Am Montag wurde Renault-Chef Ghosn verhaftet. Er ist der letzte einer Generation von Auto-Chefs, für die andere Regeln galten.
Carlos Ghosn an
Carlos Ghosn wurde wegen Veruntreuung festgenommen. Nissan steht unter Druck. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag wurde Carlos Ghosn in Japan verhaftet.
  • Die Autobranche war immer wieder Spielfeld für umstrittene Manager.

Der Ruf von Carlos Ghosn ist ramponiert. Der Renault- und Nissan-Chef soll sich auf Firmenkosten bereichert haben. Er wurde deswegen am Montag in Japan festgenommen. Mit dem Fall des Managers endet die Macho-Ära in der Autobranche.

«Le Cost Killer» nannte man Ghosn in Paris. Sein Leistungsausweis ist beeindruckend: Innert einem Jahr manövrierte er in den 90ern den französischen Autobauer Renault aus der Krise, zurück in die Schwarzen Zahlen. Nachdem sich Renault in Nissan einverleibt hatte, schickte man Sanierer Ghosn nach Japan.

Ghosn führt zeitweise beide Unternehmen. Mit eiserner Hand. Mehrere Top-Manager verliessen Renault und Nissan, weil Ghosn keine Anzeichen machte, Macht abzugeben. Auch wenn es ums Geld geht, ist Ghosn knallhart. Der Lohn als Renault-Chef von 7 Millionen Euro war ihm zu wenig. Erst nachdem der französische Staat, der 15 Prozent Anteile an Renault hält, mit einer Beschränkung für Spitzengehälter drohte, gab Ghosn nach. 

Macho-Manager waren in der Autobranche lange Normalität. VW-Patriarchat Ferdinand Piech war es nie wichtig, ein gutes Verhältnis zu seinem beruflichen Umfeld zu haben. Sein Führungsstil galt als ruppig, Manager kritisierte er gerne auch mal in Zeitungsinterviews. Die «FAZ» bezeichnete Piech als «Perfektionist düsterer Machtspiele», Ex-Chrysler-Chef Bob Luz, der auch mal gerne aneckt, gibt ihm gar Schuld am Diesel-Skandal. Piech habe eine «Schreckensherrschaft» errichtet.

Billig statt Qualität

Berüchtigtster Automanager in den 90er war José Ignacio López. Sein Fachgebiet: Produktionsoptimierung. Er hat Zulieferer ausgepresst und damit erst für General Motors, dann für VW die Gewinne maximiert. Während seiner Zeit bei Volkswagen war er als «Würger von Wolfsburg» bekannt. Rückblickend ging seine Strategie nicht auf. Qualitätsprobleme waren Alltag.

Auch der frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp ist umstritten. Seine Management-Methoden waren hart, wurden als Rambo- oder Wildwest-Stil bezeichnet. Schrempp mischte sich auch in Wirtschafts- und Sozialpolitik ein. Er kündigte Mitte der 90er-Jahre an, dass sein Unternehme keine Ertragssteuern mehr zahlen werde: «Von uns kriegt ihr nichts mehr.»

Noch hält Elon Musk den Ruf der Macho-Manager in der Autobranche aufrecht. Er wehrt sich gegen Gewerkschaften, seine Angestellten klagen über psychische Belastung. Und wenn er Lust hat, verbreitet er Unsinn via Twitter. Die Ankündigung, den Autobauer von der Börse zu nehmen, kostet ihn 20 Millionen Dollar. Und den Job als Verwaltungsratspräsident. Musk hat darum jetzt eine Vorgesetzte, die ihm auf die Finger schaut. 

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