Österreichs Banken durch Kreditausfälle belastet
Das Kreditrisiko für Österreichs Banken steigt. Besonders Gewerbeimmobilien und kleinere Institute sind betroffen, wie Experten und Behörden warnen.

Die Österreichische Nationalbank (OeNB) beobachtet eine deutliche Zunahme notleidender Kredite bei heimischen Banken.
Besonders Gewerbeimmobilien geraten in den Fokus.
Gewerbeimmobilien machen Hälfte der Firmenkredite aus
Laut OeNB-Direktor Markus Schwaiger hat sich das Segment von einem «Musterschüler zum Sorgenkind» entwickelt. Fast fünf Prozent aller Finanzierungen in diesem Bereich gelten als ausfallsgefährdet, berichtet «Der Standard».
Im Projektgeschäft ist die Lage besonders angespannt. Nahezu jeder zehnte Projektfinanzierungskredit ist bereits ausgefallen.

2024 machen Gewerbeimmobilien 51 Prozent aller notleidenden Firmenkredite aus. 2019 lag dieser Anteil noch bei 26 Prozent, wie «Der Standard» berichtet.
Systemrisikopuffer als Reaktion – Entlastung dauert
Die OeNB sieht in der Entwicklung die Notwendigkeit für einen Systemrisikopuffer. Ab Juli müssen Banken ein Prozent der Kreditsumme bei Gewerbeimmobilien zusätzlich vorhalten.
Eine schnelle Senkung der Ausfallquoten erwartet die Notenbank jedoch nicht. Die Probleme stammen aus vergangenen Kreditvergaben, so Schwaiger laut «Der Standard».
Im Herbst will die Notenbank prüfen, ob der Puffer angepasst werden muss. Die sogenannte Kim-Verordnung, die die Kreditqualität bei privaten Wohnfinanzierungen verbessert hat, läuft hingegen Mitte des Jahres aus.
Ungleichgewicht bei Banken – Kleine Institute stärker betroffen
Die Ausfälle sind ungleich verteilt. Während Grossbanken stabil bleiben, konzentrieren sich die Probleme auf mittelgrosse und kleinere Banken.
Viele Kredite wurden gestundet, was laut OeNB ein Warnsignal für künftige Ausfälle ist, wie «Der Standard» berichtet. Im Vergleich dazu bezeichnet die OeNB die Bankenlandschaft insgesamt als stabil.

2024 erzielten die Institute einen Gewinn von 11,5 Milliarden Euro (10,8 Milliarden Franken). Die harte Kernkapitalquote liegt mit 17,5 Prozent knapp über dem EU-Schnitt, wie «OeNB» berichtet.
Gewinnrückgang erwartet – Zinsgeschäft unter Druck
Die Rekordgewinne der vergangenen Jahre dürften laut OeNB nicht anhalten. Die Notenbank empfiehlt Zurückhaltung bei Gewinnausschüttungen, um die Kapitalbasis zu stärken.
Ein Grossteil der Gewinne stammt aus dem Zinsgeschäft, insbesondere durch den Einlagensatz bei der Europäischen Zentralbank. Dieser wurde zuletzt von vier auf zwei Prozent gesenkt.
OeNB-Gouverneur Robert Holzmann äusserte laut «Der Standard» Bedenken, dass die Zinssenkung zu früh komme.
Kreditnachfrage bleibt schwach – Wirtschaftsaussichten trüben sich
Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist seit dem zweiten Halbjahr 2022 rückläufig. Hauptgrund sind hohe Finanzierungskosten und schlechte Absatzerwartungen.
Die Investitionstätigkeit bleibt gedämpft, wie ein aktueller OeNB-Report festhält. Auch die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten ist nach einem Einbruch nur leicht gestiegen.
Die allgemeine Konjunkturschwäche und Unsicherheit prägen weiterhin das Kreditgeschäft. Die OeNB erwartet aber keine schnelle Trendwende.