Jede achte deutsche Firma in Grossbritannien will wegen Brexit Investitionen abziehen
Für viele deutsche Unternehmen mit Geschäftsverbindungen nach Grossbritannien ist der Brexit schon jetzt eine Belastung.

Das Wichtigste in Kürze
- Umfrage: 71 Prozent der Unternehmen rechnen mit schlechterem Geschäft.
Wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervorgeht, plant jeder achte Betrieb aktuell, seine Investitionen auf andere Märkte zu verlagern ? grösstenteils nach Deutschland und in andere EU-Länder. Anfang 2018 hatte demnach nur jeder zwölfte Betrieb von entsprechenden Vorhaben berichtet.
Die Angaben basieren auf einer jährlichen Befragung vom Februar. Rund 1500 Unternehmen mit Verbindungen ins Vereinigte Königreich nahmen 2019 daran teil. Derzeit schätzt nur jede fünfte Firma ihre Geschäfte mit Grossbritannien als «gut» ein. 38 Prozent bezeichneten sie hingegen als «schlecht».
Die Hoffnungen schwinden: Glaubten vergangenes Jahr nur 36 Prozent an eine Verschlechterung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten, waren es dieses Jahr 71 Prozent. Metallindustrie, Fahrzeugindustrie und Zulieferer sowie der Handel schätzten ihre Geschäftsperspektive am schlechtesten ein.
Die Auswirkungen des anstehenden EU-Austritts von Grossbritannien sind nach Angaben des DIHK bereits spürbar. Das britische Pfund büsste im Verhältnis zum Euro merklich an Kaufkraft ein. Das schmälert auch die Absatzmöglichkeiten der deutschen Produzenten. So belegte das Vereinigte Königreich im vergangenen Jahr mit 82 Milliarden Euro hinter den Niederlanden nur noch Rang fünf der wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Unternehmen. Vor dem Brexit-Votum war es noch Platz drei.
Da auch anderthalb Monate vor dem Austrittsdatum der Briten noch nicht klar ist, ob es ein Abkommen mit der EU geben wird, kann mehr als die Hälfte der Betriebe auch nach tieferer Prüfung die Folgen des Brexit noch nicht abschätzen.
Sie befürchten vor allem die Zollbürokratie. Dazu zählen unter anderem die Abgabe von Zollanmeldungen und die Dauer von Zollabfertigungen. Insbesondere mögliche Lieferverzögerungen und Engpässe bei der Logistik beunruhigen die deutschen Produzenten. Höhere bürokratische Hürden wurden mit 78 Prozent deutlich öfter genannt als drohende tarifäre Handelshemmnisse wie zum Beispiel Zölle mit 57 Prozent.
Um sich auf die Folgen des Brexit vorzubereiten, hat knapp die Hälfte der Unternehmen die eigenen Mitarbeiter bereits im Zollrecht geschult. Ein gutes Viertel hat seine Lagerbestände aufgestockt.