Berlusconi übernimmt mit MFE die Kontrolle über ProSiebenSat.1
Die Berlusconi-Holding MFE sichert sich über 75 Prozent der Anteile die Kontrolle über ProSiebenSat.1. Ein grosser Umbau im deutschen Fernsehen kündigt sich an.

Die italienische Media For Europe (MFE) hält nun die Mehrheit an ProSiebenSat.1. Durch den Kauf von 15,7 Prozent der Aktien des Tschechen-Investors PPF überschritt MFE die 75-Prozent-Marke, berichtet das «ZDF».
Die Übernahme erlaubt volles Mitspracherecht und Zugriff auf Finanzmittel des deutschen Konzerns. MFE wird von Pier Silvio Berlusconi geführt.
Der Sohn des verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten baut den zweitgrössten privaten TV-Sender Deutschlands in eine paneuropäische Mediengruppe um, so «epd medien».
Fokus auf lokale Inhalte und Eigenproduktionen
Die Italiener wollen Streaming-Giganten wie Netflix und Amazon Prime Konkurrenz machen, so der «Spiegel». Nach Angaben des Konzerns sollen mehr lokale Nachrichten, Unterhaltung und Serien produziert werden.
MFE plant eine stärkere Ausrichtung auf das deutsche Publikum mit weniger zugekauften Formaten. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer forderte am Rande der Gespräche die Wahrung der redaktionellen Unabhängigkeit, wie das «ZDF» meldet.
Berlusconi plant den Abbau von Schulden
Die finanziellen Mittel von ProSiebenSat.1 fliessen künftig in MFE-Bilanz. Das Unternehmen will mit der Mehrheit die Schulden von rund 1,5 Milliarden Euro (ca. 1,4 Milliarden Franken) abbauen.

Durch den Ausbau eigener Produktionen attraktive Werbekunden anziehen, erläutert das «Handelsblatt». Neben ProSieben gehören auch Kabel Eins und der Streamingdienst Joyn zur Gruppe.
Reaktionen und Ausblick
Der Betriebsrat von ProSiebenSat.1 reagiert mit Vorsicht auf die neue dominante Besitzstruktur, so «Deutschlandfunk». Die Berlusconi-Holding sah sich einer anhaltenden Bieterschlacht mit PPF gegenüber, die nun mit PPFs Anteilsverkauf endete.
Die weitere Entwicklung steht im Zeichen der Expansion; MFE ist an weiteren Übernahmen in Europa interessiert. Die Dimensionen der Übernahme können Marktanteile spürbar verschieben und die Medienlandschaft in Deutschland und Europa verändern.