Prof. Dr. Natalie Urwyler hat einen langen Kampf gewonnen: Als erste Schweizerin hat sie vor Gericht aufgrund des Gleichstellungsgesetzes eine Wiedereinstellung erwirkt. Jetzt fordert sie: «Es braucht eine Frauenquote bei Chefärzten.»
Natalie Urwyler arbeitet heute in einem Walliser Regionalspital.
Natalie Urwyler arbeitet heute in einem Walliser Regionalspital. - Facebook
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Das Wichtigste in Kürze

  • Natalie Urwyler kämpfte so lange für Frauenanliegen, bis sie vom Berner Inselspital entlassen wurde.
  • Die Anästhesistin hat ihren Arbeitgeber wegen Diskriminierung eingeklagt und Recht bekommen.
  • Um das Arbeitsklima für Ärztinnen zu verbessern fordert sie nun eine Frauenquote in Kliniken.

Sie sei immer gegen Quoten gewesen, sagt Natalie Urwyler in der «NZZ»: «Ich muss auch heute noch tief atmen, bevor ich das Wort über die Lippen bringe.» Aber nach jahrelangem Kampf bis vor Gericht sieht sie eine Quote als Lösung, um die Situation am Arbeitsplatz für Medizinerinnen zu verbessern.

20 bis 30 Prozent Chefärztinnen

Urwyler hatte sich beim Berner Inselspital jahrelang für Frauenanliegen eingesetzt, oft vergebens. Schliesslich wurde sie selbst schwanger, erfuhr vom Arbeitgeber aber wenig Entgegenkommen. Nachdem sie sich dagegen gewehrt hatte, wurde ihr gekündigt. Vor Gericht erhielt sie nun Recht: Das Inselspital muss sie wieder einstellen.

Damit das Arbeitsklima für Frauen wie sie weniger frustrierend werde, brauche es mehr Frauen auf Chefposten in den Schweizer Kliniken: «Bei 20 bis 30 Prozent Chefärztinnen wäre das Problem deutlich entschärft.»

Veraltetes Frauenbild in der Medizin

In Schweizer Spitälern herrsche ein systemisches Gleichstellungsproblem. Es sei schwer, Karriere zu machen, erzählt Urwyler: «Ich habe viele Kolleginnen, die hochqualifiziert sind, und die nirgends hinkommen.» Denn Frauen würden nicht als gute Ärztinnen wahrgenommen: «Das traditionelle Bild vom Arzt, der die Krankenschwester heiratet, herrscht immer noch vor.»

Angesichts der Frauenmehrheit bei den Medizinabschlüssen sei eine Quote auch wirtschaftlich sinnvoll, findet Urwyler: «So viele gut ausgebildete Frauen aufs Abstellgleis zu stellen, können wir uns längerfristig gar nicht leisten. Es gibt keinen Fachkräftemangel, sondern nur diskriminierte Frauen.»

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