Schweizer Detailhändler können seit drei Monaten wieder Kunden empfangen. Doch nicht überall läuft das Geschäft. Homeoffice ist ein Problem.
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Die Umsätze im Detailhandel sind gestiegen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ALEXANDRA WEY
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Lebensmittelhändler profitieren von der aktuellen Situation.
  • Wegen Homeoffice sind die Frequenzen mancherorts gering.

Seit drei Monaten können alle Schweizer Detailhändler wieder Kunden empfangen. Nach wie vor ist allerdings die Kundenzahl beschränkt. Trotzdem vermeldete das Bundesamt für Statistik heute: Detailhandelsumsätze verzeichnen einen Rekordanstieg.

Doch so einfach ist es nicht. Die Bundesbeamten ziehen den Vergleich zum Vorjahr. Das vergangene Frühjahr war bekanntlich durch einen Lockdown geprägt, der Bundesrat griff damals stärker als dieses Jahr durch.

Für Lebensmittelhändler läuft aktuell das Geschäft wie geschmiert. Aktuelle Bezahl-Daten von Monitoring Consumption Switzerland – einem Projekt der Universitäten St. Gallen und Lausanne und des Datenanalyse-Unternehmens Novalytica– zeigen: Die Umsätze liegen aktuell über dem Niveau von 2019 und 2020. Wenig überraschend: Coop und Migros profitieren vom Homeoffice und bis vor Kurzem geschlossenen Restaurants.

migros
Die Migros hat ein extra Lager für ihren Onlineshop. Dieser ist allerdings nur beschränkt gross. - Keystone

Ein anderes Bild zeigt sich im restlichen Detailhandel: Zu Jahresbeginn brachen die Umsätze wegen der behördlich verordneten Schliessung ein. Nach der Wiedereröffnung gab es einen kurzen Boom, mittlerweile liegen die Umsätze wieder auf dem Niveau von 2019.

Baumärkte profitieren, Uhrenhändler nicht

«Grundsätzlich kann der Detailhandel angesichts der Umstände zufrieden sein», sagt Dagmar Jenni, Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation. Nach der Wiedereröffnung seien die meisten Bereiche gewachsen, allerdings gebe es Unterschiede.

«Die Segmente Freizeit, Hobby und Spielwaren oder Baumarkt heben sich von den anderen Segmenten nochmals positiv ab.» Bereiche wie Bücher und Musik oder Uhren und Schmuck hätten hingegen mässig von einem Aufholeffekt profitiert.

Ex Libris Filiale
Die Frequenzen in Exlibris-Läden sind wegen der Homeoffice-Pflicht gesunken. - Keystone

Das bestätigt Exlibris-Sprecherin Marie-Christine Schindler. «Mit den Umsätzen in den Filialen sind wir noch nicht zufrieden.» Die Homeoffice-Pflicht habe man in den Kunden-Frequenzen gespürt.

Trend zu online hält an

Das dürfte sich auch so schnell nicht ändern. Wollen Unternehmen heute ihre Mitarbeiter aus dem Homeoffice holen, müssen sie diese regelmässig testen. Unternehmen zögern darum trotz finanzieller Unterstützung des Bundes beim Testen.

Die Pandemie hat den Trend zum Online-Einkauf verstärkt. Unabhängig vom Segment geben die meisten von Nau.ch befragten Detailhändler an, dass trotz Wiedereröffnung der Online-Kanal mehr genutzt werde.

Interdiscount
Interdiscount wächst stark im Online-Bereich. - Keystone

Das zahlt sich aus, wie Interdiscount-Sprecherin Alexandra Friedli erklärt: «Damit konnten stationäre Umsatzausfälle durch den Lockdown kompensiert werden.» Aktuell sei die Nachfrage auf interdiscount.ch auf einem hohen Niveau stabil.

Kaufen Sie seit der Pandemie vermehrt im Internet ein?

Der Trend dürfte anhalten. Allerdings nicht nur, wie eine aktuelle Umfrage des Marktforschers Gfk zeigt. Michel Rahm, Experte für Consumer Intelligence, erklärt: «Das physische Erlebnis wird auch wieder wichtiger: Wir stellen fest, dass Konsumenten wieder seltener sagen, in Zukunft weniger in den stationären Handel gehen zu wollen.»

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