourismusbranche ist, zeigt eine jüngst publizierte Umfrage der Fachhochschule Westschweiz Wallis. Jedes zweite Hotel generiert ein Drittel der Buchungen über Online-Plattformen. Bei jedem fünften Hotel liegt der Anteil gar über 50 Prozent.

Das grösste Stück des Kuchens geht dabei an Booking. Der US-Plattformbetreiber kommt auf stolze 71 Prozent Marktanteil.

Die Plattformen machen sich in der Schweiz immer weiter breit. Letztes Jahr zahlten Schweizer Hotels 184 Millionen Franken an solche Unternehmen, zehn Millionen mehr als im Vorjahr. Die Gebühren liegen im Schnitt zwischen 12 und 15 Prozent pro Buchung.

Preisnachlässe beim Direktbuchen

Der Verband Hotelleriesuisse hat darum letzte Woche eine Online-Kampagne lanciert, welche zum Direktbuchen aufruft. Das Kernargument des Branchenverbands: Wer direkt beim Hotel bucht, kriegt den besseren Deal. Das können Preisnachlässe, kostenlose Upgrades oder Zusatzangebote sein.

So will Hotelleriesuisse Kunden zum Umdenken bringen.

Auch Bundesbern hat die ausländischen Plattform-Betreiber im Visier. Die «Lex Booking» von CVP-Ständerat Pirmin Bischof verlangt, dass Hotels auf der eigenen Webseite günstigere Preise anbieten dürfen. Die Bestpreis-Garantie, welche etwa bei Booking gilt, erlaubt dies nicht.

Doch die Landesregierung nimmt es gemächlich. Hotelleriesuisse-Präsident kommentiert: «Wir fordern den Bundesrat nach knapp drei Jahren des Wartens auf, endlich aktiv zu werden und eine griffige Umsetzung vorzulegen.»

Eine Sprecherin von Booking erklärt auf Anfrage von Nau.ch, dass man sich als Marketingkanal für Hotels und Ferienwohnung sehe. «Unsere Provisionen sind historisch gesehen die niedrigsten in der Branche, was es uns ermöglicht, lokale und globale Geschäfte voranzutreiben.» Booking unterstütze die Firmen zudem durch die Übersetzung von Inhalten und Kundendienstleistungen.

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