Der Schweizer Arbeitsmarkt war nicht so stark von der Coronakrise betroffen wie befürchtet. Nun will Avenir Suisse die Rückkehr zum regulären System.
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Gerüstbauer bei der Arbeit. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kurzarbeit hat in der Schweiz eine Entlassungswelle verhindert.
  • Der Arbeitsmarkt ist insgesamt gut durch die Coronakrise gekommen.
  • Nun will Avenir Suisse aber, dass die beschlossenen Massnahmen fallen.

Der Schweizer Arbeitsmarkt hat sich während der Coronakrise erstaunlich gut entwickelt. Dank der Kurzarbeit ist die befürchtete Entlassungswelle ausgeblieben. Nun sei es aber an der Zeit, die im Zuge der Krise für den Arbeitsmarkt beschlossenen Massnahmen wieder fallen zu lassen und zum regulären System zurückzukehren, fordert die Denkfabrik Avenir Suisse.

Mit Blick auf die wichtigsten Indikatoren habe sich die Coronakrise kaum negativ auf den hiesigen Arbeitsmarkt ausgewirkt, schreibt Avenir Suisse in einer am Freitag veröffentlichten Studie.

Die Erwerbsquote habe nur während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 spürbar abgenommen und der Anstieg der Arbeitslosenquote sei vergleichsweise moderat ausgefallen.

Einige Personengruppen stärker betroffen

Es gab aber coronabedingt auch negative Entwicklungen: So ging laut Avenir Suisse das Arbeitsvolumen, also die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden, im vergangenen Jahr mit 3,7 Prozent deutlich stärker als in vorherigen Rezessionen zurück. Und nicht alle Arbeitnehmende seien von der Krise gleichermassen betroffen gewesen.

Am härtesten hätten junge Erwachsene, selbständig Erwerbende und Angestellte in tiefen Pensen die Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommen, heisst es weiter.

Und auch wenn nur begrenzt sei zu einer «She-cession», einer Rezession vorwiegend zulasten der Frauen, gekommen. So habe die Pandemie erneut gezeigt, dass die Erwerbstätigkeit der Frauen stärker auf konjunkturelle Verwerfungen reagiere als das bei Männern der Fall ist.

Kurzarbeit als wichtiges Instrument

Der Rettungsanker am Schweizer Arbeitsmarkt war während der Krise die Kurzarbeit. Während des ersten Lockdowns seien bis zu einem Viertel der Beschäftigten in Kurzarbeit gewesen und ohne dieses Instrument wären wohl 120'000 Arbeitsplätze verloren gegangen, so die Studie.

Laut Avenir Suisse wäre die Arbeitslosenquote ohne Kurzarbeit im zweiten Quartal 2020 bis auf 5,5 Prozent anstatt nur 3,3 Prozent geklettert.

Die Kurzarbeit berge allerdings auch Gefahren, warnen die Avenir Suisse-Experten. Sie schiebe die Arbeitslosigkeit nur auf und sei kostspieliger Strukturerhalt. Vor diesem Hintergrund seien etwa die Ausweitung der Bezugsdauer von Arbeitslosengeld auf 24 Monate und die Erhöhung der Entschädigung für niedrige Einkommen auf 100 Prozent des Lohnausfalls kritisch zu sehen.

Avenir Suisse will flexibleres Arbeitsgesetz

Kritik äussert Avenir Suisse ausserdem an der seit Beginn der Pandemie verlängerten Bezugsdauer von Arbeitslosengeld um bis zu 180 Tagelder. Dadurch verlängere sich die Verweildauer der Betroffenen in der Arbeitslosigkeit. Eine schnelle Rückkehr zum regulären System sei angebracht, lautet die Forderung der Denkfabrik.

Eine weitere Forderung ist jene für ein flexibleres Arbeitsgesetz. Denn im heutigen Gesetzestext gebe es Konzepte und Begriffe, die veraltet und mit dem technologischen Wandel obsolet geworden seien. Schliesslich habe sich der Trend hin zum Homeoffice mit der Pandemie beschleunigt und es sei davon auszugehen, dass in Zukunft vermehrt von zu Hause aus gearbeitet werde.

Das Arbeitsgesetz schränke ausdrücklich die Arbeitszeitsouveränität und die Autonomie der Beschäftigten ein, kritisiert Avenir Suisse. Das erschwere die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und müsse in künftigen Revisionen korrigiert werden.

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