Rheinmetall gibt Übernahme-Deal mit Schiffbauer NVL bekannt
Der Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt die Militärsparte NVL von Lürssen in einem milliardenschweren Deal.

Deutschlands grösster Rüstungskonzern Rheinmetall hat sich mit der Bremer Werftengruppe Lürssen auf einen Kauf ihrer Militärsparte NVL geeinigt. Der in Düsseldorf sitzende Marktführer gab den mutmasslich milliardenschweren Deal am späten Sonntagabend bekannt.
«Vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden streben die Parteien den Vollzug der Übernahme für Anfang 2026 an», heisst es in der Mitteilung. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, angesichts der Milliardenumsätze beider Firmen dürfte aber eine gewaltige Summe an die Lürssen-Eigner fliessen.
Mit dem Erwerb des Schiffbauers möchte sich Rheinmetall breiter aufstellen und den Marine-Bereich als zusätzliches Geschäftsfeld erschliessen. Der Konzern baut bisher keine eigenen Schiffe, macht aber Geschäfte mit der Marine, etwa mit Schiffsgeschützen und mit Lasermodulen.
Börsenkurs verzwanzigfacht seit Ukraine-Konflikt
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 hat sich der Börsenkurs des Unternehmens etwa verzwanzigfacht. Rheinmetall gehört zu den wichtigsten Waffenlieferanten der Ukraine, bezahlt wird diese Waffenhilfe teilweise von der deutschen Bundesregierung.
Die private Werftengruppe Lürssen ist seit Oktober 2021 zweigeteilt in die Marinesparte Naval Vessels Lürssen (NVL) und in eine Jachtsparte. NVL ist auf die Konstruktion und Fertigung von Marine- und Behördenschiffen für die Deutsche Marine und Kunden weltweit spezialisiert.
Werftenstandorte weltweit
In Deutschland gehören zu NVL vier Werften: die Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern), Teile von Blohm+Voss und die Norderwerft in Hamburg sowie die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven. Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei.
Weltweit beschäftigt NVL nach eigenen Angaben gut 2100 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Rheinmetall hat laut eigenen Angaben rund 40'000 Beschäftigte an 174 Standorten und machte im vergangenen Jahr 9,8 Milliarden Euro Umsatz.
Vom Rüstungslieferanten zum All-Domänen-Systemhaus
Die Marine nutzt bereits Schiffsgeschütze und Lasermodule von Rheinmetall, künftig werden es auch Schiffe sein – vorausgesetzt, der Deal geht wie erwartet über die Bühne. «Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein», sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. «Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus.»
Zudem treibe man die Konsolidierung der deutschen Verteidigungsindustrie voran. «In Verbindung mit den Rheinmetall-Kompetenzen schaffen wir ein vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe – ein Powerhouse», sagte Papperger. Auch im maritimen Bereich komme es immer mehr auf militärische Durchsetzungsfähigkeit an.
Lürssen möchte sich in Zukunft auf den Bau von zivilen Mega-Jachten fokussieren. Rund 2000 Beschäftigte arbeiten momentan in dem Bereich.
Der Chef der Beteiligungsgesellschaft, Friedrich Lürssen, sagte: «Wir freuen uns, mit Rheinmetall einen vertrauensvollen und starken Partner gefunden zu haben, der NVL und ihren Mitarbeitenden eine erfolgreiche Zukunft sichern kann.» Man wolle den Weg für die politisch seit langem gewünschte Konsolidierung in der deutschen Verteidigungsindustrie ebnen.










