Ex-Wirecard-Chef Braun Stunden nach Festnahme wieder frei

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Deutschland,

Der im Wirecard-Bilanzskandal festgenommene Ex-Chef des Finanzdienstleisters, Markus Braun, ist wieder auf freiem Fuss.

Ex-Wirecard-Chef Markus Braun
Ex-Wirecard-Chef Markus Braun - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Ex-Vorstand Marsalek mit Haftbefehl gesucht - Aufenthaltsort ungeklärt.

Der Haftbefehl gegen Braun wurde nach Angaben der Münchener Staatsanwaltschaft gegen die Zahlung einer Kaution von fünf Millionen Euro vorläufig ausgesetzt. Der Österreicher Braun wird der Marktmanipulation verdächtigt und hatte sich zuvor selbst der deutschen Justiz gestellt. Laut einem Zeitungsbericht wird nun zudem der Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek per Haftbefehl gesucht.

Braun sei am Dienstagnachmittag aus der Untersuchungshaft entlassen worden, teilte die Staatsanwaltschaft München I am Mittwoch mit. Er hatte sich nach einem Haftbefehl am Montagabend gestellt. Zu den Auflagen für die Haftaussetzung gehört auch, dass sich Braun regelmässig bei der Polizei melden muss.

Ebenfalls am Dienstag verkaufte Braun in grossem Stil Wirecard-Aktien. Braun habe Aktien im Wert von insgesamt rund 155 Millionen Euro verkauft, teilte das Unternehmen mit.

In der Jahresbilanz von Wirecard fehlen 1,9 Milliarden Euro. Der Konzern geht mittlerweile davon aus, dass das Geld bei zwei philippinischen Banken gar nicht existiert. Die Staatsanwaltschaft wirft Braun vor, mit weiteren mutmasslichen Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben.

Braun war vergangene Woche wegen des Wirecard-Skandals als Chef des Unternehmens zurückgetreten. Am Montag wurde auch der bereits freigestellte Vorstand Jan Marsalek entlassen.

Auch gegen Marsalek liegt laut «Handelsblatt» nun ein Haftbefehl vor. Er stehe im Verdacht, die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben. Wo sich Marsalek derzeit aufhält, sei zunächst nicht abschliessend geklärt gewesen. Er halte sich aber mit hoher Wahrscheinlichkeit in der philippinischen Hauptstadt Manila auf, wie die Zeitung auf Berufung auf das erweitertere Umfeld des österreichischen Ex-Managers berichtete.

Der philippinische Justizminister gab demnach auf Nachfrage an, dass die Datenbank der Einwanderungsbehörde lediglich anzeige, dass Marsalek am 3. März in die Philippinen gereist ist und am 5. März wieder abgereist sei. Es gebe aber Indizien, dass Marsalek kürzlich wieder auf die Philippinen zurückgekehrt ist und sich noch immer im Land befinden könnte. Er habe dazu eine Untersuchung beauftragt.

Rufen nach einer schärferen Regulierung der Branche trat unterdessen das Deutsche Aktieninstitut (DAI) entgegen. «Meines Erachtens ist der Werkzeugkasten an Regulierungsinstrumenten gut gefüllt», sagte DAI-Chefin Christine Bortenlänger dem Bayerischen Rundfunk. Sie warnte davor, «jetzt die Bazooka der Regulierung» zu zücken. Kein Rechtssystem der Welt könne Betrug und Manipulation ganz verhindern. Das DAI vertritt die Interessen der kapitalmarktorientierten Unternehmen.

Mit Blick auf den Bilanzskandal bei dem Dax-Konzern sprach Bortenlänger von einem «Wirtschaftskrimi». Zunächst müsse nun untersucht werden, ob «Wirecard betrogen wurde oder betrogen hat». Wegen des stark gesunkenen Aktienwertes schloss die DAI-Chefin nicht aus, dass Wirecard «möglicherweise kurzfristig» aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) ausscheiden könnte.

Wirecard stand seit seiner Gründung 1999 immer wieder im Zentrum von Aktienspekulationen. Im vorigen Jahr schrieb die britische «Financial Times» wiederholt über angeblich vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge bei Wirecard in Singapur. Wirecard wies die Anschuldigungen stets als verleumderisch zurück.

Wirecard war 1999 gegründet worden und konzentrierte sich schnell auf den Zahlungsverkehr im Internet. Seit September 2018 ist die Firma an der Börse, sie ersetzte damals im Dax die Commerzbank. Die Firma bekommt eine Provision dafür, dass sie Geld vom Endkunden an den Anbieter weiterleitet. Dabei übernimmt sie eine Garantie für Zahlungsausfälle.

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