Der Portugiese António Horta-Osório übernimmt die Funktion des Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse. Die Erwartungen an ihn sind gross.
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António Horta Osório ist am Sonntagabend als Verwaltungspräsident der Credit Suisse zurückgetreten. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grossbank Credit Suisse kommt derzeit aus den Negativschlagzeilen nicht mehr heraus.
  • Die neue Funktion als Verwaltungsratspräsidenten wird für Horta-Osório anspruchsvoll.
  • Auf dem Banker ruhen hohe Erwartungen.

Inmitten heftiger Turbulenzen beginnt für die Credit Suisse mit der Generalversammlung vom Freitag eine neue Ära: Mit António Horta-Osório übernimmt ein neuer Verwaltungsratspräsident das Amt des nach zehn Jahren abtretenden Urs Rohner. Auf dem Portugiesen ruhen hohe Erwartungen: Er soll die ins Schlingern geratene Bank wieder in ruhigere Fahrwasser lenken.

Als der heute 57-jährige Horta-Osório vergangenes Jahr für die Stelle bei der zweitgrössten Schweizer Bank zusagte, dürfte er noch kaum geahnt haben, wie anspruchsvoll diese von Beginn an werden würde. Seit rund zwei Monaten kommt die CS nicht mehr aus den Negativschlagzeilen heraus.

Nicht die erste Krisensituation für Horta-Osório

Nach dem Debakel mit den «Greensill»-Anlagefonds und dem Zusammenbruch des US-Hedgefunds Archegos ist der CS-Aktienkurs abgesackt und die Bank musste gar neues Kapital aufnehmen. Für den Banker ist es allerdings nicht die erste Krisensituation, die er in seiner Karriere zu meistern hat.

Horta-Osório begann seine Karriere in den achtziger Jahren bei den US-Investmentbanken Citigroup und Goldman Sachs und stiess 1993 zur spanischen Santander-Gruppe, für die er diverse Führungsfunktionen in Portugal und Brasilien wahrnahm. Nachdem Santander 2004 die britische Abbey Bank übernommen hatte, übertrug sie ihm die Leitung der in Santander UK umbenannten britischen Bank, die in der Folge noch weitere Institute akquirierte.

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Das Logo der spanischen Grossbank Santander. - Keystone

2011 wechselte der Bankmanager an die Spitze der Lloyds Bank, eine der britischen «Big Four»-Banken. Das Institut war in äusserst schlechter Verfassung aus der Finanzkrise herausgekommen. 2009 musste es von der britischen Regierung rekapitalisiert werden, die damals auch als Minderheitsaktionärin einstieg. Unter der Führung von Horta-Osório stabilisierte sich das Bankinstitut, so dass der britische Staat 2017 seinen Einsatz zurückerhielt und sich aus der Eigentümerschaft zurückzog.

Horta-Osório erlitt ein Burnout

Dem Portugiesen eilte der Ruf als harter Arbeiter voran - so soll er sich an seinem ersten Arbeitstag bei Lloyds frühmorgens vor der noch verschlossenen Eingangstüre gefunden haben. Allerdings verausgabte er sich in seiner neuen Funktion dermassen, dass er nach weniger als einem Jahr einen schweren Burnout erlitt und eine mehrwöchige Auszeit nehmen musste. In der Folge setzte sich der CEO bei Lloyds mit spezifischen Programmen für das psychische Wohlbefinden am Arbeitsplatz ein.

Eine derartige enorme Arbeitsbelastung wie bei der Sanierung von Lloyds befürchtet Horta-Osório bei seinem neue Posten bei der CS trotz der jüngsten Grosspannen offenbar nicht. Anders als die Lloyds Bank unmittelbar nach der Finanzkrise verfüge die Credit Suisse insgesamt über ein «herausragendes» Geschäft und bewege sich zudem in einem günstigen makroökonomischen Umfeld, erklärte er unlängst im Gespräch mit der «Financial Times».

Forderung nach Korrekturen an der Unternehmenskultur

Die Erwartungen an den neuen Mann auf der CS-Spitze sind dennoch gross: Die Vorfälle der letzten Wochen um Archegos und Greensill sind von vielen Beobachtern und Investoren als Ausdruck einer fehlgeleiteten Risikomentalität interpretiert worden. Entsprechend laut geworden sind die Rufe nach grundlegenden Korrekturen an der Unternehmenskultur.

Unter Beschuss geraten ist auch das CS-Modell der «One Bank» - wo Kunden Dienstleistungen aus verschiedenen Bereichen wie Vermögensverwaltung, Investment Banking und Asset Management aus einer Hand erhalten sollen. Für viele Beobachter hat gerade der Fall des Finanzunternehmers Lex Greensill aufgezeigt, dass dieses Modell zu Interessenkonflikten zwischen den Banksparten und zur Vernachlässigung von Risikoerwägungen führen kann.

Neupositionierung des Asset Managements wichtig

Gefordert wird von Kommentatoren auch eine deutliche Verringerung der Risiken in der Investment Bank, die der CS mit dem Zusammenbruch von Archegos einen riesigen Verlust von rund 5 Milliarden Franken beschert hat. Weit oben auf der Agenda des neuen Präsidenten wird zudem die Neupositionierung des Asset Managements nach dem Debakel mit den «Greensill»-Anlagefonds stehen.

Derweil muss sich der Portugiese, der in jungen Jahren als Assistenzprofessor an der Katholischen Universität von Portugal gelehrt hatte, auch im zwinglianischen Zürich einleben.

Abfinden muss er sich der bekennende Fan des Tennisspielers Rafael Nadal dabei damit, dass das von ihm präsidierte Institut ein wichtiger Sponsor von Nadals Rivalen Roger Federer ist.

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