Der reichste Mann der Welt, Amazon-Chef Jeff Bezos, wirft dem Herausgeber des US-Boulevardblatts «National Enquirer» vor, ihn mit schmutzigen Methoden erpressen zu wollen.
Jeff Bezos
Jeff Bezos - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Amazon-Chef fährt Gegenangriff gegen Skandalblatt .

Der Milliardär schrieb am Donnerstag, der Herausgeber American Media Inc. (AMI) drohe mit der Veröffentlichung intimer Fotos, wenn er seine Nachforschungen zu den Berichten des «National Enquirer» über sein Privatleben nicht beende. AMI kündigte eine interne Untersuchung der Vorwürfe an.

Die von Bezos erhobenen Anschuldigungen sind aus mehreren Gründen politisch hochbrisant. AMI-Chef David Pecker ist ein langjähriger Freund von US-Präsident Donald Trump. Und Bezos ist Eigentümer der «Washington Post», die kritisch über Trump berichtet. Bezos und seine Zeitung werden ihrerseits häufig vom Präsidenten über Twitter attackiert.

Der Konflikt zwischen Bezos und Pecker wiederum wurde durch die Enthüllungen des «National Enquirer» vom Januar über eine aussereheliche Affäre des 54-jährigen Amazon-Chefs mit der früheren Nachrichtensprecherin Lauren Sanchez ausgelöst. Das Skandalblatt veröffentlichte dabei private Textbotschaften. Der Gründer des weltgrössten Onlinehandelsunternehmens und seine Frau MacKenzie gaben daraufhin ihre Scheidung nach 25 Jahren Ehe bekannt.

Bezos beauftragte Privatdetektive herauszufinden, wie es zu der Enthüllung kommen konnte und ob politische Motive dahinter stecken. Nun schrieb er auf der Internetplattform «Medium», AMI verlange von ihm eine öffentliche Erklärung, dass er keine Anhaltspunkte für ein politisches Motiv oder einen «Einfluss politischer Kräfte» hinter der Enthüllungsgeschichte habe. Im Gegenzug würden die intimen Fotos, die er seiner Geliebten schickte, nicht publiziert.

Bezos erklärte, er werde sich dem Erpressungsversuch nicht beugen. Er verwies auf die engen Verbindungen zwischen Trump und AMI-Chef Pecker, der Trump im Wahlkampf 2016 bei der Abwicklung einer Schweigegeldzahlung an eine angebliche frühere Sexpartnerin - das frühere «Playboy»-Model Karen McDougal - geholfen hatte.

Bezos' Sicherheitsberater Gavin de Becker hatte erklärt, in der Affäre gebe es «starke Hinweise auf politische Motive». Dabei sei auch die Rolle von Lauren Sanchez' Bruder Michael interessant, einem Trump-Anhänger mit guten Kontakten in dessen Führungszirkel, der für die Indiskretionen verantwortlich sein könnte.

«Dass ich Eigentümer der Washington Post bin, macht vieles für mich komplizierter», schrieb Bezos. «Es ist unvermeidlich, dass einige mächtige Menschen, die Gegenstand der 'Washington Post'-Berichterstattung sind, irrigerweise zu dem Schluss kommen, ich sei ihr Feind.» Einer dieser Menschen sei ganz offensichtlich Trump.

Der Präsident wirft der «Washington Post» vor, regelmässig falsch und unfair über ihn zu berichten. Bezos hat er beschuldigt, mit Amazon der heimischen Wirtschaft und besonders der US-Post zu schaden.

Der Amazon-Chef verwies in seiner Erklärung auch auf Verbindungen von AMI nach Saudi-Arabien - der dortige Kronprinz Mohammed bin Salman wird verdächtigt, die Ermordung des Reporters und «Washington Post»-Kolumnisten Jamal Khashoggi angeordnet zu haben.

«Auch die unverzichtbare und hartnäckige Berichterstattung der 'Post' über die Ermordung ihres Kolumnisten Jamal Khashoggi ist zweifellos in einigen Kreisen sehr unbeliebt», schrieb Bezos. Er kündigte an, er werde sich den Erpressungsversuchen nicht beugen - auch wenn ihm jetzt peinliche Enthüllungen drohten.

AMI erklärte seinerseits, es gehe davon aus, sich in der Berichterstattung über Bezos an die Gesetze gehalten zu haben. Auch seien Verhandlungen mit dem Amazon-Gründer «in gutem Glauben» geführt worden. Dennoch habe der AMI-Verwaltungsrat beschlossen, die vom Amazon-Chef vorgebrachten Anschuldigungen «zügig und gründlich» zu untersuchen.

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