Scharfe Kritik an einem brisanten neuen Online-Service von Apple: Der Chef der deutschen Mailanbieter Web.de und GMX, Jan Oetjen, hat dem US-Internetriesen schwere Vorwürfe gemacht wegen einer Funktion, über die sich Nutzer mit ihren persönlichen Apple-Daten auch bei anderen Diensten oder Websites anmelden können.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Internet-Manager Oetjen wirft US-Konzern «rigoroses» Vorgehen vor .

Apples Vorgehensweise bei der Verbreitung des neuen Services sei «das perfekte Beispiel, wie wir es als Europa nicht schaffen, diese Konzerne in den Griff zu kriegen», sagte Oetjen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Konkret zielt die Kritik auf das neue Angebot «Sign in with Apple», der zum 1. Juli starten soll. Damit drängt Apple in ein Feld, das bisher fest in der Hand von Google und Facebook ist: Lösungen für sogenannte Single-Sign-on, kurz SSO. Gemeint ist, dass Internet-Nutzer mit denselben Login-Daten, mit denen sie sich bei Google, Facebook und künftig auch Apple anmelden, auch andere Dienste nutzen können, die ein solches Login eingebaut haben.

Der US-Onlineriese will sein Angebot offenbar auch mit massivem Druck auf die Anbieter von Apps in seinem Appstore durchsetzen. Vor rund einem Jahr habe Apple neue Regularien für den Appstore vorgestellt, die die App-Anbieter erfüllen müssten, sagte Oetjen der «FAZ»: «Und da stand dann auf einmal drin: Alle Apps, die ein Single Sign-On eingebaut haben, müssen demnächst auch die Apple ID verbauen.» Sonst würden die Apps aus dem Appstore verbannt. «Da sind die rigoros.»

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erläuterte Oetjen, warum dieses Geschäft so wichtig ist: «Es geht um den Ausweis, mit dem die Nutzer sich durchs Netz bewegen, die persönliche ID. Dies ist die Kundenschnittstelle, an die Google, Facebook und jetzt auch Apple ihre Bezahldienste knüpfen.»

Der Manager, der zugleich Stiftungsratsvorsitzender der European netID Foundation ist, forderte europäische Login-Standards als Alternative zum Login mit Google, Facebook und Apple und warb bei Wirtschaft und Politik um Unterstützung. «Wir müssen uns schnell auf offene Standards einigen und Wettbewerber in Europa aufbauen», sagte Oetjen AFP. Mit netID liege bereits ein solcher Standard vor, der als europäisches Modell geeignet sei.

Auch die Politik sei nun gefragt, indem sie einen solchen Standard, gegebenenfalls als EU-Verordnung, mit gleicher Konsequenz unterstütze und auf den Markt bringe wie Apple. Andernfalls drohe die Gefahr, dass die europäische Internet-Wirtschaft zwischen den USA und China zerrieben werde.

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