Kurz vor der entscheidenden Hauptversammlung zur Zukunft der Lufthansa stehen die Zeichen auf eine Zustimmung der Aktionäre zum staatlichen Rettungsplan.
Lufthansa-Maschinen am Münchner Flughafen
Lufthansa-Maschinen am Münchner Flughafen - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Investor Thiele kündigt Ja an - Konzern und Gewerkschaft vereinbaren Sparpaket.

Der Grossinvestor Heinz Hermann Thiele kündigte nach langem Zögern am Mittwochabend sein Ja zu dem milliardenschweren Hilfsprogramm an, mit dem der Bund bei dem durch die Corona-Krise schwer angeschlagenen Luftfahrtkonzern einsteigt. Ausserdem einigte sich die Lufthansa mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO auf Sparmassnahmen von mehr als einer halben Milliarde Euro.

Die ausserordentliche Hauptversammlung der Lufthansa beginnt am Donnerstagmittag. Die notwendige Zweidrittelmehrheit für das Staatsprogramm gilt nach der Ankündigung Thieles als gesichert. Gegen seinen Widerstand wäre der Einstieg des Staates bei der Lufthansa nicht möglich gewesen. Thiele sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» («FAZ»), seine Zweifel seien nach Gesprächen mit der Bundesregierung zwar nicht beseitigt. Letztlich habe er aber nicht für eine Insolvenz der Airline stimmen können.

Die Lufthansa und UFO bezeichneten ihren am Mittwoch erzielten Abschluss als positives «Signal» an die Hauptversammlung. Vereinbart wurde nach Konzernangaben, dass Vergütungsanhebungen ausgesetzt, Flugstunden von Mitarbeitern gesenkt und die Gehälter entsprechend reduziert werden. Auch sollen Beiträge zur betrieblichen Altersversorgung vorläufig gesenkt werden. Ferner wurden demnach freiwillige Massnahmen wie unbezahlter Urlaub, weitere Arbeitszeitabsenkungen und geförderte, vorzeitige Wechsel in die Altersversorgung vereinbart.

Durch die Vereinbarungen könnten betriebsbedingte Kündigungen für die 22.000 Kabinenmitarbeiter während des Zeitraums der Krise vermieden werden, erklärte die Lufthansa. Nach UFO-Angaben gilt das Sparprogramm bis Ende 2023 und umfasst einen vierjährigen Kündigungsschutz. Mitte des Monats hatte die Lufthansa noch mitgeteilt, dass durch die Corona-Krise weltweit 22.000 Vollzeitstellen überflüssig geworden seien, die Hälfte davon in Deutschland.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann bezeichnete die Einigung mit der Gewerkschaft «als Zeichen einer wiedergewonnenen und konstruktiven Sozialpartnerschaft». UFO-Chef Daniel Flohr erklärte, durch die Vereinbarungen bewiesen die Gewerkschaft und der Konzern nach Jahren heftiger Auseinandersetzungen nun «verantwortungsvolle Einigungs- und Handlungsfähigkeit».

Dem Abschluss müssen noch die UFO-Mitglieder zustimmen. Die Urabstimmung soll in Kürze beginnen, wie die Gewerkschaft ankündigte. Vereinbarungen der Lufthansa mit anderen Gewerkschaften stehen indes noch aus.

Die Lufthansa-Führung hatte wegen ihrer massiven Nöte in der Corona-Krise das Rettungsprogramm mit der Bundesregierung ausgehandelt. Es sieht Staatshilfen von neun Milliarden Euro vor.

Bis Mittwoch galt die Zustimmung der Aktionäre aber noch als ungewiss - bis zum Interview Thieles in der «FAZ». Der Unternehmer hatte seinen Stimmenanteil in der vergangenen Woche auf rund 15,5 Prozent aufgestockt - zur Hauptversammlung hatten sich Anleger nur mit einem Stimmenanteil von insgesamt 38 Prozent angemeldet. Ohne Thiele wäre die Zweidrittelmehrheit also nicht erreichbar gewesen.

In einem früheren «FAZ»-Interview hatte Thiele die Konditionen des Rettungspakets kritisiert. Er stiess sich vor allem an der vorgesehenen Beteiligung der Bundesregierung im Umfang von 20 Prozent. Am Montag traf sich Thiele dann mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr. «Es gibt nach wie vor unterschiedliche Positionen mit den Regierungsvertretern», sagte Thiele nun in dem Interview. Gleichwohl kündigte er an: «Ich werde für die Beschlussvorlage stimmen.»

Im Vorfeld der Versammlung versicherte zudem Konzernchef Spohr, dass das Unternehmen keine Erhöhung der Ticketpreise plane - er rechnet sogar mit zunächst sinkenden Preisen. «Spontan würde ich sagen, zunächst gehen Preise zurück, weil zu viel Angebot im Markt ist ? aber nicht alle Airlines werden Corona langfristig überstehen», sagte Spohr der «Bild»-Zeitung.

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