Zwei Komplizen gestehen ihre Hilfe bei der spektakulären Flucht des ehemaligen Automanagers Carlos Ghosn. Er reiste in einem Koffer aus Japan in den Libanon.
Carlos Ghosn
Carlos Ghosn war bis im Januar 2019 Chief Executive Officer von Renault-Nissan-Mitsubishi und Vorsitzender des Verwaltungsrats von Renault. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Komplizen haben die Hilfe zur Flucht von Carlos Ghosn vor Gericht gestanden.
  • Der Automanager war in einem Koffer versteckt aus Japan in den Libanon geflüchtet.
  • Die beiden US-Bürger sollen sogar beim aushecken des Fluchtplans geholfen haben.

Zwei Komplizen von Carlos Ghosn haben vor Gericht ihre Mittäterschaft an der spektakulären Flucht des Automanagers aus Japan eingestanden. Die beiden US-Bürger, Vater und Sohn, sagten am Montag vor dem Bezirksgericht in Tokio aus. Sie würden die ihnen zur Last gelegten Vorwürfe nicht bestreiten. Sie äusserten sich, nachdem ihnen die Anklage verlesen worden war.

Der 60-jährige Michael T. und sein 28-jähriger Sohn Peter sollen Ghosn die Flucht ermöglicht und auch den Fluchtplan ausgeheckt haben. Ihnen drohen bei einer Verurteilung wegen Fluchthilfe bis zu drei Jahre Haft.

Ehemaliger Elitesoldat half dem Automanager

Bei Michael T. handelt es sich um einen früheren Elitesoldaten der US-Armee, der im Bereich der privaten Sicherheitsdienstleistungen tätig ist. Er soll nach Angaben der US-Staatsanwaltschaft mehrfach nach Japan gereist und sich dort mindestens sieben Mal mit Ghosn getroffen haben.

Sein Sohn Peter soll japanischen Medien zufolge 144 Millionen Yen von der Ghosn-Familie für die Hilfe erhalten haben. Das sind umgerechnet knapp 1,1 Millionen Euro.

Carlos Ghosn
Carlos Ghosn tritt am 8. Januar in Beirut zum ersten Mal nach seiner Festnahme wieder öffentlich auf. - keystone

Ghosn war Ende 2019 in einem grossen Koffer versteckt an Bord eines Privatjets von Osaka nach Istanbul geflogen. Und von dort dann weiter nach Beirut. Der Manager hat auch die libanesische Staatsbürgerschaft.

Er hält sich weiter im Libanon auf und darf das Land nicht verlassen. Allerdings weist der Libanon seine Staatsbürger nicht aus, weshalb die japanische Justiz keinen Zugriff auf ihn hat.

Helfer wurden letztes Jahr festgenommen

Die beiden mutmasslichen Fluchthelfer aus den USA wurden von Japan per Haftbefehl gesucht. Sie waren im Mai 2020 in den USA festgenommen und Anfang März nach Japan ausgeliefert worden. Ein dritter mutmasslicher Fluchthelfer aus dem Libanon ist weiterhin flüchtig.

Ghosn war im November 2018 in Japan festgenommen worden. Die Justiz wirft ihm unter anderem vor, private Verluste auf den Autohersteller Nissan übertragen zu haben. Dieser ist mit dem französischen Autobauer Renault verbündet. Zudem soll er Firmenkapital zweckentfremdet haben.

Auch in Frankreich laufen Ermittlungen gegen Ghosn. Dabei geht es unter anderem um die möglicherweise illegale Finanzierung zweier rauschender Feste auf Schloss Versailles.

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