Scheidender Chefbankenaufseher der EZB, Andrea Enria, erwartet höhere Zinsen für Privatkunden und fordert stärkere Kontrolle von Schattenbanken.
Knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bescheinigt die EZB-Bankenaufsicht den Geldhäusern in der Eurozone eine stabile Lage, mahnt sie aber zur Vorsicht. (Archivbild)
Chefbankenaufseher der Europäischen Zentralbank, Andrea Enria, fordert eine stärkere Kontrolle von Schattenbanken. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/DPA/ANDREAS ARNOLD

Der scheidende Chefbankenaufseher der Europäischen Zentralbank, Andrea Enria, erwartet eine Beschleunigung bei der Weitergabe höherer Zinsen an Privatkunden europäischer Banken. Zudem fordert er eine stärkere Kontrolle von Schattenbanken.

«Generell sehen wir zurzeit, dass bei Firmenkunden die höheren Zinsen massiv weitergereicht werden», sagte Enria im Interview mit mehreren Medien. Bei Privatkunden schreite diese Entwicklung nicht so schnell voran wie in früheren Zinserhöhungszyklen. «Wir erwarten aber, dass sich dieser Prozess nun beschleunigen wird.»

Zukunftsaussichten und Risiken

Zugleich plädierte Enria, dessen Amtszeit nach fünf Jahren an der Spitze der EZB-Bankenaufsicht zum Jahreswechsel endet, für eine schärfe Kontrolle sogenannter Schattenbanken. «Man kann nicht alle Unternehmen aus dem Schattenbankensektor über einen Kamm scheren – die einen sind relativ sicher, die anderen sind sehr stark verschuldet.»

Aber es könnte unter anderem Klumpenrisiken und exzessive Verschuldung geben. «Und meiner Ansicht nach würde dies eine gewisse Ausweitung des regulatorischen Rahmens erfordern.» Als Schattenbanken werden Finanzfirmen bezeichnet, die ähnliche Geschäfte wie Banken betreiben, allerdings nicht so strikt reguliert werden.

Expansion der Schattenbanken

Enria wies auf die Expansion der Branche von 25 Billionen Euro im Jahr 2009 auf 51 Billionen Euro im Jahr 2023 hin. «Sie ist mittlerweile grösser als der Bankensektor.»

Neue oberste Bankenaufseherin der EZB wird die Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, Claudia Buch. Sie wird vom 1. Januar 2024 an fünf Jahre an der Spitze der Bankenaufsicht stehen.

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