Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt auch im Dezember deutlich
Die vierte Corona-Welle drückt die Stimmung in der deutschen Wirtschaft.

Das Wichtigste in Kürze
- Hotel- und Gaststättenverband fordert Schadensausgleich .
Der vom Münchner Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex sank den sechsten Monat in Folge. Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage weniger gut und der Pessimismus mit Blick auf das erste Halbjahr 2022 nahm zu, erklärte das Ifo am Freitag. Besonders hart getroffen sind Hotels und Gaststätten - der Verband forderte Schadensausgleich.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank von 96,6 Punkten im November auf 94,7 Punkte im Dezember. «Die Bescherung für die deutsche Wirtschaft fällt dieses Jahr aus», erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die verschärfte Pandemie-Lage treffe vor allem konsumnahe Dienstleister und den Einzelhandel hart.
Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor sei «eingebrochen» - zuletzt gab der Index in dieser Branche im April 2020 stärker nach, wie das Ifo erläuterte. Die Unternehmen waren laut Umfrage «merklich» weniger zufrieden mit den laufenden Geschäften, die zuletzt noch leicht optimistischen Erwartungen schlugen in Pessimismus um.
Vor allem im Tourismus und im Gastgewerbe stürzten die Umfragewerte laut Ifo ab. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga nannte die Umsatzeinbrüche wegen der 2G- oder 3G-Regeln «dramatisch». Fast jeder zweite Unternehmer der Branche habe nach Einführung der Regeln Umsatzeinbrüche von 70 Prozent und mehr gemeldet.
«Viele Betriebe können nicht mehr rentabel arbeiten», erklärte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. «Um das Überleben der in Not geratenen Betriebe zu sichern, braucht es einen angemessenen Schadensausgleich für alle Unternehmen unabhängig von ihrer Grösse und Mitarbeiterzahl.» An der Dehoga-Umfrage beteiligten sich mehr als 4800 Unternehmen.
Der Ifo-Index sank auch im Handel deutlich. Die Unternehmen beurteilten die aktuelle Lage deutlich weniger gut, und ihre Erwartungen fielen auf den niedrigsten Stand seit Januar. Die Entwicklung der Umfragewerte im Einzelhandel sei «ähnlich dramatisch wie im letzten Winter», teilte das Institut mit.
Im Bauhauptgewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima ebenfalls. Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate nahm merklich zu, wie das Institut erklärte.
Positiver sieht es dagegen im Verarbeitenden Gewerbe aus: Hier stieg der Index nach fünf Rückgängen in Folge wieder. Dies sei auf optimistischere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen, erklärte das Ifo. Der Auftragsbestand habe deutlich zulegen können. Die aktuelle Lage schätzten die Unternehmen aber etwas schlechter ein. Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen hätten sich weiter verschärft, erläuterte das Ifo.
Für den Geschäftsklimaindex befragt das Institut monatlich rund 9000 Unternehmen. Dabei werden sie gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate abzugeben.
Die Bundesbank senkte unterdessen ihre Konjunkturprognose für das kommende Jahr - wie in den vergangenen Tagen und Wochen schon eine Reihe von Wirtschaftsforschungsinstituten. Die Notenbank erwartet für kommendes Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,2 Prozent statt wie bisher von 5,2 Prozent.
«Der Aufschwung verschiebt sich zeitlich etwas nach hinten», erklärte der scheidende Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Grund sind demnach die pandemiebedingten Einschränkungen sowie Lieferengpässe bei Vorprodukten. Für das zu Ende gehende Jahr geht die Bundesbank von einem BIP-Plus von 2,5 Prozent aus, zuvor hatte sie mit 3,7 Prozent gerechnet.
Bei der Inflation hob die Bundesbank ihre Prognose an: Für dieses Jahr erwartet sie eine Preissteigerung von 3,2 Prozent und für kommendes Jahr einen weiteren Anstieg auf 3,6 Prozent - unter anderem angetrieben von den hohen Energiepreisen. Erst 2023 dürfte die Inflation der Zentralbank zufolge allmählich wieder Richtung zwei Prozent sinken, dem angestrebten Ziel.