In Deutschland konnte der Anteil erneuerbarer Energien gesteigert werden. Auch die Schweiz profitiert von den Wetterveränderungen wegen dem Klimawandel.
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Der Windenergieanteil ist in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland sehr bescheiden. Bisher gibt es keine Schätzungen über die künftige Entwicklung. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ökostrom-Anteil kletterte in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 auf ein Rekordhoch.
  • Auch die Schweiz wird durch den Klimawandel mehr Solarenergie erzeugen können.
  • Jedoch sind die Auswirkungen der Wetterveränderungen auf die Stromerzeugung ambivalent.

44 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 machte Ökostrom aus. Dies, weil es mehr Wind gab. Windenergie auf dem Land nahm 18 Prozent zu im Vergleich zum Vorjahr, auf dem Meer gar 30 Prozent.

Solaranlagen erreichten die Hälfte der Windkraft. Aus anderen Energieträgern – vor allem Biomasse und Wasserkraft – stammten 36,7 Milliarden Kilowattstunden. Führen die veränderten Wetterverhältnisse aufgrund des Klimawandels also zu günstigeren Voraussetzungen zur Gewinnung erneuerbarer Energie?

Klimawandel: Plus vier Grad bis 2050

Tatsächlich: «Gesamthaft gesehen werden die Auswirkungen in der Tendenz voraussichtlich mehrheitlich positiv sein», sagt Fabien Lüthi, Fachspezialist Medien und Politik beim Bundesamt für Energie BFE. Dabei steht die Schweiz mit zwei Drittel erneuerbarer Energie im Vergleich zu Deutschland ohnehin deutlich besser da.

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Wasserkraft machte 2017 knapp 60 Prozent der Schweizer Gesamtstromproduktion aus. Erneuerbare Energien aus Solaranlagen, Windenergie und Biomasse machen 2018 gut sechs Prozent aus. - VSE, BFE

Lüthi stützt sich auf eine Untersuchung der ETH Zürich. Diese stellt fest: Erhöht sich in der Schweiz wie prognostiziert die Temperatur um 1,5 bis 4 Grad, nimmt der Heizbedarf im Winter ab, während der Kühlbedarf im Sommer steigt. Dabei wird der CO2-Ausstoss sinken, jedoch um höchstens 3,7 Prozent. Gegen 10 Prozent des Stromverbrauchs in der Schweiz wurden 2018 für das Heizen verwendet.

Fabien Lüthi betont aber: «Der Kühlbedarf deckt sich optimal mit der Produktion von Solaranlagen. Daher eignet sich die Photovoltaik besonders gut zum Kühlen.»

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Der Anteil erneuerbarer Stromproduktion ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, insbesondere bei der Photovoltaik. Der Klimawandel bringt jedoch auch Probleme. - dpa

Allerdings: «Aufgrund der projizierten Häufigkeit von Extremereignissen wie Trockenheit, Stürme und Hagel ist jedoch mit einem gewissen zusätzlichen Aufwand für den Betrieb und den Unterhalt der Anlagen zu rechnen.» Unter dem Strich würden die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels auf das Energiesystem daher moderat ausfallen, so Lüthi.

Effekte können sich gegenseitig kompensieren

Zudem werden die Herausforderungen im Bereich Verkehr und Gebäude wichtiger sein als der Bereich Kühlen und Heizen. So verschlang 2018 der Verkehr knapp 38 Prozent der gesamten Energie. Und der Energiebedarf im Verkehr wird zunehmen, so die ETH-Studie.

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Wasserschloss Schweiz: Rund zwei Drittel der inländischen Stromproduktion ist in der Schweiz erneuerbar. Historisch ist der Wasserkraftanteil sehr hoch: rund 60 Prozent. - Keystone

Auf Seite Produktion ergeben sich durch den Klimawandel ebenfalls Verschiebungen. Die tragende Säule Wasserkraft wird durch die Erhöhung des Wasserangebots im Winterhalbjahr um zehn Prozent zulegen können. Gleichzeitig nimmt die Produktion im Sommer um bis zu sechs Prozent ab.

Dies ergänze optimal den Ertragsüberschuss aufgrund der Photovoltaik im Sommerhalbjahr. Das Potenzial von Solarstrom wird gegen Mitte des Jahrhunderts auf rund einen Fünftel des Schweizer Strombedarfs geschätzt. Allerdings: Was nach 2050 geschehen wird, wenn die Gletscher um bis zu 80 Prozent zusammengeschmolzen sind, kann die ETH-Studie nicht sagen.

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Biogas ist die einzige Alternative der Schweiz zu Erdgas. (Symbolbild) - Keystone
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