Berufsausbildung unter Jugendlichen wieder stärker gefragt

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Deutschland,

Berufliche Ausbildungen haben unter Jugendlichen in Deutschland offenbar wieder einen höheren Stellenwert.

Auszubildender demonstriert Gasschweissen
Auszubildender demonstriert Gasschweissen - dpa/dpa/picture-alliance/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • DIHK: Bewerberzahl hängt auch mit Werbeaufwand der Unternehmen zusammen .

Einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zufolge konnten im vergangenen Jahr 68 Prozent der Betriebe alle ihre Ausbildungsplätze besetzen - eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. «Insgesamt aber gibt es auf der anderen Seite noch mal 1000 Unternehmen mehr, die überhaupt keine Azubi-Bewerbungen erhalten haben», sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks am Donnerstag in Berlin.

An der Umfrage nahmen demnach rund 12.500 Unternehmen aus ganz Deutschland teil. Die Schwierigkeit, Ausbildungsplätze zu besetzen, sei in den verschiedenen Branchen unterschiedlich stark ausgeprägt, sagte Dercks. So seien der Immobilien-Sektor und die Medien beliebte Ausbildungsstätten für junge Menschen.

Doch auch Schlusslichter wie das Gastgewerbe und die Bau-Branche konnten demnach leicht aufholen: Im Jahr 2018 begannen fast sechs Prozent mehr Jugendliche eine Ausbildung als Gastgewerbe-Fachkraft und fünf Prozent mehr junge Menschen unterschrieben einen Ausbildungsvertrag im Baugewerbe. Das hänge mit dem Werbeaufwand der Unternehmen zusammen, betonte Dercks: «Es zeigt sich, dass die, die sich besonders anstrengen, die kreativ sind, durchaus erfolgreich sein können.»

Das grösste Manko sehen die Betriebe der Umfrage zufolge in der Leistungsbereitschaft vieler Jugendlicher. So gaben 63 Prozent aller Unternehmen an, dass die Auszubildenden wenig Motivation mitbrächten. Fast die Hälfte aller Betriebe wünschten sich Azubis mit «realistischeren Berufsvorstellungen». Dies könne durch eine bessere Berufsorientierung an den Schulen gewährleistet werden, sagte Dercks. Häufig hätten Jugendliche keinen realistischen Einblick in die Arbeitswelt und daher falschen Vorstellungen. «Das klassische Beispiel ist das mit dem Koch und der Kochsendung im Fernsehen.»

Rund 16 Prozent der Unternehmen in Deutschland bilden der Umfrage zufolge derzeit Flüchtlinge aus. Hochgerechnet bedeute dies, dass momentan rund 25.000 Geflüchtete in einer Ausbildung in einem IHK-Betrieb sind, sagte Dercks. Besonders in der Gastronomie, dem Bau- und Verkehrsgewerbe hätten die Betriebe ihr Ausbildungsengagement von Geflüchteten überproportional stark fortgesetzt.

Unter den Flüchtlingen herrsche ein grosser Wille, «hier anzukommen und auf eigenen Füssen zu stehen», sagte Dercks. «Was viele Betriebe berichten ist, dass diejenigen, die in einer Ausbildung sind, sehr motiviert sind.» Er betonte, dass gute Deutschkenntnisse ausschlaggebend für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss seien.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Elke Hannack, kritisierte, dass die Unternehmen zu hohe Anforderungen an die Auszubildenden hätten: «Schon ein Blick auf die aktuelle bundesweite Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammern zeigt: Nur gut jeder dritte Ausbildungsplatz steht dort einem Jugendlichen mit Hauptschulabschluss offen», erklärte sie. Die Betriebe müssten ihre Auswahl ändern, um ausreichend Fachkräfte zu finden.

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