Die Inflation bereitet den Börsianern Kopfzerbrechen. Das könnten auch Konsumenten spüren. Ökonomen geben Entwarnung, wenn auch nur vorerst.
Börse Inflation
Die Börse ist unter Druck. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Börse ist unruhig, besonders Tech-Titel sind unter Druck.
  • Ökonomen der CS und der Nationalbank rechnen nicht mit einer starken Inflation.
  • Längerfristig könnte aber die Teuerung wegen der expansiven Geldpolitik steigen.

Die Börsianer sind angespannt. Der Optimismus, der seit Monaten die Kurse nach oben getrieben hat, scheint verpufft. Das Gespenst der Inflation geht um.

Die Befürchtung: Mit den Lockerungen der Corona-Massnahmen steigt die Nachfrage, doch vielerorts reicht das Angebot nicht aus. In der Konsequenz steigen die Preise – Ökonomen sprechen dabei von Inflation oder Teuerung.

Inflation
Lebensmittel in einen Einkaufswagen. - dpa-infocom GmbH

Nehmen wir als konkretes Beispiel den Tourismus: Werden die Reisebeschränkungen aufgehoben, dürften wieder mehr Menschen reisen wollen. Gleichzeitig haben während der Krise viele Hotels und Airlines dichtmachen müssen. Die Nachfrage könnte dann das Angebot übersteigen, die Preise darum anziehen. Das befürchtet etwa UBS-Präsident Axel Weber.

Ölpreis legt stark zu

Den Effekt lässt sich bereits heute am Ölpreis ablesen. Letztes Jahr ist die Nachfrage nach Öl so stark eingebrochen, dass es für manche Firmen nicht mehr rentabel war, Öl zu fördern.

Jetzt steigt die Nachfrage wieder, doch das Angebot ist noch überschaubar. In der Konsequenz kostet ein Fass Öl aktuell 31 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Damit ziehen auch die Preise für Heizöl, Benzin oder Kerosin an.

Ölpreis
Der Ölpreis hat in den letzten Monaten stark zugelegt. - Screenshot Cash.ch

«Dieser Anstieg sollte allerdings aufgrund seiner vorübergehenden Natur kein Problem darstellen», sagt Adriel Jost, Ökonom und Partner bei der Wirtschaftsberatung WPuls. Denn steigt die Nachfrage, wird vermehrt Öl gefördert.

Entspannt klingt es auch bei der Credit Suisse. «Wir gehen nicht davon aus, dass die Inflation ausser Kontrolle geraten wird», sagt Claude Maurer, Leiter Konjunkturanalyse Schweiz.

«Inflation dürfte in der Komfortzone bleiben»

Er rechnet zwar damit, dass die Inflation in der Schweiz temporär zulegen wird. Einerseits, weil die Preise der kommenden Monate mit jenen vom letzten Jahr verglichen werden, als fast die ganze Welt im Lockdown war.

Andererseits, weil sich die US-Wirtschaft dank einer gehörigen Geldspritze schnell erholen dürfte. Trotzdem: «Die Teuerung dürfte weiterhin in der Komfortzone der Zentralbanken bleiben.»

SNB
SNB-Vize Fritz Zurbrügg. - Keystone

Apropos. Auch Nationalbank-Vize Fritz Zurbrügg ist entspannt. Man beobachte zwar eine leichte Zunahme der Teuerung in einigen Ländern, sagt er heute im Interview mit dem «Blick»: «Keinesfalls muss man sich Sorgen über eine unkontrollierbare Inflationsdynamik machen.»

Expansive Geldpolitik als Risiko

Weiter in der Zukunft sieht WPlus-Ökonom Jost ein Risiko. «In der längeren Frist sorgt die Kombination aus Geldflut und der fehlenden Unabhängigkeit der Zentralbanken für berechtigte Inflationssorgen.» Der Staat gebe das Geld mit beiden Händen aus, finanziert von der Zentralbank. «Das hat in der Vergangenheit immer zu höherer Inflation geführt.»

Haben Sie Ihr Geld an der Börse investiert?

Unter aktuellen der Inflationsangst leiden an der Börse besonders die Tech-Titel. Tesla hat in den letzten vier Wochen 16 Prozent an Wert verloren, Amazon rund 7 Prozent.

Warum? «Tech-Werte sind mit ihrer langen Laufdauer wesentlich zinssensitiver als sogenannte Value-Titel», erklärt CS- Analyst Maurer. «Schliesslich sind die in Zukunft zu erwartenden Gewinne bei höheren Zinsen heute automatisch weniger wert.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Credit SuisseUS-WirtschaftGeldpolitikEZBAmazonCoronavirusNaturTeslaStaatUBSAngst