Interpharma rechnet wegen US-Investitionen mit Steuerausfällen
Der Interpharma-CEO erwartet wegen US-Investitionen Steuerausfälle von rund fünf Milliarden Franken in der Schweiz.

Der CEO des Schweizer Verbandes der forschenden Pharma (Interpharma) rechnet wegen der von Schweizer Unternehmen angekündigten US-Investitionen mit hiesigen Steuerausfällen in der Höhe von rund fünf Milliarden Franken. Drei Milliarden entfielen dabei auf Ausfälle bei den Unternehmenssteuern, zwei Milliarden auf Steuerzahlungen von Arbeitnehmenden.
Die US-Politik mit Zolldrohungen und der Forderung nach tieferen Medikamentenpreisen stelle daher, zusammen mit weiteren Entwicklungen, eine existenzielle Gefahr für den Standort Schweiz dar, sagte Interpharma-CEO René Buholzer in einem Interview mit der Schweizer Wirtschaftszeitung «Finanz und Wirtschaft» vom Montag.
Aus Patientensicht macht Buholzer die mögliche Einführung eines Referenzpreissystems, die Most Favored Nation Executive Order, am meisten Sorgen, wie er weiter sagte. «Wenn die Preise in den USA sinken, sich aber in Europa und weiteren OECD-Ländern nichts tut, dann ist das für die Schweiz eine sehr schlechte Sache.»
Interpharma-Chef warnt vor Folgen sinkender Arzneipreise in den USA
Denn wenn man tiefere US-Preise konsequent weiterdenke, «dann wird letztendlich weniger Geld da sein für Forschung und Entwicklung», sagte Buholzer. Das ginge laut dem Interpharma-CEO letztlich zu lasten des Wohlstands. «Wenn die Preise in Europa steigen, haben wir dafür ein Finanzierungsthema im Gesundheitswesen.»
Hauptziel in der Schweiz müsste laut Buholzer deshalb sein, «das im Krankenversicherungsgesetz vorgesehene Gleichgewicht zwischen Versorgungssicherheit, Qualität und Kosten zu schaffen». In Bezug auf den Standort fordere Interpharma eine ganze Reihe von Massnahmen, «zum Beispiel, dass man bei der Digitalisierung vorwärtsmacht oder bei der Nutzung von Daten zu Forschungszwecken».
Auch müsse das Arbeitsrecht flexibilisiert werden, damit die Produktionslinien während 24 Stunden an sieben Tagen laufen können. Man müsse die Standortfrage aber auch «gesamtheitlich sehen», sagte Buholzer weiter: So müsste etwa der nötige Bürokratieabbau departementsübergreifend stattfinden. «Wir sind auch als Standort für klinische Studien unattraktiv geworden.» Die Unternehmen favorisierten Länder, in denen sie die Produkte nach der Zulassung rasch lancieren könnten.