Mit dem nachhaltigen Standard «swissmilk green» wird die Milch teurer, obwohl ihn eh fast alle bereits erfüllen. Doch selbst der Bundespräsident ist begeistert.
Charta «swissmilk green» für Schweizer Milch - Nau
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Milchbranche lanciert den Standard «swissmilk green» mit Nachhaltigkeitsanforderungen.
  • Die meisten Produzenten erfüllen die Bedingungen allerdings bereits.
  • Bundespräsident Ueli Maurer ist dennoch begeistert: «Endlich haben wir einen Entscheid.»

Er habe zuerst melken und dann schreiben gelernt, verkündet Bundespräsident Ueli Maurer vor den geladenen Gästen der Branchenorganisation Milch (BOM). Ueli der Bauernsohn begrüsst den Branchenstandard «swissmilk green», den die BOM heute lanciert: «Es ist ein gutes Zeichen für die Schweiz und für die Branche».

Interview mit Bundespräsident Ueli Maurer. - Nau

Swissmilk green als Label, das keines ist

«swissmilk green» tönt zwar etwas nach Bio und grüner Welle, doch davon distanzieren sich die Milch-Männer dann doch wieder etwas. Lieber spricht man von Nachhaltigkeit: «Es war ein Startschuss, aber wir haben uns alle verpflichtet, dass weitere Bedingungen kommen», sagt Roland Frefel. Er sitzt für Coop im Vorstand der BOM und sagt: «Es braucht dieses Label, weil zum ersten Mal die Branche sich auf Mindesstandards geeinigt hat.»

Wobei es eben kein Label sein soll, betont CVP-Ständerat und BOM-Präsident Peter Hegglin. Sondern eine Art Rütlischwur der Branche, findet Hegglin: «Über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg haben wir diesen Entscheid gefällt. Und entschieden, dass der Mehraufwand entschädigt wird.»

Gleiche Milch, 3 Rappen teurer

Nur: Die allermeisten Milchproduzenten erfüllen die Grundanforderungen für «swissmilk green» bereits. Und die Zusatzanforderungen lösen bei Nachhaltigkeitsorganisationen auch nicht gerade Begeisterungsstürme aus. Dazu zählen, dass für Familienarbeitskräfte ein Lohn ausgewiesen wird oder Schulklassen den Bauernhof besuchen können.

Interview mit Peter Hegglin, Präsident BO Milch. - Nau

Trotzdem soll der Liter Milch ab September drei Rappen mehr kosten. Erhält der Konsument nun tatsächlich bessere Milch – oder einfach teurere? «Beides», sagt Hegglin, «die Absicht ist, dass der Mehrwert transparent abgegolten wird.»

Bei Coop heisst das, dass der höhere Preis meist auf den Konsumenten abgewälzt wird. Bei Migros zwar auch – nur hat Migros im Juni beschlossen, den Bauern drei Rappen weniger zu zahlen.

swissmilk green Parmelin
Auch Wirtschaftsminister Guy Parmelin schaute noch schnell zum Anstossen vorbei, mit links Hanspeter Käslin (Präsident SMP), Bundespräsident Ueli Maurer und rechts CVP-Ständerat und BOM-Präsident Peter Hegglin. - zvg

«Jäjäjä und immer zuerst alle Vorbehalte»

Die Misstöne gleich zum Start des Labels für grüne Milch, das weder Label noch besonders grün ist, beeindrucken Maurer wenig. «Wir sind ein Volk, dass immer Jäjäjä sagt und zuerst mal Vorbehalte hat», tadelt der Bundespräsident. Kritisieren sei immer einfacher, findet Maurer: «Jetzt haben wir etwas, das uns endlich vorwärtsbringt.»

Die kleine Schweiz habe international nur eine Chance, wenn sie mit einem von allen akzeptierten Standard auftrete. «Im Ausland interessiert das Berner Oberland oder das Seeland nicht so stark, sondern man nimmt die Schweiz wahr.» So gesehen sei «swissmilk green» ein wichtiger Meilenstein, nicht nur für die Milchbranche.

Interview mit Roland Frefel, Coop-Vertreter bei BO Milch. - Nau
Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Ueli MaurerBundesratCoopStänderatMigrosBauern