Wirtschaftsverbrechen werden häufig von eigenen Mitarbeitern begangen. Wegen dem Imageverlust wird häufig nicht angezeigt – dafür ermitteln private Forensiker.
Die Experten von KPMG glauben zu wissen, warum Mitarbeiter ihre Firma betrügen. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem «Forensic Fraud Barometer» misst die KPMG Wirtschaftsverbrechen in der Schweiz.
  • Die Schadenssumme und die Anzahl der Fälle haben 2018 abgenommen.
  • In rund 50 Prozent der Fälle kommen die Täter aus der Firma, meist aus dem Management.

Gefälschte Bilanzen, Spionage oder falsche Zahlungen. Die Liste der Wirtschaftsdelikte in der Schweiz ist lang. Brisant: Die grösste Gefahr geht von den eigenen Mitarbeitenden aus.

Der Wirtschaftsprüfer KPMG Schweiz stellte heute den «Forensic Fraud Barometer 2018» vor. Eine Statistik über die Wirtschaftsdelikte des Landes.

Anzahl Fälle und der Gesamtschaden sind 2018 zurückgegangen. Kein Grund für Entwarnung sagt Matthias Kiener, der Leiter Forensik bei KPMG Schweiz.

«Ich gehe davon aus, dass das Phänomen der Wirtschaftskriminalität zunehmen wird», so der private Ermittler. Die KPMG ermittelt ausschliesslich auf Auftrag.

«Forensic Fraud Barometer» die Schadenssumme über die Jahre
«Forensic Fraud Barometer» die Schadenssumme über die Jahre. - kpmg

Das Kader betrügt am meisten

Besonders bitter für die Firmen: die Täter kommen immer häufiger aus dem Unternehmen selbst. «In der Regel sind es Mitarbeiter aus den eigenen Reihen, die in die Tasche greifen», sagt Kiener. Am häufigsten sei es dabei das Kader, das betrügt.

Statistik Wirtschaftskriminalität
Die Täter der Wirtschaftsverbrechen 2018 - fast 50 Prozent kommen aus der Firma. - kpmg

Es sei von einer hohen Quote auszugehen, die gar nie aufgedeckt wird. Viele Fälle werden von privaten Ermittlern wie etwa KPMG aufgedeckt. Zur Anzeige gebracht werden nur rund zehn Prozent der Fälle.

Ausführliches Interview mit Matthias Kiener, Forensik KPMG Schweiz. - Nau

Die Polizei rät zur Anzeige

Dass private Firmen bei solchen Delikten ermitteln, beobachtet auch Andrea Höhener, Leiterin Wirtschaftskriminalität bei der Kantonspolizei Zürich. «Wohl auch, weil die Firma einen Reputationsschaden befürchtet, gerade wenn die Mitarbeiter das eigene Nest beschmutzen», so Höhener.

Die Ermittlerin rät aber in jedem Fall eine Anzeige zu machen. Denn nur die Polizei habe die Möglichkeit von Zwangsmassnahmen und könne vielleicht auch Geld zurückholen.

Ausführliches Interview mit Andrea Höhener, Wirtschaftskriminalität der Kapo Zürich. - Nau
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