Der Druck auf die Credit Suisse lässt nicht nach: Der Aktienkurs und damit die Bewertung der angeschlagenen Grossbank notieren auf historischen Tiefstwerten. Zur Unruhe wegen der bevorstehenden Restrukturierung kommt hinzu, dass viele Investoren mittlerweile auch fest mit einer Kapitalerhöhung rechnen. Bis mehr Klarheit herrscht, werden sich die Aktien wohl nicht erholen.
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Das Logo der Credit Suisse. - Keystone

Beim derzeitigen Aktienkurs von unter 4 Franken ist die zweitgrösste Schweizer Bank an der Börse gerade mit etwas über 10 Milliarden Franken bewertet - im Jahr 2019 waren es noch gut 32 Milliarden gewesen. Die CS ist damit nur noch wenig teurer als die deutlich kleinere Privatbank Julius Bär und macht gerade noch einen Fünftel der Börsenbewertung der Konkurrentin UBS aus.

Ein allfällige Kapitalaufstockung könnte substanziell ausfallen. Vontobel-Bankanalyst Andreas Venditti geht mit weiteren Beobachtern von einem Kapitalbedarf von rund 4 Milliarden Franken aus. Für die bestehenden Aktionäre würde das eine starke Verwässerung bedeuten - ihr Anteil an der Grossbank und an deren erhofften künftigen Gewinnen würden sich also deutlich verringern.

Mit einer Aufstockung des Kapitals würde die Grossbank in erster Linie die hohen Kosten im Rahmen des im Juli angekündigten Geschäftsumbaus stemmen. Dieser erfolgt in einem für die Bankbranche äusserst widrigen Marktumfeld. Eine Kapitalerhöhung werde umso wahrscheinlicher, je tiefgreifender der Umbau ausfallen werde, so Vontobel-Analyst Venditti. Eine Rolle werde auch spielen, wieviel Kapital die CS selbst Kapital generieren könne.

Für Analystin Anke Reingen von der RBC (Royal Bank of Canada) steht die CS-Führung allerdings noch immer vor der Wahl: Die Grossbank könne ihren Umbau mit einer Kapitalaufnahme von 4 bis 6 Milliarden Franken «vorfinanzieren» und sich zudem Kapitalpolster aufbauen. Sie könne aber auch versuchen, die Restrukturierung aus eigenen Erträgen sowie aus den Erlösen vom Verkauf von Bankteilen zu stemmen, schreibt sie in einer Studie.

Vor allem der schon angekündigte Teilverkauf der Investmentbank-Einheit «Securitized Products» (Verbriefte Produkte) könnte der CS eine beträchtliche Summe in die Kasse spülen. Dieser könnte deutlich mehr einbringen als am Markt gemeinhin erwartet, gab sich etwa UBS-Analyst Daniele Brupbacher zuversichtlich. Er erwarte deshalb eine «limitierte» Kapitalerhöhung in der Höhe von 2 Milliarden.

Im Zentrum des CS-Umbaus steht die deutliche Reduktion der jährlichen Kosten auf unter 15,5 Milliarden - zuletzt lag die «Kostenbasis» bei rund 16,8 Milliarden. Dazu muss die Grossbank wohl weitere tiefgreifende Schritte unternehmen. Im Fokus steht vor allem die Investment Bank. Nach diversen Änderungen in den vergangenen Jahren würden hier weitere kleine Schritte wohl nicht ausreichen, meint etwa RBC-Analystin Reingen.

Die «Financial Times» hatte in der vergangenen Woche eine Aufspaltung der Investmentbank ins Spiel gebracht: Abgespalten werden solle etwa das Beratungsgeschäft während riskante Vermögenswerte und Geschäfte, die nicht in den neuen Fokus der Bank passten, in eine «Bad Bank» ausgelagert werden solle, hiess es unter Berufung auf Bankinsider.

Neu wäre ein solches Vorgehen für die Credit Suisse nicht. Bereits zwischen 2015 und 2018 hatte sie eine «Strategic Resolution Unit» (SRU) geführt, in der sie riskante Vermögenswerte und Altlasten ausgelagert hatte. Auch Vontobel-Experte Venditti erachtet eine Neuauflage der SRU als wahrscheinlich. Allerdings sei das derzeitige Umfeld deutlich schwieriger als noch bei der ersten SRU, mahnt er.

Den Schleier bezüglich ihrer neuen Strategie lüften will die Credit Suisse weiterhin erst am 27. Oktober mit der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen. Es bleibt abzuwarten, ob sie ihr Schweigen bis zu diesem Datum durchhält oder ob sie sich bereits früher zu Klarstellungen genötigt fühlt.

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