Ökologische Lebensmittel liegen hoch im Trend. Ausser im Fleischmarkt stagniert oder nimmt der Absatz seit Jahren ab. Der Schweizer Tierschutz schlägt Alarm.
Fleischtheke
Fleischtheke - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tierfreundlich erzeugte Fleischprodukte sind in der Schweiz weniger gefragt.
  • Grund dafür sind unter anderem die hohen Preise der Detailhändler.
  • Als Gegenwehr will der Schweizer Tierschutz eine Volksinitiative lancieren.

Fair, regional und bio: die Corona-Pandemie hat den Appetit nach gesundem Essen beflügelt. Nach dem Rekordjahr 2020 mit einem Umsatzwachstum von 19,1 Prozent nahm der Konsum von Bio-Lebensmitteln auch im darauffolgenden Jahr zu. So sehr, dass der Umsatz seit 2016 um 1,5 Milliarden Franken stieg.

Gemüse Corona
Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln überproportional an. - Keystone

Doch so erfreulich dieser Boom auch klingen mag, erfasst hat er längst nicht alle Lebensmittel. Die Rede ist vom Fleisch. Hier ist der Konsum von tierfreundlich erzeugten Labelprodukten seit Jahren rückläufig, wie aktuelle Zahlen des Schweizer Tierschutzes (STS) zeigen.

Stillstand und Rückgang beim Fleisch und Poulet

Beim Rindvieh etwa nahm der Anteil von Bio und anderen Labeln von 34 Prozent im Jahr 2019 auf 31 Prozent ab; beim Schwein von 35 Prozent auf 30,5 Prozent. Besonders kritisch ist die Situation beim Poulet, wo der tierfreundliche Freilandanteil seit vier Jahren bei 8 Prozent stagniert.

Schweizer Tierschutz (STS)
Labelanteile an der gesamten inländischen Produktion (in %) für Fleisch und Poulet. - SBV/Agristat 2021 und Aviforum/Bundesamt für Landwirtschaft BLW (Poulets)

Diese negative Entwicklung ist insofern erstaunlich, weil der Schweizer Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch insgesamt um knapp 2 Prozent gestiegen ist. Obschon also der hiesige Fleischkonsum steigend ist, nimmt die Nachfrage nach tierfreundlichen Fleischprodukte weiter ab.

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Volksinitiative soll Preis für Labelprodukte drücken

Die Schweiz steckt damit in einer «Tierwohlkrise», resümiert der Schweizer Tierschutz. Als Gegenwehr nimmt er insbesondere den Detailhandel in die Pflicht. Dieser sei in den letzten 25 Jahren zwar massgeblich am Aufbau der Labelproduktion beteiligt gewesen – allen voran Migros und Coop. Dennoch besteht noch viel Wachstumspotenzial, betont der Verband.

Aktion Fleisch
Der Schweizer Tierschutz beklagt: «Die konventionelle Fleischprodukte haben heute noch viel zu viel Gewicht, vor allem wenn es um die künstliche Besserstellung bei den Preisen und Bevorzugung durch Aktionen geht.» - Keystone

Nebst der mangelnden Aufklärung der Konsumgesellschaft beklagt er primär das viel zu hohe Gewicht von konventionellen Fleischprodukten im Detailhandel – hervorgerufen durch deutlich günstigere Preise. Der Schweizer Tierschutz will deshalb mit einer Volksinitiative die Supermärkte zwingen, Fleisch aus tierfreundlicher Produktion günstiger anzubieten.

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