Geht es um Echtpelz, gehen die Emotionen hoch. In Luzern wird wieder ein Modehaus Opfer eines Shitstorms, weil es echten Pelz verkauft.
Ist Echtpelz in der Mode noch tragbar? Trendforscherin, Marta Kwiatkowski erklärt die Hintergründe den Shitstorm. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Luzerner Modehaus steht wegen Echtpelz am Pranger.
  • Die Trendforscherin glaubt, Transparenz werde zunehmend wichtiger.

Die Reaktionen sind sehr heftig und unter der Gürtel-Linie. «Drecksladen, ihr solltet euch schämen». Oder: «Zu Tode gequälte Tiere - Pfui». Das Luzerner Modehaus Kofler wird mit solchen Kommentaren auf den Sozialen Netzwerken bombardiert. Der Auslöser: Das Haus verkauft in seinen über zehn Filialen in der Zentralschweiz echte Pelz-Gilets oder -Kragen. Nun rufen hunderte von Usern im Internet zum Boykott auf.

Echter Pelz wird von vielen Menschen verpönt.
Echter Pelz wird von vielen Menschen verpönt. - Keystone

Bei Tieren wirds umso emotionaler

Der Shitstorm gegen Kofler ist kein Einzelfall. Immer wieder werden Modehäuser aufgrund ihres Echtpelz-Verkaufes an den Pranger gestellt. Konsequenzen gezogen hat beispielsweise das Warenhaus Jelmoli, welches ab Frühling 2019 keinen echten Pelz mehr verkauft. Auch weltweit bekannte Marken wie Ralph Lauren, Gucci oder Tommy Hilfiger verzichten mittlerweile auf echten Pelz von Tieren.

Kleiderläden geraten wegen Echtpelz immer mehr unter Druck, beobachtet Maria Kwiatkowski vom Gottlieb Duttweiler Institut. Die Trendforscherin begründet das mit dem Phänomen von Social Media. «Es ist heute viel einfacher, sich quasi einer Antipelz-Gruppe einzuordnen und so eine Position zu beziehen», sagt Kwiatkowski zu Nau. Bei Pelz seien die Diskussionen besonders emotional, da es «um Tiere, um Natur» gehe. Dasselbe erlebe man beispielsweise auch bei Fleischkonsum gegen Veganismus.

Es geht nicht um Moral, sondern Transparenz

Kwiatkowski glaubt, dass die Transparenz immer wichtiger wird. Als Beispiel nennt sie die britische Kette «Marks & Spencer», welche eine digitale Plattform errichtet habe. Auf dieser kann man via Strichcode auf dem Kleidungsstück den ganzen Produktionsprozess nachverfolgen, «bis zur Schneiderin in Bangladesh». Da die Luzerner Modekette nur ihren Echtpelz deklariert hat, «hat sie somit das Problem adressiert». Stattdessen könne man bei einer Jacke auch beispielsweise die Daunen im Futter deklarieren.

Dass Echtpelz ganz aus dem Verkauf verschwinden wird, wagt die Forscherin zu bezweifeln. Denn: «Das Problem im Ganzen liegt in der Masse.» Somit werde Echtpelz in der Massenproduktion wohl auch weiterhin heiss diskutiert. Die Frage liege mehr darin, was der Konsument wolle. Und da glaubt Kwiatkowski, gehe es vermehrt um die Transparenz.

Shitstorm in Luzern wegen Echtpelz in der Mode-Branche
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