Bahn erreicht 2019 neuen Fahrgastrekord im Fernverkehr
Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr einen neuen Fahrgastrekord im Fernverkehr aufgestellt.

Das Wichtigste in Kürze
- Umsatz steigt - Vorsteuergewinn sinkt wegen hoher Investitionen .
Erstmals über 150 Millionen Reisende nutzten 2019 die ICE- und IC-Züge der Bahn, wie der Konzern am Donnerstag in Berlin mitteilte, das waren 2,8 Millionen mehr als im Vorjahr. Inwiefern die Corona-Krise das Fahrgastaufkommen und den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr drückt, kann die Bahn noch nicht absehen.
Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um knapp ein Prozent auf 44,4 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn dagegen sank wegen hoher Investitionen um 13 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Viel ausgeben wird das Unternehmen auch künftig: «Zukunftsausgaben haben in den nächsten Jahren Vorrang, was sich in niedrigeren Ergebnissen widerspiegeln wird», erläuterte Bahnchef Richard Lutz.
Dabei sieht er seinen Kurs durch die steigenden Fahrgastzahlen bestätigt - auch im Regionalverkehr. Dort nahm die Zahl der Reisenden laut Bahn im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent auf knapp zwei Milliarden Fahrgäste zu. «Wir sehen klare Anzeichen für eine Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene», erklärte Lutz, der derzeit wegen der Corona-Pandemie vorsorglich in häuslicher Quarantäne ist.
«Die Zahlen belegen, dass die Fernverkehrsoffensive der Deutschen Bahn nicht nur verkehrspolitisch, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn ergibt», erklärte der bahnpolitische Sprecher der Grünen, Matthias Gastel.
Doch der Vorsitzende der Eisenbahngewerkschaft EVG, Torsten Westphal, warnte: «Künftige Zahlen werden sicher völlig anders aussehen.» Die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf gingen bereits drastisch zurück. «Der Regional- und Fernverkehr fährt trotzdem, um die Daseinsvorsorge sicherzustellen», erklärte Westphal weiter, forderte aber von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), für einen Ausgleich der Einnahmeverluste zu sorgen.
Die Bahn indes will nach eigenen Angaben nach wie vor mit «Spitzenausgaben für Schienennetz, Bahnhöfe und Züge» die Leistungsfähigkeit der Eisenbahn in Deutschland «substanziell» steigern. Der Grossteil aller Mittel im Konzern fliesse weiterhin in den Aus- und Umbau in Deutschland: «für mehr Qualität und Zuverlässigkeit, neue Züge und zusätzliches Personal».
Entsprechend summierten sich die Brutto- und Nettoinvestitionen im vergangenen Jahr auf 18,7 Milliarden Euro, 23 Prozent mehr als 2018. Etwa gleich stark wuchs auch die Nettoverschuldung an, auf 24,2 Milliarden Euro zum Jahresende. Dennoch habe sich die Verschuldung «etwas besser als erwartet» entwickelt, betonte die Bahn.
«Trotz sehr hoher Investitionen und zusätzlicher Belastungen durch die Corona-Pandemie» müsse «die finanzielle Stabilität» des Konzerns sichergestellt werden, erklärte Finanzvorstand Levin Holle. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise seien in ihrer genauen Höhe aber noch nicht absehbar.
Diese Krise «stellt natürlich auch die Deutsche Bahn vor bisher nicht gekannte Herausforderungen», erklärte Aufsichtsratschef Michael Odenwald. Der ehemalige Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium war am Mittwoch in einer digitalen Sitzung des Aufsichtsrats bis 2025 als Vorsitzender des Gremiums bestätigt worden. Er sei sicher, den «Kampf» gegen das Virus zu gewinnen: Der Bahn «gehört unverändert die Zukunft».