Die Restaurantkette Vapiano kämpft in Deutschland mit Millionen-Verlusten. In der Schweiz sieht die Situation merklich entspannter aus.
Der Aktienkurs der Restaurantkette Vapiano ist auf Talfahrt. Foto: Oliver Berg
Der Aktienkurs der Restaurantkette Vapiano ist auf Talfahrt. Foto: Oliver Berg - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die deutsche Restaurantkette Vapiano kämpft mit Millionen-Verlusten.
  • In der Schweiz werden sechs Lokale von einem Franchisenehmer betrieben.

Die Restaurantkette Vapiano steckt in der Krise. Konzernchef Cornelius Everke – als Sanierer ins Unternehmen geholt – gibt seinen Posten nach neun Monaten bereits wieder ab. Ein schlechtes Zeichen.

Am Mittwoch musste die Geschäftsleitung Kritik von den Aktionären einstecken. Das Unternehmen habe die Komplexität des Expansionskurses unterschätzt, kritisierte ein Fondsmanager. Ein Aktionärsvertreter fasst die Situation so zusammen: «Was bei Vapiano passiert ist, kann Anlegern nicht gefallen.»

Hygienemängel und Probleme mit der Arbeitszeit

Wie kam es so weit? Die Probleme begannen 2015. Damals häuften sich Berichte über Hygienemängel in einigen Filialen. Zudem wurden Mitarbeiter bei der Arbeitszeiterfassung betrogen – bis dahin galt die 2002 gegründete deutsche Kette als Vorzeigeunternehmen.

Ein neuer Vorstandschef ging die Mängel an. Dafür kämpfte Vapiano plötzlich an der Front. Weil die Zubereitungszeit neuer Gerichte falsch berechnet wurde, wuchsen die Schlangen an den Theken. Das Versprechen, schnell und frisch zu sein, wurde plötzlich nicht mehr erfüllt.

Vapiano
Die Restaurantkette Vapiano ist zu schnell gewachsen. - dpa-infocom GmbH

Wirklich Probleme machten Vapiano aber die Expansionspläne. Nach dem Börsengang 2017 eröffnete die Kette haufenweise neue Filialen. Doch die setzten weniger um als erhofft. Die Konsequenz: Letztes Jahr setzte die Vapianokette 372 Millionen Euro um, machte aber einen Verlust von 101 Millionen.

Entsprechend entwickelte sich der Aktienkurs. Noch ein Jahr nach dem Börsengang verharrte das Wertpapier auf dem Ausgabepreis von knapp 23 Euro. Dann folgt der Absturz. Mittlerweile kostet die Aktie noch vier Euro.

In der Schweiz funktioniert Vapiano

Von der Krise in Deutschland ist der Schweizer Franchisenehmer nicht betroffen. Die Familie Sodano betreibt sechs Lokale in Bern, Basel und Zürich. Dafür zahlt sie Vapiano eine Lizenzgebühr von sechs Prozent des Umsatzes.

Gegenüber der NZZ erklärte Enrico Sodano jüngst, dass man im Falle eines «Unfalls» einfach das Vapiano-Schild ersetzen könne. Anders als bei vielen Franchising-Unternehmen wurden Mieten und Verträge eigenständig abgeschlossen.

Und anders als in Deutschland funktioniert das Konzept von Vapiano in der Schweiz gut. Wohl auch, weil die Familie Sodano mit dem Lieferservice ein zweites Standbein aufgebaut hat. Das Geschäft läuft so gut, dass der Franchisenehmer nach Winterthur, St. Gallen und Luzern expandieren will.

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