Die Kryptowährung Libra von Facebook steht unter Beschuss. Partner bekommen kalte Füsse, ziehen sich zurück. Kryptowährungen profitieren dennoch. Eine Analyse.
Libra Facebook
Die Digitalwährung Libra von Facebook hat viel Gegenwind. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Paypal ziehen sich auch Visa und Mastercard aus dem Libra-Projekt zurück.
  • Seit Facebook Libra angekündigt haben, werden Kryptowährungen ernst genommen.

Der Druck auf Libra steigt immer mehr. Gegen die Facebook-Kryptowährung wird mittlerweile so scharf geschossen, dass erste Partner abspringen. Den Anfang machte Anfang Monat Paypal. Der Bezahldienstleister erklärte, dass man sich auf das Kerngeschäft konzentrieren wolle.

Am Freitag folgten die nächsten Abgänge. Die Online-Handelsplattform Ebay, der Bezahldienst Stripe und die Kreditkarten-Konzerne Mastercard und Visa gaben ihren Ausstieg bekannt.

Politiker haben Libra im Visier

Das ist bitter. Zumal heute die Libra Association tagt und einen Managing Director definieren will, um offiziell die Arbeit aufnehmen zu können. Facebook-Manager und Libra-Mitgründer David Marcus fühlte sich genötigt, via Twitter die Abgänge zu kommentieren: «Der Druck war enorm.»

Druck kommt einerseits von der Politik. Die US-Demokratin Maxine Waters will via Gesetz erreichen, dass Tech-Konzerne keine Finanzgeschäfte betreiben können. Und der französische Finanzminister Bruno Le Maire verlangt gar, dass Libra in Europa blockiert wird.

Andererseits gibt es Kritik der Währungshüter. Bei der Europäischen Zentralbank fürchtet man, Libra könne die Finanzstabilität der Euro-Zone gefährden. Ins gleiche Horn bläst Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed.

Facebook Amnesty International
Mark Zuckerberg kriegt von Amnesty International ein schlechtes Zeugnis. - keystone

Dass Libra so stark ins Schussfeld geraten ist, liegt an den Gründern selbst: Das Vertrauen in Facebook ist seit dem Skandal um Cambridge Analytica ruiniert. Da bringt es auch nichts, den Verein Libra Association im neutralen Genf anzusiedeln.

Debatte dank Libra

Selbst wenn Libra scheitern würde, den Kryptowährungen hat die ganze Debatte genutzt. Und nicht nur, weil dadurch die Kurse befeuert wurden.

Bevor Facebook die Pläne der Digitalwährung präsentierte, wurden Bitcoin und Co. von Politiker und Währungshütern kaum beachtet. Wegen Libra werden Kryptowährungen nun ernst genommen und Regeln ausgearbeitet.

Thomas Jordan Nationalbank
Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank. - Keystone

In Deutschland wird über den E-Euro diskutiert, die Schweizerische Nationalbank liebäugelt mit einem digitalen Franken. Libra drängt Währungshüter und Politiker dazu, sich Gedanken über die Zukunft des Zahlungssystems zu machen.

Die Transformation des Zahlungsverkehrs habe längst begonnen, sagt Marcus jüngst der «NZZ». «Ob wir nun dabei sind oder nicht – der Wandel ist schon in vollem Gange.»

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