Die Piloten der Boeing-Unglücksmaschine in Äthiopien haben kurz vor dem Absturz sämtliche Notfallanweisungen des Herstellers befolgt - sie konnten die Kontrolle über das Flugzeug aber nicht zurückerlangen.
Trümmer an der Absturzstelle
Trümmer an der Absturzstelle - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Äthiopiens Regierung fordert von US-Hersteller Überarbeitung von Steuerungssystem.

Darauf weisen erste Ermittlungsergebnisse zur Unglücksursache hin, die das äthiopische Verkehrsministerium am Donnerstag veröffentlichte. Experten verdächtigen das Trimmsystem MCAS, für den Absturz verantwortlich zu sein. Äthiopien forderte Boeing auf, das Steuerungssystem insgesamt beim Flugzeugtyp 737 MAX zu überarbeiten.

Die Maschine der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines war kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt, alle 157 Menschen aus über 30 Nationen an Bord kamen dabei ums Leben. Der Start scheine «vollkommen normal» verlaufen zu sein, sagte die äthiopische Verkehrsministerin Dagmawit Moges. Die Besatzung habe alle nötigen Lizenzen und Qualifikationen besessen, um die Maschine zu fliegen.

Mehrmals habe sich die Nase der Maschine nach unten geneigt. «Die Besatzung hat wiederholt alle von dem Hersteller bereitgestellten Anweisungen befolgt», betonte Moges. «Die Piloten waren aber nicht in der Lage, die Kontrolle über das Flugzeug zurückzubekommen.»

Die Verkehrsministerin nannte das Trimmsystem MCAS von Boeing nicht beim Namen - Experten vermuten aber, dass diese Software für den Absturz verantwortlich sein könnte. Hinweise auf eine Fehlkonstruktion hatte es auch bei dem Absturz des gleichen Modells der Gesellschaft Lion Air im Oktober gegeben.

Das Trimmsystem soll verhindern, dass das Flugzeug übersteuert und nicht mehr gerade ausgerichtet werden kann. Bei einem drohenden Strömungsabriss drückt ein Stabilisierungsmechanismus die Nase des Flugzeugs wieder nach unten.

Verkehrsministerin Moges forderte, der US-Flugzeugbauer müsse sein gesamtes Steuerungssystem bei dem Flugzeugtyp überarbeiten. Die zuständigen Luftfahrtbehörden wiederum müssten prüfen, dass dies adäquat erfolgt sei, bevor die Maschinen wieder fliegen dürften.

Die Auswertung aller Daten zum Unglück in Äthiopien könnte insgesamt «sechs Monate bis zu einem Jahr» dauern, sagte der Leiter der Untersuchung, Amdiye Ayalew. In dieser Zeit werde untersucht, ob es «andere Probleme» bei dem Flugzeug gebe. Bislang gebe es aber keine Hinweise auf Schäden etwa durch Objekte von aussen.

Der Chef von Ethiopian Airlines, Tewolde GebreMariam, erklärte, er sei «sehr stolz» auf die Piloten der Unglücksmaschine. Sie hätten alle Notfallanweisungen genau befolgt und in dieser «extrem schwierigen» Situation mit äusserster Professionalität reagiert.

Boeing selbst erklärte lediglich, den Untersuchungsbericht «prüfen» zu wollen. Derzeit müssen sämtliche Flugzeuge vom Typ 737 MAX weltweit am Boden bleiben. Erst kürzlich forderte die US-Luftfahrtbehörde FAA Nachbesserungen am geplanten Softwareupdate für die Maschinen. Die Behörde rechnet damit, das endgültige Softwarepaket «in den kommenden Wochen» vorgelegt zu bekommen.

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