Die Milchbranche hat einen neuen, «nachhaltigen» Standard ausgearbeitet. Dafür gibt es Kritik von mehreren Seiten – auch aus der Landwirtschaft.
swissmilk green Parmelin
Auch Wirtschaftsminister Guy Parmelin schaute noch schnell zum Anstossen vorbei, mit links Hanspeter Käslin (Präsident SMP), Bundespräsident Ueli Maurer und rechts CVP-Ständerat und BOM-Präsident Peter Hegglin. - zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Branchenorganisation Milch hat den Standard «Swissmilk Green» lanciert.
  • Bauern erhalten drei Rappen mehr für den Liter Milch, wenn sie die Anforderungen erfüllen.

Nachhaltigkeit ist das Zauberwort der Stunde. Darauf ist auch die Milch-Branche gekommen. Gestern hat die Branchenorganisation Milch (BOM) darum den Standard «Swissmilk Green» lanciert.

Um diesen zu erfüllen, müssen Milchproduzentern zehn Anforderungen erfüllen. So müssen Bauern an mindestens einem der zwei Tierwohlprogramme des Bundes für Kühe teilnehmen. Wenn die Landwirte Soja verfüttern, dann nur aus garantiert nachhaltiger Produktion.

Bundespräsident Ueli Maurer stellte den Standard gestern vor. Im Interview mit Nau schwärmte er über die «grüne» Milch: «Jetzt haben wir etwas, das uns endlich vorwärtsbringt.»

Interview mit Bundespräsident Ueli Maurer. - Nau

Eine Revolution ist das Label nicht. Bereits heute werden 90 Prozent aller Kühle nach den bei «Swissmilk Green» definierten Standards gehalten. Trotzdem soll der Liter Milch ab September drei Rappen mehr kosten.

Kritik vom WWF und Konsumentenschutz

Die Stiftung für Konsumentenschutz spricht darum von einer «überflüssigen Kennzeichnung» ohne Mehrwert. Der WWF hält den neuen Milchstandard zwar für einen Schritt in die richtige Richtung. «Dieser muss aber viel ambitionierter daherkommen, um die Auszeichnung ‹green› zu verdienen.»

Kritik gibt es auch von Bauern. Zwar begrüsst Werner Locher, Sekretär der Milchproduzenten-Organisation Big-M, «jegliche Bemühung, welche die schwierige Situation der Michviehbetriebe verbessern wird.»

Bauer Milch WWF
Die Milchproduktion ist besonders ressourcenintensiv. - Keystone

Doch glaubt er nicht, dass sich dadurch die Situation der Milchbauern verbessert. Locher rechnet, dass die Produktionskosten für einen Liter Milch bei einem Franken liegt. Davon werden 20 Rappen durch Direktzahlungen abgedeckt. «Der Auszahlungspreis für Industriemilch ist trotz drei Rappen mehr immer noch unter 60 Rappen.» Das ergebe keine Perspektive.

Migros hat Einkaufspreis gesenkt

Erst im Juli hat die Migros den Einkaufspreis der Milch um 2,5 Rappen gesenkt. Mit dem Mini-Aufschlag zahlt sie nun ab September nur minim mehr als den alten Preis. «Das zeigt deutlich, dass diese Übung vor allem dazu dient, dass sich die Lebensmittelbranche profilieren will, ohne den Milchbauern mehr bezahlen zu müssen», kommentiert Locher.

Was würde den Bauern wirklich helfen? Neue Direktzahlungen sind kein Thema. «Also muss in erster Linie der Auszahlungspreis angehoben werden.»

Für Locher ein erster Schritt wäre, wenn die Milchbauern nicht mehr gezwungen werden können, B-Milch abzuliefern. Diese ist für den EU-Markt gedacht und erzielt deutlich tiefere Erträge. «In Marktsegmenten, wo nur solche Milchpreise realisiert werden können, haben wir Schweizer nichts verloren!»

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